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Irland: Kirche fürchtet „Dammbruch beim Lebensschutz“

Es braucht mehr Mitgefühl und Begleitung für schwangere Frauen statt mehr Abtreibungen – das findet Irlands Kirche, die mit dem geplanten Referendum über das Abtreibungsgesetz einen Dammbruch in Sachen Lebensschutz befürchtet.

Anne Preckel und Lydia O´Kane - Vatikanstadt

Nur ein paar Monate vor dem katholischen Weltfamilientreffen Ende August in Dublin, zu dem auch Papst Franziskus erwartet wird, sollen die Iren abstimmen – und zwar darüber, ob der Lebensschutzartikel, der das Lebensrecht des ungeborenen Kindes mit dem der Mutter gleichstellt, aus der Verfassung gestrichen werden soll. Das irische Kabinett hatte am Montagabend für das Referendum Ende Mai gestimmt. Zugleich kündigte es einen Gesetzesentwurf an, der eine Legalisierung von Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche vorsehen soll.

Der Vorsitzende der Bioethik-Kommission der Irischen Bischofskonferenz, Bischof Kevin Doran von Elphin, warnt im Interview mit Vatican News vor einem Dammbruch in Sachen Lebensschutz: „Das einzige, was die Leute in diesem Referendum gefragt werden ist, den Schutz des Lebensrechtes zu kippen, was dann einer entsprechenden Abtreibungsgesetzgebung den Weg bereitet. Ich glaube, man muss hier ganz klar sein: Ziel des Referendums ist es, dort Abtreibungen zu ermöglichen, wo die Verfassung sie bislang nicht erlaubt.“

Legal sind Abtreibungen in Irland bislang nämlich nur, wenn das Leben der Mutter bedroht ist. Vor der Realität, dass viele Frauen für Abtreibungen ins Ausland reisten oder illegale und unsichere Methoden wählten, dürfe Irland die Augen nicht verschließen, warb der irische Ministerpräsident Leo Varadkar nach der Kabinettssitzung vom Montag für eine Liberalisierung des strengen Gesetzes, das Abtreibung auch nach Vergewaltigung, Inzest und schweren Missbildungen des Fötus nicht gestattet.

Für Bischof Doran muss der Schutz jedes ungeborenen Lebens in Irland unumstößlich bleiben. Er sieht mit der möglichen Streichung des Lebensschutz-Passus eine entscheidende Grenze überschritten: Wenn die Gesellschaft akzeptiere, dass ein Mensch das Recht habe, das Leben eines anderen zu beenden, „ist es nicht länger möglich, das Recht auf Leben als grundlegendes Menschenrecht für irgendjemanden zu beanspruchen“, warnt der Bioethiker. Doran ist überzeugt davon, dass die gleichen Argumente, die man jetzt zur Rechtfertigung der Abtreibung verwende, auch dazu dienen würden, das Leben von gebrechlichen älteren Menschen und Menschen mit erheblichen Behinderungen zu beenden.

Bestätigt sieht sich der Bischof in seiner Sorge mit Blick aufs Nachbarland Großbritannien. Dort würden Abtreibungen teils damit gerechtfertigt, die mentale Gesundheit der Frau sei in Gefahr – ein sehr weiches, dehnbares Argument. Ein ähnliches Szenario wie in Großbritannien, wo laut Angaben des Kirchenmannes eines von fünf Kindern abgetrieben werden, befürchtet Doran nun offenbar auch für Irland. „Die Regierung hat ja auf die Art der Gesetzgebung verwiesen, die sie einführen will, wenn der Lebensschutzartikel gekippt wird. Es geht da auch um das Recht auf Abtreibung ohne Bedingungen oder Begrenzungen bis zu 12. Schwangerschaftswoche. Und das könnte auch Abtreibungen wie in Großbritannien beinhalten, wo nicht unterschieden wird zwischen Gesundheit und Leben der Frau und wo Frauen als Begründung sagen können, ,meine mentale Gesundheit ist durch die Schwangerschaft beeinträchtigt´...“

Mit Blick auf die betroffenen Frauen setzt Irlands Kirche auf eine intensivere Begleitung und Beratung in der Schwangerschaft. Auch bei Missbildungen sei es in spiritueller Hinsicht oft tröstlicher, ein krankes Kind in den Armen zu halten - wenn auch nur für wenige Tage. Bischof Doran findet es wenig mitfühlend, schwangeren Frauen allein die Probleme vor Augen zu halten, die ein Austragen eventuell behinderter Kinder mit sich brächten: „Ist das wirklich das Mitfühlendste, was wir für diese Frauen tun können? Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, um Frauen während ihrer Schwangerschaft zu unterstützen und ihnen zu helfen, einen Weg (alternativ zur Abtreibung, Anm.) zu sehen.“

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31. Januar 2018, 14:37