Jesuit Matteo Ricci als Missionar in China Jesuit Matteo Ricci als Missionar in China 

Kirche im Dialog: Lektionen von P. Matteo Ricci für China heute

Bei einer Konferenz in Rom hat der Hongkonger Kardinal Stephen Chow daran erinnert, wie Pater Matteo Ricci im 16. Jahrhundert Brücken zwischen Christentum und chinesischer Kultur baute. Der Kardinal betonte, dass auch heute Dialog und Empathie entscheidend seien, um das Christentum in China weiterzuentwickeln und die Sinisierung zu gestalten.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Am Freitag, 15. November, würdigte eine internationale Konferenz an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom das Vermächtnis von Pater Matteo Ricci, einem Jesuitenmissionar des 16. Jahrhunderts. Kardinal Stephen Chow, Bischof von Hongkong, hob Riccis Fähigkeit hervor, eine kulturelle Brücke zwischen Europa und China zu schlagen, und nannte ihn ein Vorbild für den heutigen Dialog zwischen Kirche und chinesischer Gesellschaft.

Pater Ricci, so der Kardinal, sei ein Symbol für „Inkulturation“ – die Fähigkeit, das Evangelium so zu verkünden, dass es mit der lokalen Kultur harmoniert. Dank Riccis intellektueller Stärke und seiner Offenheit wurde das Christentum in seiner Zeit nicht als Bedrohung, sondern als mit der chinesischen Kultur vereinbare Lehre wahrgenommen. Chow warnte jedoch, dass frühere Konflikte, wie das kirchliche Verbot der Ahnenverehrung, zu staatlicher Unterdrückung des Katholizismus führten.

Die Konferenz in Rom
Die Konferenz in Rom

Die Bedeutung der Sinisierung

Der Kardinal unterstrich die Herausforderungen, denen die katholische Kirche in China heute gegenübersteht. Der staatlich geförderte Prozess der „Sinisierung“, der religiöse Bewegungen stärker in die chinesische Kultur einbinden soll, sieht die Kirche zunehmend gezwungen, ihre Identität zu überdenken. „Die Sinisierung wird nicht verschwinden“, erklärte Chow. „Deshalb müssen wir in den Dialog treten.“ Die katholische Kirche müsse sich bemühen, nicht als „fremde Religion“ wahrgenommen zu werden, sondern als integraler Bestandteil der chinesischen Gesellschaft.

Chow wies darauf hin, dass ein konstruktiver Dialog Empathie erfordere, um gegenseitiges Verständnis zu fördern. Mit Blick auf die Geschichte der Kirche in China, die von Unterdrückung während der kommunistischen Herrschaft geprägt war, rief er dazu auf, sich vom Beispiel Riccis inspirieren zu lassen. Riccis Mut, Demut und Vertrauen auf den Heiligen Geist könnten der Schlüssel sein, um eine „wahrhaft chinesische Kirche“ zu schaffen, so der Kardinal.

Die Konferenz in Rom
Die Konferenz in Rom

Respekt für kulturelle Vielfalt fördern

Auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin betonte die Bedeutung Riccis für den aktuellen Dialog zwischen dem Vatikan und der Volksrepublik China. Er lobte die Bemühungen der letzten drei Päpste, den Respekt für kulturelle Vielfalt zu fördern, und bezeichnete Ricci als „prophetische Gestalt“, die den Weg für eine fruchtbare Begegnung zwischen Christentum und chinesischer Kultur ebnen könne.

Papst Franziskus, selbst Jesuit, habe Ricci mehrfach als Beispiel für eine „Kultur der Begegnung“ genannt, die für die Evangelisierung unerlässlich sei. In diesem Sinne sei Ricci nicht nur eine historische Figur, sondern ein Leuchtturm für die gegenwärtigen Bemühungen der Kirche, ihre Botschaft in einem sich wandelnden kulturellen Kontext zu verkünden.

Die Konferenz, die von der Gesellschaft Jesu und weiteren Institutionen organisiert wurde, erinnerte daran, wie Ricci durch seine Offenheit und Gelehrsamkeit Vertrauen und Respekt gewann. Dieses Erbe ist heute aktueller denn je, da die katholische Kirche nach Wegen sucht, in China Fuß zu fassen, ohne ihre Identität zu verlieren. „Vielleicht gibt es einen Weg, wie die Kirche in China wirklich eine chinesische Kirche sein kann“, sagte Kardinal Chow. „Wir müssen beten und den Heiligen Geist bitten, beide Seiten zu erleuchten.“

(vatican news/ucan)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

16. November 2024, 11:59