Glaubendikasterium: Grünes Licht für Pilgerfahrten in Kalabrien
In Folge der Umsetzung der neuen Normen werden in jüngster Zeit auch vermehrt Bescheide früherer Entscheidungen, die bisher nicht öffentlich waren, publik. Um eine Übernatürlichkeit festzustellen, muss laut den neuen Normen der Papst ein entsprechendes Verfahren genehmigen. Es ist also nun eher Norm, dass das Dikasterium in der Regel die Übernatürlichkeit eines Phänomens nicht mehr offiziell erklärt.
„In der säkularisierten Welt, in der wir leben und in der so viele ihr Leben ohne jeglichen Bezug zur Transzendenz verbringen, sind die Pilger, die zum ,Santuario dello Scoglio' kommen, ein starkes Zeichen des Glaubens", so Kardinal Victor Manuel Fernández, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, zum Madonnenheiligtum in Kalabrien. Der Vatikan veröffentlichte diesen Dienstag das Antwort-Schreiben des Kardinals an den Bischof von Locri-Gerace, Francesco Oliva, das auf den 3. Juni datiert ist.
In dem Schreiben wird das „Nihil obstat bestätigt", das der zuständige Ortsbischof in Bezug auf die Ereignisse rund um das Marien-Heiligtum „Nostra Signora dello Scoglio" in seiner Diözese, genauer gesagt in Santa Domenica di Placanica, in Kalabrien vorgeschlagen hatte. Ein „Nihil Obstat" bedeutet laut den neuen Normen des Glaubensdikasteriums: Keine Gewissheit über die übernatürliche Echtheit, aber doch Anzeichen für ein Wirken des Heiligen Geistes. Damit steht Pilgerfahrten zu dem Heiligtum nichts im Weg; auch wenn mit Blick auf die mögliche Übernatürlichkeit keine Aussage getroffen wird.
Pilgern ja, Übernatürlichkeitserklärung nein
Gleichzeitig mit der Veröffentlichung des Schreibens des Dikasteriums wurde das Dekret des Bischofs von Locri-Gerace mit dem „Nihil obstat" veröffentlicht. Es ermöglicht, den „pastoralen Wert zu würdigen und die Verbreitung dieses spirituellen Angebots zu fördern, auch durch eventuelle Pilgerfahrten, Versammlungen und Gebetstreffen". Die Gläubigen „sind ermächtigt", dem Kult „in umsichtiger Weise ihre Zustimmung zu geben". All dies bedeute jedoch „keine Erklärung des übernatürlichen Charakters des Phänomens" und „die Gläubigen sind nicht verpflichtet, daran zu glauben". Bischof Oliva erklärte bezüglich auf das Heiligtum: „Die Früchte des christlichen Lebens sind bei denen, die den Wallfarhtsort besuchen, offensichtlich". Es gebe Gebete, Bekehrungen, einige Berufungen zum Priestertum und zum Ordensleben, Zeugnisse der Nächstenliebe sowie eine „gesunde Frömmigkeit und andere geistliche Früchte", ohne „kritische oder riskante Elemente, geschweige denn Probleme".
Kardinal Fernández erinnert daran, dass eine „richtige Verehrung Marias, der Mutter Jesu, der Mutter der Kirche und unserer Mutter, so zum Ausdruck kommen muss, dass unangemessene Formen der Verehrung und die Verwendung unangemessener Marientitel ausgeschlossen werden." Es gehe um eine „Verehrung in einer klaren christologischen Perspektive" gemäß dem kirchlichen Lehramt. Wenn die „Madonna dello Scoglio" für Pilger „zum klaren Ausdruck der Barmherzigkeit des Herrn wird", so der Präfekt des Glaubensdikasteriums, sei dies „ein Weg, um die eigene Unzulänglichkeit bei der Bewältigung der Mühen des Lebens und ihr brennendes Bedürfnis und Verlangen nach Gott zu erkennen. In einem so kostbaren Glaubenskontext kann eine erneuerte Verkündigung des Kerygmas diese Erfahrung des Geistes noch mehr erhellen und bereichern", so Kardinal Fernández.
Mehr zur „Madonna dello Scoglio"
In Santa Domenica di Placanica soll am 11. Mai 1968 Cosimo Fragomeni, einem bescheidenen 18-jährigen Bauern, die Jungfrau Maria erschienen sein. Der ersten Erscheinung, so erzählt Cosimo, ging angeblich ein Lichtstrahl voraus, der von einem Sandsteinfelsen in der Nähe des Hauses des jungen Mannes kam und sich in den folgenden vier Tagen erneut zeigte. In den Botschaften, von denen Cosimo berichtet, lädt die Jungfrau zur Bekehrung und zum Gebet ein und bringt ihren Wunsch zum Ausdruck, den kalabrischen Ort in ein großes Zentrum der Spiritualität zu verwandeln, in dem die Menschen der Barmherzigkeit Gottes begegnen können. Cosimo rodete das Gebiet um den Felsen und schuf in ihm eine Nische, in der eine in Carrara gekaufte Madonnenstatue aufgestellt werden konnte.
Von der einfachen Kapelle zum Diözesan-Heiligtum
Der Ort wurde bald zum Ziel für Pilger aus ganz Italien und sogar aus dem Ausland. Zunächst gab es nur eine einfache Kapelle, aber der zunehmende Pilgerstrom veranlasste den Bau einer großen Wallfahrtskirche. Cosimo trat 1987 dem Dritten Orden der Franziskaner bei. Am 7. Dezember 2008 verfügte der damalige Bischof von Locri-Gerace, Giuseppe Fiorini Morosini, dass die „Madonna dello Scoglio" der Betreuung seiner Diözese unterstellt wird. Am 22. Mai 2013, während einer Generalaudienz auf dem Petersplatz, bat Bruder Cosimo in Begleitung des Bischofs Papst Franziskus darum, den Grundstein für die Errichtung des Scoglio-Heiligtums zu segnen. Am 11. Februar 2016 erhob der neue Bischof von Locri-Gerace, Francesco Oliva, das Heiligtum zum „Diözesanheiligtum" mit dem Titel „Nostra Signora dello Scoglio".
In seinem aktuellen Schreiben betont Kardinal Fernández, dass das Heiligtum das Interesse vieler Gläubiger „aller Kategorien, insbesondere der Leidenden und Kranken", auf sich gezogen habe. Der Ort sei immer mehr zum Gegenstand der Aufmerksamkeit, des andächtigen Besuchs und von Wallfahrten „unter der Aufsicht des zuständigen Ordinarius" geworden, „wodurch sich eine intensive geistliche Aktivität des Gebets und des Zuhörens festigte".
(vatican news - sst)
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