Vatikangipfel vertieft Wirtschaftsethik
Im Mittelpunkt der Veranstaltung am 9. Juni stand die Frage, wie die Ethik, verstanden als Wohlverhalten im größtmöglichen Sinn, Unternehmen prägen kann, deren Agieren sich auf die Umwelt, die neue Technologien und aktuelle soziale Fragen auswirkt. Das Gespräch drehte sich um vier Hauptsäulen: die menschliche Wirtschaft, die Tech-Ökonomie, die Klima-Ökonomie und die Impact Economy.
„Wir haben versucht, Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft einzubeziehen - Politiker, Wirtschaftswissenschaftler, Professoren, Unternehmer", sagte der aus Kalifornien stammende Priester Philip Larrey, Dekan der philosophischen Fakultät der Päpstlichen Lateranuniversität, Spezialist für Technologie und Digitales sowie Mitorganisator der Veranstaltung.
„Wirtschaftsethik ist das Verständnis dessen, was wir in der Geschäftswelt nach den Grundsätzen von richtig und falsch tun. Fast alle sind sich einig, dass man Unrecht vermeiden und Gutes tun muss, aber wir sind uns nicht immer einig darüber, was gut und was falsch ist. Deshalb haben wir versucht, verschiedene Rahmenwerke zu entwickeln, die im Wesentlichen auf philosophischen Überlegungen beruhen.“
Vor allem Ansätze der Philosophen John Stuart Mill, Immanuel Kant, Aristoteles und Konfuzius kamen bei der Veranstaltung in der Päpstlichen Akademie zur Sprache. Die Debatte kreiste darum, wie sich die ethischen Erkenntnisse dieser vier auf die Geschäftswelt heute anwenden lassen. Eine drängende Frage, so Scott O'Neil, Geschäftsführer des Unternehmens Merlin Entertainments, das in Großbritannien rund 120 große Freizeiteinrichtungen betreibt. „Das, was jetzt in der Welt passiert, drängt Geschäftsführer, Unternehmer und Führungskräfte - natürlich in Partnerschaft mit lokalen Regierungen - dazu, herauszufinden, wie wir zusammenarbeiten werden. Es gibt ernste Probleme, die wir gemeinsam lösen müssen. Und ich bin der Ansicht, dass die Unternehmen den Löwenanteil dieser Arbeit leisten können.“
O'Neill betonte einen Punkt, den auch Papst Franziskus oft formulierte: Im Mittelpunkt der Wirtschaft steht der Mensch, nicht umgekehrt. „Das ist gut für die Wirtschaft", erklärte O'Neill diese Perspektive. Denn wer heute ein Unternehmen leite, werde für seine oder ihre Überzeugungen und Werte zur Rechenschaft gezogen. Genau das bringe die Führungskräfte dazu, „Kulturen und Umgebungen zu schaffen, die gut sind. Sie sind gut für die Mitarbeiter, sie sind gut für unsere Kunden - und sie sind wunderbar für die Welt. Und ich denke, dass diese Dreierkombination uns voranbringen wird.“
Christiana Falcone, Vorstandsmitglied der Denkfabrik „Core", die den Gipfel organisiert hat, würdigte ihrerseits den Beitrag von Kardinal Peter Turkson, des Präsidenten der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. „Die Tatsache, dass er uns an die Idee des Guten erinnerte - die er als guten Wohlstand, guten Planeten und gute Menschen bezeichnete – hat uns auf einfache, aber tiefgreifende Weise daran erinnert, uns zu fragen: War das gut? War das richtig? Und das sind grundlegende ethische Fragen, die wir in den Vorstandsetagen vergessen haben."
(vatican news – gs)
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