Fastenpredigt: Jesus nachfolgen ist fast ein Synonym für den Glauben
Mario Galgano – Vatikanstadt
Der Souffleur spreche die Worte leise, um von den Zuschauern nicht gehört zu werden, und auch der Heilige Geist spreche „leise“, so Kardinal Raniero Cantalamessa. Im Gegensatz zu menschlichen Souffleuren spreche der Heilige Geist jedoch nicht zu den Ohren, sondern zum Herzen; er gebe die Worte des Evangeliums nicht mechanisch vor, wie aus einem Drehbuch, sondern erkläre sie, passe sie an, wende sie auf Situationen an, fügte der Kapuziner an und erläuterte:
„Wir sprechen natürlich von den ´Eingebungen des Geistes´, den sogenannten ´guten Eingebungen´. Die Treue zu den Eingebungen ist der kürzeste und sicherste Weg zur Heiligkeit. Wir wissen nicht von Anfang an, was die Heiligkeit, die Gott von jedem von uns will, konkret ist; Gott allein kennt sie und offenbart sie uns im Laufe des Weges. Deshalb reicht es nicht aus, ein klares Programm der Vollkommenheit zu haben und es dann schrittweise zu verwirklichen.“
Die Bedeutung des „fast“
Jesus nachfolgen sei fast ein Synonym für den Glauben an ihm, doch dieses „fast“ sei wichtig, so Cantalmessa in der vatikanischen Audienzhalle in Anwesenheit des Papstes:
„Es gibt kein identisches Modell der Vollkommenheit für alle. Gott macht keine Heiligen in Serie, er mag kein Klonen. Jeder Heilige ist eine neue Erfindung des Heiligen Geistes. Gott kann von einem das Gegenteil von dem verlangen, was er von einem anderen verlangt. Daraus folgt, dass der Mensch, um Heiligkeit zu erreichen, nicht einfach allgemeine Regeln befolgen kann, die für alle gelten. Er muss auch verstehen, was Gott von ihm, und nur von ihm, verlangt.“
Die Bedeutung für Kirchenverantwortliche
Wenn die Annahme von Eingebungen für jeden Christen wichtig sei, so sei sie für diejenigen, die in der Kirche Leitungsaufgaben hätten, von entscheidender Bedeutung, so der Kardinal in seiner fünften Betrachtung in der Fastenzeit im Vatikan. Nur so könne der Geist Christi seine Kirche selbst durch ihre menschlichen Vertreter leiten. Und dann schloss Cantalamessa seine Überlegungen folgendermaßen ab:
„Es ist nicht notwendig, dass alle Passagiere eines Schiffes mit den Ohren am Schiffsradio kleben, um Signale über den Kurs, mögliche Eisberge und Wetterbedingungen zu empfangen, aber es ist unerlässlich für die Verantwortlichen an Bord. Aus einer ´göttlichen Eingebung´, die der heilige Papst Johannes XXIII. mutig annahm, wurde das Zweite Vatikanische Konzil geboren. Auf die gleiche Weise wurden nach ihm weitere prophetische Gesten geboren, deren sich diejenigen, die nach uns kommen, bewusst sein werden.“
(vatican news)
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