Kardinal Hollerich bei der Synode Kardinal Hollerich bei der Synode  (ANSA)

Weltsynode: Kardinal Hollerich fordert lokale Verwurzelung

Die Synodenarbeit im Vatikan nähert sich mit der Diskussion des dritten Teils des Grundlagendokuments einem entscheidenden Punkt. Kardinal Jean-Claude Hollerich rief an diesem Dienstagmorgen in der Audienzhalle dazu auf, die lokale Dimension der Kirche in den Mittelpunkt zu rücken.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Bei der Weltsynode zur Synodalität im Vatikan hat Kardinal Jean-Claude Hollerich einen eindringlichen Appell an die Teilnehmer gerichtet, den letzten Teil des „Instrumentum laboris“ ebenso entschlossen anzugehen wie die vorhergehenden Kapitel. In seiner Ansprache am Dienstagvormittag, während der zehnten Sitzung der „Circuli minori“, hob er hervor, dass die Synode nun an einem entscheidenden Punkt angelangt sei, an dem es darum gehe, „die Perspektive der Orte“ einzunehmen und die Vielfalt der Kontexte zu berücksichtigen, in denen der Glaube gelebt werde.

Hollerich betonte, dass die Kirche ohne Verwurzelung in einem spezifischen Ort und einer Kultur nicht vollständig verstanden werden könne. Dies bedeute jedoch nicht, dass die Kirche einem Partikularismus verfallen solle. Vielmehr gelte es, die „Konkretheit zur Geltung zu bringen“, in der der gemeinsame Glaube in Raum und Zeit sichtbar werde. Angesichts der heutigen Realität, in der Zugehörigkeit zunehmend dynamischer und weniger geografisch festgelegt sei, müssten die Kirchenstrukturen überdacht werden, um den missionarischen Auftrag neu zu erfüllen.

Die Weltsynode im Vatikan
Die Weltsynode im Vatikan

Die Herausforderung der Ortskirchen

Ein zentrales Anliegen des dritten Teils des Synodendokuments sei laut Hollerich die Berücksichtigung der Beziehungen zwischen verschiedenen Orten und Kulturen innerhalb der Kirche. Diese seien nicht voneinander getrennt, sondern stünden in einem ständigen Austausch, der die Einheit der gesamten Kirche stärken solle. Die Vielfalt der kirchlichen Gemeinschaften, die sich aus der lateinischen Kirche und den orientalischen Kirchen zusammensetzen, sowie die Verbindungen zwischen den Diözesen und Eparchien seien Ausdruck einer reichen Tradition des Gebens und Nehmens.

Hollerich erinnerte daran, dass die Synode auch dazu da sei, dem Papst Ratschläge dazu zu geben, wie er und die römische Kurie ihren Dienst heute effektiver gestalten könnten. Es sei ein Moment der „parresia“, also des offenen und mutigen Sprechens, in dem die realen Bedürfnisse des Volkes Gottes aus den verschiedenen Regionen der Welt angesprochen werden sollten.

Bedeutung für die Mission der Kirche

Obwohl viele Themen des aktuellen Synodenmoduls auf den ersten Blick technisch und weit entfernt vom Alltag der Gläubigen erscheinen könnten, zeigte sich Hollerich überzeugt, dass sie für die Mission der Kirche in der heutigen Welt von entscheidender Bedeutung seien. Die theologisch-pastoralen Foren, die im Verlauf der Synode stattfänden, sollten dazu beitragen, die Relevanz dieser Themen klar herauszustellen und zu verdeutlichen, wie die Kirche auf die Herausforderungen der modernen Gesellschaft reagieren könne.

Das aktuelle Modul der Synodenarbeit fordere jeden Teilnehmer dazu auf, die eigene Erfahrung zu reflektieren und den Blick zu weiten. Hollerich rief die Anwesenden dazu auf, sich umzuschauen und den Raum zu erfassen, in dem sie seit fast zwei Monaten arbeiteten. Dabei sei es wichtig, die entstandenen Beziehungen zu würdigen, die nicht auf die Mauern des Vatikans begrenzt seien, sondern sich über die gesamte Kirche und die Welt erstreckten.

Wege zur Erneuerung der Kirche

Ein entscheidendes Ziel der Synodenarbeit in den kommenden Tagen sei es, Wege zu finden, wie die gewonnenen Erfahrungen und der Reichtum der synodalen Begegnungen dem gesamten Volk Gottes zugänglich gemacht werden könnten. Hollerich betonte, dass es nicht darum gehe, alle Gläubigen physisch in die Audienzhalle zu bringen. Vielmehr müsse die synodale Dynamik auf neue Weise in den Alltag der Ortskirchen integriert werden. Dazu seien organisatorische und institutionelle Veränderungen notwendig, um den Geist der Synodalität überall erlebbar zu machen.

Die Erneuerung der Kirche müsse sich nicht nur auf eine Anpassung bestehender Strukturen beschränken, sondern auch die Entwicklung neuer Formen des kirchlichen Lebens umfassen, die eine lebendige Teilhabe ermöglichen. Hollerich unterstrich, dass der synodale Weg mehr als eine bloße methodische Veränderung sei; er solle Ausdruck einer neuen Art des Kircheseins werden, die auf Dialog, gemeinsamer Verantwortung und echter Begegnung basiere.

Ausblick auf die nächsten Schritte

Kardinal Hollerich schloss seine Rede mit dem Aufruf, die verbleibende Arbeit entschlossen anzugehen und die Erfahrungen der Synode als Ansporn für die Erneuerung der Kirchen weltweit zu nutzen. Die Synode biete eine einzigartige Gelegenheit, über institutionelle Grenzen hinauszublicken und den synodalen Weg zu einer treibenden Kraft für die kirchliche Erneuerung zu machen. „Unser Ziel ist es, Instrumente vorzuschlagen, die es dem Volk Gottes ermöglichen, an der Dynamik der synodalen Kirche teilzuhaben“, betonte er.

Damit habe die Weltsynode die Chance, einen Weg zu einer Kirche zu ebnen, die sich den Herausforderungen der modernen Welt nicht nur stellt, sondern sie aktiv gestaltet. Der Reichtum der gemachten Erfahrungen solle dabei nicht ein Privileg der wenigen sein, sondern als Impuls für eine tiefergehende und breit angelegte kirchliche Erneuerung dienen.

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

15. Oktober 2024, 12:05