Irland: „Tragödie historischen Ausmaßes“
Irlands katholischer Primas, Diarmuid Martin, hat sich überrascht vom Ausgang des Referendums vom Freitag geäußert, mit dem sich eine deutliche Mehrheit der Iren für eine Abschaffung des Abtreibungsverbots ausgesprochen hatte. Die katholische Kirche könne bei ihrer Ablehnung von Abtreibung keine Kompromisse machen, betonte der Erzbischof von Dublin laut irischen Medienberichten. Die Kirche werde sich weiterhin für den Lebensschutz einsetzen. Dabei gehe es nicht nur um Geburt und Tod, sondern auch um die Zeit dazwischen.
Die Gruppe „Save the 8th“, die sich für eine Beibehaltung des Verbots stark gemacht hatte, bezeichnete das Ergebnis als „Tragödie historischen Ausmaßes“. Etwas Falsches werde nicht dadurch richtig, dass die Mehrheit es unterstütze, hieß es. Der Sprecher der Gruppe, John McGuirk, kündigte mit Blick auf das von der Regierung angekündigte neue Abtreibungsgesetz Widerstand an. Cora Sherlock von der Gruppe „Love Both“, die sich ebenfalls gegen eine Verfassungsänderung eingesetzt hatte, sprach von einem „sehr traurigen Tag für Irland“.
Der Vatikan hatte den Ausgang des irischen Referendums ebenfalls bedauert. „Ich glaube, da gibt es keinen Sieg zu verkünden und nichts zu feiern“, sagte der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, mit Blick auf Reaktionen der Befürworter einer Abschaffung des Abtreibungsverbots. „Alles, was in irgendeiner Weise dem Tod die Drecksarbeit leichter macht, stimmt uns nicht besonders froh!“, so Paglia.
Laut dem offiziellen Endergebnis vom Samstag stimmten 66,4 Prozent der Iren für eine Streichung des Verfassungszusatzes, der das Lebensrecht des ungeborenen Kindes mit dem der Mutter gleichstellt. 33,6 Prozent votierten gegen eine Verfassungsänderung und für eine Beibehaltung des Status quo. Die Wahlbeteiligung lag den Angaben zufolge bei rund 64 Prozent. Mehr als drei Millionen Iren hatten sich für die Abstimmung registrieren lassen. In Dublin feierten Tausende Befürworter der Abschaffung des Verbots das Ergebnis.
Neues Abtreibungsgesetz bis Ende des Jahres
Die Regierung von Ministerpräsident Leo Varadkar kündigte an, bis Ende des Jahres ein neues Abtreibungsgesetz verabschieden zu wollen, wonach Schwangerschaftsabbrüche bis zur zwölften Woche legal sind. Danach sollen Abtreibungen nur aus medizinischen Gründen erlaubt sein. „Was wir heute erleben, ist der Höhepunkt einer stillen Revolution, die Irland in den vergangenen 10 bis 20 Jahren durchgemacht hat", sagte Varadkar dem Sender RTE. Er hatte sich im Vorfeld des Referendums für eine Verfassungsänderung eingesetzt.
Irland hat bislang eines der strengsten Abtreibungsgesetze der Welt. Ein Schwangerschaftsabbruch ist auch nach einer Vergewaltigung, Inzest oder bei einer schweren Missbildung des Fötus nicht erlaubt. Der UN-Menschenrechtsausschuss hatte das Abtreibungsverbot 2016 als Verstoß gegen internationale Menschenrechtsvereinbarungen kritisiert und die irische Regierung aufgefordert, es zu überarbeiten.
(kna - pr)
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