Petrus (4): Unsere Radio-Akademie
Fast alles, was wir vom nachösterlichen Petrus wissen, steht in der Apostelgeschichte. Und das setzt fulminant ein. Am Pfingsttag, nach dem Herabkommen des Heiligen Geistes, ist er der erste, der hinausgeht und predigt.
„Da trat Petrus auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden: Ihr Juden und alle Bewohner von Jerusalem! Dies sollt ihr wissen, achtet auf meine Worte! Diese Männer sind nicht betrunken, wie ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde am Tag; sondern jetzt geschieht, was durch den Propheten Joël gesagt worden ist: In den letzten Tagen wird es geschehen, / so spricht Gott: / Ich werde von meinem Geist ausgießen / über alles Fleisch. / Eure Söhne und eure Töchter werden prophetisch reden, / eure jungen Männer werden Visionen haben / und eure Alten werden Träume haben… Mit Gewissheit erkenne also das ganze Haus Israel: Gott hat ihn zum Herrn und Christus gemacht, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.“
Er wartet nicht erst ab, ob da noch was kommt
Man kann sich, wenn man diesen Text hört, doch eines leisen Zweifels nicht erwehren. Spricht so ein Fischer, den wir nicht als großen Schriftkundigen kennengelernt haben? Eher nicht. Aber andererseits, dieses Gleich-rausgehen und anfangen-zu-predigen, das ist typisch Petrus, daran erkennen wir ihn. Er wartet nicht ab, ob da noch was kommt, nach den Feuerzungen vom Himmel. Er geht raus und legt los. Der erste Jünger, den Jesus berufen hat, der erste Zeuge der Auferstehung, er ist auch der erste Missionar.
Schade allerdings, dass wir für unser Bild vom nachösterlichen Petrus vor allem auf das angewiesen sind, was Lukas in seiner Apostelgeschichte erzählt. Denn das wirkt generell ein bisschen zu glatt, zu sehr auf heroisch gebürstet. Es gibt kein Schwanken und Danebenhauen mehr bei diesem Petrus, so wie Lukas ihn darstellt: Er wirkt Wunder wie einst Jesus, und er verliert den Mut auch nicht, als der Hohe Rat ihn und Johannes nach der Heilung eines Gelähmten vorlädt.
„Sie riefen sie herein und verboten ihnen, jemals wieder im Namen Jesu zu verkünden und zu lehren. Doch Petrus und Johannes antworteten ihnen: Ob es vor Gott recht ist, mehr auf euch zu hören als auf Gott, das entscheidet selbst. Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben.“
„Wir können unmöglich schweigen…“
Sätze, wie in Marmor gemeißelt. „Wir können unmöglich schweigen…“ Das ist in seiner Starrheit doch weit von den farbigen Schilderungen entfernt, wie Petrus einst, als er noch mit Jesus über die Dörfer zog, nervige Fragen stellte. Wie er mit dem Schwert auf einen Knecht einhieb. Oder wie er, im See versinkend, „Herr, rette mich“ schrie. Dieser Apostelgeschichten-Petrus ist ein Abziehbild, ohne die Frische, die diesen Mann eigentlich kennzeichnete. Kein Wunder, dass Lukas den Petrus nach Kapitel 15, also ungefähr auf halber Strecke, sang- und klanglos aus seinem Buch verschwinden lässt. Da teilt, jedenfalls von der Apostelgeschichte aus gesehen, Petrus gewissermaßen das Schicksal des hl. Josef, des Nährvaters Jesu; der ist im Lukasevangelium auch auf einmal weg.
Der Eindruck, dass Lukas das Petrusbild weichspült, stützt sich auf handfeste Indizien. So schildert er den Apostel auch als den, der auf eine Vision hin als erster unter den Nichtjuden, den Heiden, zu missionieren beginnt. Und der beim ersten handfesten Streit in der jungen Kirche für die Taufe von Nichtjuden und die Tischgemeinschaft mit ihnen eintritt. Das wäre ein schöner Primat: Petrus, der Missionar unter den Heiden. Wir wissen aber, dass das anders war. Wir haben das aus erster Hand: von Paulus...
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(vatican news – sk)
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