Kardinal Parolin: Christen im Nahen Osten brauchen Freiheit
Paolo Ondarza und Mario Galgano – Vatikanstadt
Ein Aufruf, alles zu tun, um den Jesuiten Paolo Dall'Oglio und alle anderen Vermissten – laut UN 120.000 Menschen – in diesen Kriegsjahren in Syrien zu finden: Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Heiligen Stuhls, erneuerte diesen Appell am Samstagabend, dem 29. Juli, in der Kirche Sant'Ignazio di Loyola in Rom während einer Messe, die zehn Jahre nach der Entführung des italienischen Priesters gefeiert wurde.
Die vielen Entführungen
Die Gedanken des Kardinals galten auch den Erzbischöfen Boulos Yazigi, griechisch-orthodoxer Metropolit, und Youhanna Ibrahim, syrisch-orthodoxer Metropolit, von denen man seit dem 22. April 2013 nichts mehr gehört hat, aber auch zwei Priestern, dem armenisch-katholischen Geistlichen Michael Kayal und dem griechisch-orthodoxen Geistlichen Issab Mahfoud. Beide werden seit dem 9. Februar 2013 vermisst. Kardinal Parolin forderte dazu auf, die Bemühungen zu intensivieren, um sie zu finden. Falls sie nicht mehr lebten, brauche es die Möglichkeit „zu weinen und ihnen ein würdevolles Begräbnis zu ermöglichen“. Dies sei „eine Geste der Barmherzigkeit, die niemandem verweigert werden kann“, so Parolin.
Pater Paolo Dall'Oglio habe es gewagt, „sich in die syrische Wüste zu begeben und Brücken des Dialogs mit den Muslimen zu bauen“, erinnerte Parolin. Dall´Oglio sei „vom Glauben an Christus und von der Liebe zu seinen Brüdern beseelt“ gewesen. Der Glaube, so präzisierte Parolin weiter, „entspringt nicht einem vagen intellektuellen Festhalten an der historischen Figur Jesu, sondern einer persönlichen Begegnung mit ihm“.
Gedanken für Christen im Nahen Osten
Kardinal Parolin bekräftigte seine Nähe zu den Christen im Nahen Osten und forderte alle auf, über den Begriff der Minderheit hinauszugehen. Dann warnte er:
„Die christliche Präsenz im Nahen Osten darf nicht einfach nur toleriert werden. Christen in Syrien, wie auch in Palästina, im Libanon, in Israel, im Irak und in allen anderen Nationen, sind Bürger, denen alle Freiheiten garantiert werden müssen, sie sind Teil dieser Völker mit eigenem Recht und haben immer zu ihrer Kultur beigetragen, aber auch für die wirtschaftliche und politische Entwicklung mit ihrem Engagement und ihrer Kompetenz.“
„Lasst uns nicht aufhören, um die Gnade des Trostes zu bitten“, forderte der Kurienkardinal erneut und erinnerte an „das gemarterte Syrien, wie der Heilige Vater Franziskus es oft nennt“ und wünschte, dass „die Wunden gebrochener Herzen geheilt, die Gefangenen befreit werden.“ Die Bedrängten sollten getröstet, die verödeten und verwüsteten Städte wieder aufgebaut, so der Wunsch Parolins.
Eine Botschaft, die es zu bewahren gilt
Vor der Messe erinnerte der Kardinalstaatssekretär, auf Journalistenfragen antwortend, an die ständigen Bemühungen des Heiligen Stuhls, Pater Dall'Oglio zu finden: „Seine Botschaft des Friedens und des Dialogs muss lebendig gehalten werden“, so Parolin. Dall´Oglios Gemeinschaft in Syrien sei genau für den Dialog mit dem Islam gegründet worden. Damit weist Parolin auf die Klostergemeinschaft von Deir Mar Musa hin, die 1982 in der syrischen Wüste gegründet wurde, wo die Jesuiten die Ruinen des alten Klosters San Moses dem Abessinier entdeckt hatten.
(vatican news)
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