Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei der COP29 in Baku Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei der COP29 in Baku 

Parolin bei COP29: Neue Finanzordnung für Klimagerechtigkeit nötig

Beim Klimagipfel COP29 in Baku fordert der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin radikale Schritte für Klimagerechtigkeit und weist auf eine „ökologische Schuld“ des globalen Nordens gegenüber dem Süden hin. In diesem Sinn plädiert er für einen Schuldenerlass und eine gerechtere Finanzarchitektur, die die ärmsten und schwächsten Länder unterstützen und den Menschen in den Mittelpunkt stellen sollte.

Mario Galgano - Vatikanstadt

In seiner Ansprache bei der 29. Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP29) in Baku rief Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin die internationale Gemeinschaft zu einem grundlegenden Wandel in der globalen Finanzordnung auf. Er sprach über die dringenden Notwendigkeiten und Herausforderungen der Klimakrise und hob die Rolle des Heiligen Stuhls im Kampf für eine gerechte und nachhaltige Welt hervor.

Zum Nachhören - was Kardinal Parolin sagte

Parolin betonte die Verantwortung der Industrieländer und sprach von einer „echten ökologischen Schuld, insbesondere zwischen dem globalen Norden und Süden, verbunden mit wirtschaftlichen Ungleichgewichten“. Die vergangenen Jahrzehnte hätten zu einer unverhältnismäßigen Ausbeutung natürlicher Ressourcen durch wohlhabende Nationen geführt und enorme ökologische Belastungen für weniger entwickelte Länder erzeugt.

Weltweit führende Politiker dabei

Der Klimagipfel COP29 versammelt weltweit führende Politiker und Vertreter aus Umwelt- und Wirtschaftsbereichen, um globale Lösungen für den Klimawandel zu diskutieren. Der Vatikan, vertreten durch Kardinal Parolin, will diese Plattform nutzen, um das Engagement der katholischen Kirche zu bekräftigen. Besonders Papst Franziskus habe sich als einer der einflussreichsten religiösen Stimmen im Kampf gegen die Umweltzerstörung etabliert, hieß es in den Medien des Gastgeberlandes. So wurde daran erinnert, dass das katholische Kirchenoberhaupt bereits 2015 mit seiner Enzyklika Laudato si’ ein starkes Zeichen gesetzt habe, in der er zur Sorge um das „gemeinsame Haus“ aufrief und die Menschheit an ihre kollektive Verantwortung gegenüber der Umwelt erinnerte. Seitdem hat der Heilige Stuhl immer wieder konkrete Maßnahmen und Umstellungen gefordert, um die Klimakrise zu bekämpfen.

Kardinal Parolin in Baku
Kardinal Parolin in Baku

Schuldenabbau und Schuldenerlass

In Baku forderte Parolin die reicheren Länder auf, „die Schwere so vieler ihrer Entscheidungen in der Vergangenheit anzuerkennen“. Dazu gehöre auch, den Schuldenabbau für stark verschuldete Länder zu ermöglichen, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage kaum Aussicht haben, ihre Schulden jemals zurückzuzahlen. Ein Schuldenerlass, so Parolin, sei „mehr als eine Frage der Großzügigkeit, es ist eine Frage der Gerechtigkeit“. Dieses Anliegen sei auch ein direkter Appell von Papst Franziskus, der für das Heilige Jahr 2025 einen dringenden Ruf zur Solidarität und zum Umdenken in sozialen und ökologischen Fragen ausgegeben habe.

Der Kardinal beschrieb wirtschaftliche und ökologische Schulden als „zwei Seiten derselben Medaille“ und erklärte, dass historische wirtschaftliche Ungleichgewichte den globalen Süden überproportional stark träfen. Viele arme Länder litten heute nicht nur unter der finanziellen Last, sondern auch unter den verheerenden Auswirkungen der Klimakrise, die ihre Anpassungs- und Entwicklungsmöglichkeiten massiv einschränke. Parolin betonte daher die Notwendigkeit, Lösungen zu entwickeln, die die ohnehin fragile ökonomische Lage dieser Länder nicht zusätzlich verschlechtern sollten.

„Deshalb ist es wichtig, eine neue internationale Finanzarchitektur anzustreben...“

Neue internationale Finanzarchitektur

Ein zentraler Punkt seiner Rede war der Aufruf zu einer neuen „internationalen Finanzarchitektur“, die „den Menschen in den Mittelpunkt stellt und auf den Grundsätzen der Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität basiert“. Diese neue Struktur müsse es allen Nationen ermöglichen, nachhaltige und kohlenstoffarme Entwicklungspfade zu verfolgen, bei denen der gemeinschaftliche Umgang mit Ressourcen im Vordergrund stehe. „Deshalb ist es wichtig, eine neue internationale Finanzarchitektur anzustreben“, so Parolin, „die wirklich für alle Länder sorgen kann, insbesondere für die Ärmsten und Schwächsten.“

„Wir tragen gemeinsam die Verantwortung, nicht nur für unsere eigene Zukunft, sondern für die Zukunft aller Menschen.“

Zum Abschluss bekräftigte Kardinal Parolin das Engagement des Heiligen Stuhls, die „ganzheitliche Ökologieerziehung“ weltweit zu fördern und das Bewusstsein für die Klimakrise zu schärfen. Er betonte, dass die Umweltherausforderung nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale und menschliche Frage sei. „Wir tragen gemeinsam die Verantwortung, nicht nur für unsere eigene Zukunft, sondern für die Zukunft aller Menschen“, appellierte er an die internationale Gemeinschaft.

(vatican news/ap)

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13. November 2024, 10:33