Synodenbriefing: Ein neuer Schritt in einem alten Prozess
Mario Galgano - Vatikanstadt
Am Freitagnachmittag werden sich die Arbeitsgruppen der Weltsynode zusammentreffen, um sich mit den zentralen Themen auseinanderzusetzen und an konkreten Schritten zu arbeiten. Die Herausforderungen seien groß, aber die Synode sei geprägt von einer neuen Offenheit und einem dynamischen Ansatz, der die Einheit in der Vielfalt betone, so Kardinal Luis José Rueda, Erzbischof von Bogotá. Er sieht die Weltsynode als eine Weiterentwicklung früherer kirchlicher Reformbemühungen. „Es ist nicht mehr nur eine Synode der Bischöfe", erklärt er, „sondern ein Prozess, der alle Gläubigen einschließt."
Die derzeitige Synode knüpfe an den Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils an, welches die synodale Methode als eine Form der Zusammenarbeit innerhalb der Kirche etabliert habe. Die lange benötigte Entwicklung dieses Prozesses zu einem modernen Ansatz werde durch die Weltsynode greifbarer, erläuterte Bischof Luis Marín de San Martín vom Synodensekretariat. Er sieht den aktuellen Wandel als eine notwendige Anpassung, die sowohl die Tradition als auch das Lehramt und die Heilige Schrift berücksichtigt. Dabei geht es nicht um theoretische Erörterungen, sondern um konkrete Schritte zur Umsetzung in der kirchlichen Praxis.
Erneuerung und konkrete Herausforderungen
Die Synodalität, die konkrete Maßnahmen und Verantwortung fördern soll, werde durch den Austausch zwischen verschiedenen Kontinenten und Kulturen bereichert, hob Kardinal Jean-Marc Aveline aus Marseille an. Er unterstrich, dass der synodale Stil konkrete Ergebnisse hervorbringen könne, indem Entscheidungen im gemeinsamen Dialog getroffen werden. „Wir haben bereits kontinentalen Austausch gepflegt, um uns auf diese Weltsynode vorzubereiten", betonte er. Dabei wurden etwa die Rolle der Bischofskonferenzen und die Dezentralisierung kirchlicher Strukturen erörtert.
Für Kardinal Stephen Ameyu Martin Mulla aus dem Südsudan ist die synodale Reise nicht nur eine theologische oder organisatorische Frage, sondern eine Überlebensfrage. Angesichts der Herausforderungen durch Kriege, Klimakrise und Migration seien gemeinsame Lösungen notwendig. „Wir können diese Probleme nicht isoliert betrachten, sie betreffen uns alle", so der Kardinal.
Die Weltkirche als Wegbegleiterin
Kardinal Rueda betonte, dass die Kirche in Lateinamerika eine Geschichte des Leidens und der Hoffnung erlebe. Die Synode sei eine Gelegenheit, Dialog und Versöhnung in den Mittelpunkt zu stellen und den Menschen in schwierigen sozialen und politischen Kontexten beizustehen. Dies gelte besonders für Migranten, die auf ihrem Weg in den Norden oft Gefahren und dem Tod ausgesetzt seien. „Synodalität bedeutet, gemeinsam zu hören und zu handeln", sagte er.
Ähnlich äußerte sich auch Kardinal Aveline, der von der Dringlichkeit sprach, die Kirchen im Mittelmeerraum stärker zu vernetzen, insbesondere in Ländern, die von Krieg und humanitären Krisen betroffen sind. Ein Netzwerk, das Theologen, Bürgermeister, Bischöfe und weitere Akteure verbindet, könne dabei helfen, Antworten auf die komplexen Herausforderungen der Region zu finden, wie beispielsweise Migration, Korruption und Kriminalität. Die Vorschläge reichen von theologischen Netzwerken bis hin zu neuen Formen der Zusammenarbeit bei der Unterstützung von Migranten.
Einheit durch Vielfalt – Synodalität als Antwort auf globale Probleme
Die Debatte um die Rolle der Ostkirchen und die Frage eines gemeinsamen Ostertermins unterstreicht die Bedeutung einer kirchlichen Einheit, die Unterschiede respektiert. Die Weltsynode betont, dass Vielfalt nicht als Hindernis, sondern als Bereicherung gesehen werden sollte. Paolo Ruffini, Präfekt des Dikasteriums für Kommunikation, hob hervor, was bei den Gesprächen am Donnerstag gesagt wurde: dass die verschiedenen kulturellen und theologischen Traditionen einen Schatz für die gesamte Kirche darstellen.
Auch die Frage nach der Stellung der Frau in der Kirche wurde intensiv diskutiert. Sheila Leocádia Pires von der Bischofskonferenz des südlichen Afrikas betonte, dass bei den Synodengesprächen gesagt wurde, dass Frauen eine entscheidende Rolle in der Kirche spielen sollten, insbesondere im Hinblick auf die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. „Die Kirche ist keine Männersache", so Pires, „und Inklusion ist eine Grundvoraussetzung, um die Kirche erneuern zu können."
Ein langwieriger Weg zur Erneuerung
Die ersten Entwürfe des Abschlussdokuments sind in Arbeit, doch konkrete Ergebnisse werden erst in der nächsten Woche erwartet. Kardinal Aveline äußerte sich optimistisch, dass die Zusammenarbeit zu einem guten Ergebnis führen werde, betonte jedoch, dass Anpassungsfähigkeit erforderlich sei. Der Prozess sei nicht abgeschlossen, sondern Teil eines ständigen Erneuerungswegs.
Kardinal Ameyu aus dem Südsudan warnte davor, Probleme wie Polygamie oder soziale Ungerechtigkeit isoliert zu betrachten. Die Kirche müsse gemeinsam Antworten finden, die sowohl lokale als auch weltweite Lösungen bieten. Es sei wichtig, dass die Weltsynode offen bleibe und die Stimmen aller Gläubigen berücksichtige.
Die Weltsynode setze ein Zeichen für eine Kirche, die sich nicht mit starren Strukturen begnüge, sondern sich aktiv auf die Suche nach Wegen zur Erneuerung begebe. Sie zeige, dass der synodale Weg zwar lang und mit Herausforderungen gespickt sei, aber durch die Bereitschaft zum Zuhören und zum gemeinsamen Handeln konkrete Fortschritte erzielt werden können, so die Gesprächspartner gegenüber den Journalisten im Vatikan.
(vatican news)
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