Vor 200 Jahren: Brandinferno in St. Paul vor den Mauern
Im Juli 1853 sollten das undichte Dach und defekte Dachrinnen repariert werden. Offenbar übersahen die beiden damit beauftragten Spengler nach Beendigung ihrer Arbeit noch vorhandene Glut, die bei den Schweißarbeiten benötigt wurde. Als der Brand ausbrach, war das angrenzende Kloster unbewohnt. Die Mönche der Benediktiner-Abtei waren zuvor, wie jeden Sommer, in den kühleren Palast San Calliisto in Trastevere umgezogen.
Ein Landwirt schlägt Alarm
Bemerkt wurde das Feuer von Giuseppe Perna, einem Landwirt. Er wurde auf das Brüllen seiner Kühe aufmerksam, die in der Reihe der Basilika auf der Weide standen. Man vermutet, dass eine kleine Arbeitspfanne, die die Schweißer bei ihren Arbeiten einsetzten, durch einen Windstoß umgekippt war und die darauf unbemerkt noch glühende Kohle das Feuer ausgelöst hatte. Zwei hinzueilende Kleriker waren machtlos, konnten jedoch vom Glockenturm aus Alarm schlagen.
Die Feuerwehr konnte nur zusehen
Doch obwohl die Feuerwehrleute aus der St.-Ignatius-Kaserne sich sofort auf den Weg machte, traf sie mit ihren drei Pferdewagen erst zwei Stunden nach Ausbruch des Brandes ein. Gegen das Inferno, das sich ihnen bot, konnten diese nichts mehr ausrichten. Fünf Stunden lang brannte die Basilika, die zu den sieben Pilgerkirchen Roms gehört. Das Dach wurde vollständig zerstört, ebenso ein großer Teil des Inneren der Kirche. Wie durch ein Wunder aber stürzte das Querschiff nicht ein und das aus dem Mittelalter stammende Ziborium von Arnolfo Di Cambio blieb verschont.
Viele Römer beobachteten den verheerenden Brand, Künstler hielten ihn auf Bildern fest. Nur der Papst, der als junger Mann Mönch in St. Paul war, erfuhr nichts von der „verhängnisvollen Schande“, wie Chronisten anschließend den Brand nannten. Denn Pius VII. lag nach einem neun Tage zuvor erlittenen Oberschenkelbruch im Sterben, und Kardinalstaatssekretär Ettore Consalvi wollte ihm die bittere Nachricht ersparen.
Weltweite Solidarität
Pius‘ Nachfolger Leo XII. nahm danach die Wiederaufbau von St. Paul vor den Mauern in Angriff. In seiner Enzyklika Ad Plurimas vom 25. Januar 1825, dem Fest der Bekehrung des Heiligen Paulus, rief der Papst die Gläubigen zur finanziellen Mithilfe auf. Der Erfolg dieses Aufrufs war beeindruckend. Nicht nur Katholiken, sondern auch Orthodoxe und Muslime beteiligten sich an dem Projekt. Königshäuser aus Ägypten schickten Fenster und Alabastersäulen, Zar Nikolaus I. Blöcke aus Malachit und Lapislazuli.
30 Jahre dauerte die Sanierung. Am 10. Dezember 1854 weihte Pius IX. die wiederaufgebaute Basilika ein, umgeben von Kardinälen und Bischöfen, die zur Verkündung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis nach Rom gekommen waren.
Mit Material von Alessandro De Carolis
(rv - mch)
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