Atompilz Atompilz  (©lukszczepanski - stock.adobe.com)

Vatikan zu Nuklearwaffen: „Die Welt muss ihren Kurs ändern“

In einem Tweet am Welttag für die nukleare Abrüstung am Dienstag hat Papst Franziskus erneut betont, dass der Besitz von Atomwaffen unmoralisch sei. „Bei der Bedrohung durch Atomwaffen sind wir alle immer Verlierer!“, so Franziskus in einem Post auf der Plattform X. Ähnlich äußerte sich Erzbischof Paul Richard Gallagher vor den Vereinten Nationen in New York.

Die Vertreter der Vereinten Nationen kamen aus Anlass des Welttages für die vollständige Beseitigung von Kernwaffen zu einer Veranstaltung zusammen. Dabei wies der vatikanische „Außenminister“ darauf hin, dass das Risiko eines atomaren Konfliktes mit allen unwägbaren Folgen derzeit so hoch wie seit Generationen nicht mehr sei, während die Staaten gleichzeitig ungehinderte Aufrüstung betrieben, um nukleare Abschreckung zu erzeugen. Doch die dafür aufgewendeten Ressourcen fehlten letztlich dafür, dringende Entwicklungsprobleme anzugehen – was zu einer Schwächung der weltweiten Rüstungskontroll- und Abrüstungsarchitektur und zu zunehmender Missachtung der Verpflichtungen des Atomwaffensperrvertrages führe.

Weltweite Sicherheit bröckelt

„Die Welt muss ihren Kurs ändern“, so der Appell Gallagher. Er wies mit den Worten des Papstes darauf hin, dass das Ziel der „vollständigen Abschaffung von Atomwaffen“ sowohl eine „Herausforderung“ als auch ein „moralischer und humanitärer Imperativ“ sei. Bei der zweiten Tagung der Staaten, die dem Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW) von 2021 beigetreten sind, erhoffe sich der Heilige Stuhl weitere Schritte hin zu positiven Verpflichtungen auf der Grundlage des Wiener Aktionsplans. Dabei sollten – ungeachtet ihrer Position zu besagtem Abkommen - auch Staaten unterstützend wirken, die „auf nukleare Abschreckung angewiesen sind“, bekräftigte der Vatikandiplomat, der in diesem Zusammenhang auch zur Wiederbelebung anderer Maßnahmen zur nuklearen Abrüstung einlud. Dazu zählten die „Verabschiedung von No-first-use-Politiken“, „bilaterale Rüstungskontrollprozesse“, das „Inkrafttreten des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT)“ und die „Aufnahme von Verhandlungen für Verträge über spaltbares Material und negative Sicherheitsgarantien“.

Erzbischof Gallagher am Dienstag vor der UNO-Generalversammlung
Erzbischof Gallagher am Dienstag vor der UNO-Generalversammlung

„Atomwaffen vermitteln ein falsches Gefühl von Sicherheit“

„Atomwaffen vermitteln ein falsches Gefühl von Sicherheit, das auf einer ,Mentalität der Angst‘ beruht und katastrophale humanitäre und ökologische Folgen haben kann“, so das Fazit des Vatikanvertreters. Die vollständige Abschaffung von Atomwaffen könne nur durch kollektive Anstrengungen umgesetzt werden, die gegenseitiges Vertrauen zur Voraussetzung hätten. Die internationale Gemeinschaft müsse „weiterhin nach Wegen suchen, um die kooperative Sicherheit zu diesem Zweck zu verbessern“.

Besitz von Atomwaffen unmoralisch

Auch Papst Franziskus hatte über seinen Account @pontifex_de beim Nachrichtendienst „X“ erneut darauf hingewiesen, dass bereits der „Besitz von Atomwaffen“ unmoralisch sei.

„Der Besitz von Atomwaffen ist unmoralisch, denn - wie Johannes XXIII. in der Enzyklika Pacem in terris feststellte - es ist nicht ausgeschlossen, dass unversehens ein Kriegsbrand entstehen kann. Bei der Bedrohung durch Atomwaffen sind wir alle immer Verlierer!“, so der Papst am Dienstag über den Kurznachrichtendienst.

Prophetische Mahnung in Pacem in terris

Eine ähnliche Aussage hatte er bereits 2019 bei seinem Besuch am Friedens-Denkmal im japanischen Hiroshima geäußert, und auch damals hatte er sich an den Worten seines Vorgängers Johannes XXIII. in dessen Enzyklika „Pacem in terris“ von 1963 orientiert. „Wie können wir Frieden anbieten, wenn wir beständig die Drohung eines Atomkrieges als legitimes Mittel zur Konfliktlösung einsetzen?“, so Franziskus bei der damaligen Gelegenheit, nachdem er Zeugnisse von Überlebenden des Atombombenabwurfs im Zug des Zweiten Weltkrieges durch die US-Streitkräfte gehört hatte.

Überhaupt nutzt Franziskus die Worte seines Vorgängers in dessen Enzyklika immer wieder für eine Untermauerung seiner eigenen Friedensappelle. So hatte er jüngst in einer Botschaft an die Teilnehmer eines Kongresses zum 60. Jahrestag des Erscheinens des päpstlichen Schreibens in der Casina Pio IV auch dazu eingeladen, die „prophetische Mahnung von Papst Johannes XXIII. in Pacem in Terris“ zu hören. In derselben Botschaft rief der Papst dazu auf, die Vision „lebendig zu halten“, dass „eine Welt ohne Atomwaffen möglich und notwendig ist“. Auch an dieser Stelle wiederholte er seine Überzeugung, dass „die Nutzung der Atomenergie zu Kriegszwecken unmoralisch ist, ebenso wie der Besitz von Atomwaffen unmoralisch ist.“

(vatican news - cs)

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27. September 2023, 10:06