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 Die Royal Courts of Justice in London Die Royal Courts of Justice in London  (© Royal Courts of Justice)

Vatikan-Vertreter sagt bei Prozess zu London-Immobilie aus

Ein hochrangiger Vertreter des vatikanischen Staatssekretariats, Erzbischof Edgar Peña Parra, wird in den nächsten Tagen als Zeuge bei einem Prozess in London erwartet. Es geht um dubiose Geschäfte mit einer Londoner Luxus-Immobilie, die das Staatssekretariat Millionen gekostet hatten. Bei einem Gerichtsverfahren dazu im Vatikan war der Finanzberater Raffaele Mincione in erster Instanz vom Vatikan-Gericht wegen Geldwäsche, Veruntreuung und Korruption verurteilt worden.

Salvatore Cernuzio und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt 

Das Gerichtsverfahren der Royal Courts of Justice in London, bei dem der Substitut des Staatssekretariats,  Erzbischof Peña Parra, nun als Zeuge aussagt, läuft seit dem 24. Juni. Das Verfahren wurde nach einer 2020 eingereichten Zivilklage Minciones eingeleitet. Er erhofft sich davon die Feststellung des Londoner Gerichts, dass er bei den Transaktionen mit dem Heiligen Stuhl zum Kauf und Verkauf des Londoner Gebäudes „in gutem Glauben" gehandelt habe. Das Staatssekretariat hingegen hat stets den überhöhten Preis der Immobilie und auch Sondervollmachten angefochten, die der Finanzier bei den verschiedenen Transaktionen über die Verträge hinaus erhalten hatte.

Hier Hören: Vatikan-Vertreter sagt als Zeuge bei Prozess zu London-Immobilie aus (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

Beim Vatikan-Prozess rund um die für den Vatikan so verlustreiche Londoner-Immobilie in der Sloane Avenue war Mincione einer von zehn Angeklagten. Er wurde im Dezember 2023 im Vatikan wegen Geldwäsche, Veruntreuung und Korruption zu 5 Jahren und 6 Monaten Haft sowie 8.000 Euro Geldstrafe und Ausschluss von öffentlichen Ämtern auf Lebenszeit verurteilt. Auch das Bundesbeschwerdegericht in der Schweiz hatte dazu ein Urteil gefällt und die Beschlagnahmung von fast 100 Millionen Euro bei einigen Angeklagten, darunter Mincione, für die Jahre 2021-22 bestätigt. 

Prozess im Vatikan, Dezember 2023
Prozess im Vatikan, Dezember 2023

Im Dezember ging Vatikan-Prozess zu Ende

Im Zusammenhang mit dem Londoner Immobiliengeschäft, das zu den Millionen-Verlusten für den Vatikan geführt hat, fand von Juli 2021 bis Dezember 2023 im Vatikan ein Strafprozess gegen zehn Angeklagte statt. Darunter war auch auch ein Kardinal - Angelo Becciu, früherer Substitut des Staatssekretariats während des dubiosen London-Deals. Becciu wurde zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt sowie zu einer Geldstrafe von 8.000 Euro. Becciu war der prominenteste Angeklagte im Vatikanprozess und überhaupt der erste Kardinal, der sich vor einem Vatikangericht verantworten musste.

London-Prozess: Peña Parra als Zeuge 


Beim Prozess in London wird nun Erzbischof Edgar Peña Parra vom Staatssekretariat als Zeuge auftreten. Er soll bei drei Anhörungen -  die für den 4., 5. und 8. Juli angesetzt sind - vor den britischen Richtern aussagen und berichten, was er zu den strittigen Finanzoperationen weiß. Peña Parra hatte im Oktober 2018 von Kardinal Becciu die Amtsgeschäfte im Staatsekretariat übernommen. Er habe damals keinerlei Übergabe erhalten und sei erst nach und nach den Hintergründen des Londoner Immobiliendeals auf die Spur gekommen, hatte Peña Parra im Vatikan-Prozess ausgesagt. Er sprach damals in diesem Zusammenhang von einem „Kreuzweg“. Im Vatikan-Prozess hatte der Substitut des Stasstsekretariats auch von „absoluter Täuschung“ gesprochen, der man in Zusammenhang mit dem Deal aufgesessen sei.  

Erzbischof Peña Parra
Erzbischof Peña Parra

Die Anwälte des Staatsekretariats betonen, dass Peña Parra mit der Angelegenheit betraut wurde, als sie sich bereits dem Ende zuneigte, und daher nur über ein „sehr begrenztes" Wissen über die Vergangenheit verfüge. „Daher stützt sich das Staatssekretariat in diesem Prozess auf eine Kombination aus dokumentarischen Beweisen und Fragen, die Mincione und anderen im Kreuzverhör vorgelegt werden müssen." Die Anwälte des Staatsekretariats erklären zudem, dass „die zentrale Frage", nämlich der reale Marktpreis der Immobilie und damit verbunden die Frage, ob das Staatssekretariat zu viel gezahlt hat, bei der Zivilklage Minciones nicht auftauche. Er wolle „dieser Frage offenbar absichtlich ausweichen".

Staatssekretariat hat umfassende Verteidigungsschrift verfasst

Die Anwälte des Staatssekretariats haben zum London-Prozess eine mehr als 80 Seiten umfassende Verteidigungsschrift verfasst. Darin weisen sie zunächst auf den Zeitpunkt von Minciones Klage hin, die jener am 16. Juni 2020 eingereicht hatte -  als „von der Justizbehörde des Staates Vatikanstadt und dem Büro des Kirchenanwalts aufgrund einer Reihe von schweren Finanzverbrechen, deren Opfer das Staatssekretariat war", längst Untersuchungen gegen den Geschäftsmann liefen.

Um dieses Gebäude in London drehen sich die Verfahren
Um dieses Gebäude in London drehen sich die Verfahren

„Schwere Finanzverbrechen, deren Opfer das Staatssekretariat war“

Die Ermittlungen des Kirchenanwalts, so das Staatssekretariat, „führten unter anderem zum Einfrieren eines Teils von Minciones Vermögen in der Schweiz und zur Anklageerhebung gegen Mincione und andere wegen Betrugs, Geldwäscherei und Veruntreuung von Geldern. Zu den Mitangeklagten gehören Angestellte und Beauftragte des Staatssekretariats, darunter auch einige, die direkt an Transaktionen im Zusammenhang mit der Immobilie (dem Gebäude in der Sloane Avenue) beteiligt waren."

Die Anwälte weisen auch darauf hin, dass die Klage Minciones in London einige Tage nach der Verhaftung des Maklers Gianluigi Torzi im Vatikan (13./14. Juni 2020) eingereicht wurde, der, so das Staatssekretariat,  „Teil einer kriminellen Verschwörung war, die (zusammen mit Herrn Mincione und anderen) unrechtmäßige Mittel einsetzte, um das Staatssekretariat zu betrügen".

(vatican news)

 

 

 

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03. Juli 2024, 10:17