Kardinal Turkson in Davos: Wandel geht langsam vonstatten
Mario Galgano und Christine Seuss - Vatikanstadt
„Was wir traditionell immer gedacht haben, ist, Unternehmen dazu zu ermutigen, nicht nur auf die Produktion von Waren zu zielen, die wirklich gut sind, sondern auch bei der Produktion darauf zu achten, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen und die Ergebnisse ihrer Arbeit mit der Welt auf inklusive Weise zu teilen. Aber noch wichtiger ist es, an die Zukunft zu denken und Nachhaltigkeit zu betreiben“, so Turkson, der im Auftrag des Papstes bereits seit einigen Jahren an den Treffen in Davos teilnimmt.
„Wir müssen vielleicht die Möglichkeit in Betracht ziehen, die Wirtschaft zu verändern, was heißt, anstatt immer zu versuchen, die Profite zu maximieren, darauf zu zielen, die Profite optimal zu gestalten. Das heißt: Das Ziel sind nicht immer die Zahlen, also wie viel du umsetzt, sondern auch der allgemeinen Wert dessen, was du tust, und welche Auswirkungen es auf die Gesellschaft und das menschliche Leben hat“, so Kardinal Turkson am Rand des Gipfels.
„Nachhaltigkeit“ funktioniere aber nur, wenn die beständigen Werte im Blick behalten würden, die in Zusammenhang mit der menschlichen Person stünden, nicht mit dem Wert eines Produkts oder eines kurzfristigen Profits. Wie Katholiken und Menschen guten Willens auf konkrete Weise dazu beitragen könnten, habe die Päpstliche Akademie für Sozialwissenschaften, deren Kanzler Turkson ist, bereits in dem Dokument Mensuram Bonam über nachhaltige Investitionen dargelegt, erläutert der Kardinal: „Unser katholischer Glauben und die Sozialprinzipien der Kirche sind die Richtlinien. Und in dem Dokument wird die Transition von Maximierung zu Optimierung ausgearbeitet“, so Turkson, der als Gewinn nicht nur die Zahlen, sondern auch die positiven Auswirkungen auf Mitmenschen und Gesellschaft verstanden wissen will.
Ein langsamer Prozess
Dabei handele es sich jedoch um einen langsamen und mühsamen Prozess, räumt er ein: „Das erste Mal, als wir eine Papstbotschaft hierher nach Davos brachten, 2014, sprach der Papst über Armut und lud Unternehmer ein, die bereits diese Erfahrungen gemacht hatte, dabei zu helfen, Arme aus der Armut zu holen. Dieses Jahr handelte die Botschaft des Heiligen Vaters wieder von Armut, nicht von Künstlicher Intelligenz, über die hier alle sprechen. Er sprach über Armut, denn die menschliche Person als Zentrum von Industrie und Entwicklung ist eine Frage von Besitz, Wohlstand, oder Elend. In diesem Jahr ist eines der Ziele von Professor Schwab auch die Bildung von Vertrauen. Du kannst Vertrauen nicht ohne Gerechtigkeit bilden. Also, du musst auch auf die andere Seite schauen, und das hat er auch in dem Gespräch hervorgehoben, das wir gestern hatten.“
Zerstören, was schadet
Auf der anderen Seite sei auch in Davos die Erkenntnis gereift, dass wirklicher Wandel zerstörend wirke, betont Turkson: „Aber es handelt sich um eine Zerstörung, die den Aufbau von etwas Neuem ermöglicht, und das ist unser Ziel. Lasst uns etwas zerstören, das nicht hilft, um etwas Neues zu bauen, das hilft. Das ist unsere Hoffnung, aber das wird nach und nach geschehen.“
Die Tatsache, dass Menschen guten Willens nach Davos kämen, bereit, neue Botschaften aufzunehmen und sich auf Wandel einzulassen, sei jedenfalls ein gutes Zeichen, schließt Kardinal Turkson optimistisch.
(vatican news)
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