Weltsynode: Liebe ohne Wahrheit ist nur Ideologie
Mario Galgano – Vatikanstadt
Einige Bedürftige haben in Begleitung von Kardinal Konrad Krajewski am Dienstag mit dem Papst zu Mittag gegessen, berichtete Kommunikations-Präfekt Paolo Ruffini bei der Pressekonferenz an diesem Mittwoch. Sie wären sozusagen zu einer Art „circolo minore“ geworden, da der Papst von ihnen hören wollte, was sie von der Weltsynode und von der Kirche halten und denken. Der Sozialbeauftragte Krajewski habe mit dem Treffen einen konkreten Beitrag für die derzeit stattfindende Weltsynode geben wollen, erläuterte Ruffini vor den Journalisten.
Die Synodenteilnehmerinnen und -teilnehmer hätten auch die tagesaktuellen Weltgeschehen im Blick. So habe Kardinal Arthur Roche, Präfekt des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, in der Morgenmeditation über die Bedeutung des Friedens gesprochen, ausgehend von der Gewaltwelle im Nahen Osten und in Osteuropa. Ruffini erinnerte beim Journalistentreffen an die Papstappelle bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch.
Niemand ist weniger Wert
Die Synodensprecherin Sheila Leocádia Pires stellte dann beim Presse-Briefing die Themen vor, die bei den Gesprächen am Dienstagnachmittag und Mittwochvormittag behandelt wurden. Es ging unter anderem um den Umgang der Kirche mit den Armen und Ausgeschlossenen. Auch der Umgang der Kirche mit Migranten, Flüchtlinge und Frauen sei explizit angesprochen worden, so Leocádia Pires. Missbrauchsopfer seien wieder ein Thema gewesen. Niemand sei „weniger wert“ als die anderen, wurde mehrmals wiederholt.
Die Soziallehre der katholischen Kirche sei als Orientierungshilfe hervorgehoben worden, so die Synodensprecherin. Die liturgischen Unterschiede und verschiedenen Riten seien „Schönheit und Reichtum“ der Kirche. Die Weltsynode habe auch die Aufgabe, diese unterschiedlichen Seiten der Kirche hervorzuheben und Wege zu finden, wie diese Verschiedenheiten besser zusammenwirken könnten. Die Synodenmütter und – väter hätten deshalb die Bedeutung der Ökumene hervorgehoben. Ökumene sei ein wichtiger Teil einer synodalen Kirche, sagte Ruffini.
„Wahrheit ohne Liebe geht nicht“, unterstrich Ruffini weiter. Damit ging er auf ein weiteres Thema der Gespräche ein: es wurde allgemein das Thema der Sexualität behandelt und wie die Kirche damit umgehen sollte. Es hätte Stimmen gegeben, die eine Änderung – insbesondere im Bezug auf Homosexualität – verlangten, andere hingegen betonten, dass die Kirche bereits ausführlich und in genügender Weise das Thema „Sexualität“ angehe.
Umgang mit Missbrauch in der Kirche
Zu diesem Themenkomplex gehörte auch der Umgang mit Missbrauch in der Kirche. Dieser müsse weiterhin angegangen, bekämpft und die Opfer unterstützt werden, hob Ruffini hervor. Ausführlich auf das Thema ging der Erzbischof von Québec, Kardinal Gérald Cyprien Lacroix, ein. „Wir brauchen uns alle gegenseitig“, so der kanadische Kardinal. Die Synode solle eine Mode des Zusammengehens werden, so sein Wunsch. Sich gegenseitig zuhören, solle zum „guten Brauch“ in der Kirche werden. Auf diese Weise könnten die Herausforderungen der Welt besser angegangen werden.
Als Stimme des Randes verstand sich eigener Aussage zufolge die Synodenteilnehmerin Grace Wrakia aus Papua-Neuguinea. Ihr Land sei ein Sinnbild einer Gemeinschaft, die „sehr bunt, unterschiedlich und wenig bekannt“ sei. Dennoch sei für alle auf der ozeanischen Insel klar, dass man nur „in Harmonie“ miteinander leben könne, „um vorwärts zu gehen“.
Eine weitere Stimme aus der Synodenaula beim Pressebriefing war der Italiener Luca Casarini, der jedoch kein Stimmrecht hat. Sein Zeugnis als Vertreter von „Mediterranea Saving Humans”, der Seenotrettungsorganisatione, die mit dem einzigen privaten italienischen Schiff im Mittelmeer vertreten ist, um Flüchtlinge und Migranten zu retten, wollte abermals aufzeigen, dass die Nächstenliebe über die Kirchenzugehörigkeit hinausgehe und dass „konkrete Liebe“ und der „Mut zur Wahrheit“ einander bedürften, um den bedrückten und bedrohten Menschen beizustehen.
(vatican news)
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