Vatikan-Vertreter sagt bei Prozess zu London-Immobilie aus
Salvatore Cernuzio und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Das Gerichtsverfahren der Royal Courts of Justice in London, bei dem der Substitut des Staatssekretariats, Erzbischof Peña Parra, nun als Zeuge aussagt, läuft seit dem 24. Juni. Das Verfahren wurde nach einer 2020 eingereichten Zivilklage Minciones eingeleitet. Er erhofft sich davon die Feststellung des Londoner Gerichts, dass er bei den Transaktionen mit dem Heiligen Stuhl zum Kauf und Verkauf des Londoner Gebäudes „in gutem Glauben" gehandelt habe. Das Staatssekretariat hingegen hat stets den überhöhten Preis der Immobilie und auch Sondervollmachten angefochten, die der Finanzier bei den verschiedenen Transaktionen über die Verträge hinaus erhalten hatte.
Beim Vatikan-Prozess rund um die für den Vatikan so verlustreiche Londoner-Immobilie in der Sloane Avenue war Mincione einer von zehn Angeklagten. Er wurde im Dezember 2023 im Vatikan wegen Geldwäsche, Veruntreuung und Korruption zu 5 Jahren und 6 Monaten Haft sowie 8.000 Euro Geldstrafe und Ausschluss von öffentlichen Ämtern auf Lebenszeit verurteilt. Auch das Bundesbeschwerdegericht in der Schweiz hatte dazu ein Urteil gefällt und die Beschlagnahmung von fast 100 Millionen Euro bei einigen Angeklagten, darunter Mincione, für die Jahre 2021-22 bestätigt.
Im Dezember ging Vatikan-Prozess zu Ende
Im Zusammenhang mit dem Londoner Immobiliengeschäft, das zu den Millionen-Verlusten für den Vatikan geführt hat, fand von Juli 2021 bis Dezember 2023 im Vatikan ein Strafprozess gegen zehn Angeklagte statt. Darunter war auch auch ein Kardinal - Angelo Becciu, früherer Substitut des Staatssekretariats während des dubiosen London-Deals. Becciu wurde zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt sowie zu einer Geldstrafe von 8.000 Euro. Becciu war der prominenteste Angeklagte im Vatikanprozess und überhaupt der erste Kardinal, der sich vor einem Vatikangericht verantworten musste.
London-Prozess: Peña Parra als Zeuge
Die Anwälte des Staatsekretariats betonen, dass Peña Parra mit der Angelegenheit betraut wurde, als sie sich bereits dem Ende zuneigte, und daher nur über ein „sehr begrenztes" Wissen über die Vergangenheit verfüge. „Daher stützt sich das Staatssekretariat in diesem Prozess auf eine Kombination aus dokumentarischen Beweisen und Fragen, die Mincione und anderen im Kreuzverhör vorgelegt werden müssen." Die Anwälte des Staatsekretariats erklären zudem, dass „die zentrale Frage", nämlich der reale Marktpreis der Immobilie und damit verbunden die Frage, ob das Staatssekretariat zu viel gezahlt hat, bei der Zivilklage Minciones nicht auftauche. Er wolle „dieser Frage offenbar absichtlich ausweichen".
Staatssekretariat hat umfassende Verteidigungsschrift verfasst
Die Anwälte des Staatssekretariats haben zum London-Prozess eine mehr als 80 Seiten umfassende Verteidigungsschrift verfasst. Darin weisen sie zunächst auf den Zeitpunkt von Minciones Klage hin, die jener am 16. Juni 2020 eingereicht hatte - als „von der Justizbehörde des Staates Vatikanstadt und dem Büro des Kirchenanwalts aufgrund einer Reihe von schweren Finanzverbrechen, deren Opfer das Staatssekretariat war", längst Untersuchungen gegen den Geschäftsmann liefen.
Die Ermittlungen des Kirchenanwalts, so das Staatssekretariat, „führten unter anderem zum Einfrieren eines Teils von Minciones Vermögen in der Schweiz und zur Anklageerhebung gegen Mincione und andere wegen Betrugs, Geldwäscherei und Veruntreuung von Geldern. Zu den Mitangeklagten gehören Angestellte und Beauftragte des Staatssekretariats, darunter auch einige, die direkt an Transaktionen im Zusammenhang mit der Immobilie (dem Gebäude in der Sloane Avenue) beteiligt waren."
Die Anwälte weisen auch darauf hin, dass die Klage Minciones in London einige Tage nach der Verhaftung des Maklers Gianluigi Torzi im Vatikan (13./14. Juni 2020) eingereicht wurde, der, so das Staatssekretariat, „Teil einer kriminellen Verschwörung war, die (zusammen mit Herrn Mincione und anderen) unrechtmäßige Mittel einsetzte, um das Staatssekretariat zu betrügen".
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.