Nicaragua: Apokalyptische Bilder
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Allen Appellen auch des Papstes zum Trotz gehen die Sicherheitskräfte und paramilitärische Truppen weiter mit Gewalt gegen Demonstranten vor. Bei Angriffen auf Studenten, die in einer Kirche in Managua Zuflucht gesucht hatten, starben am Samstag zwei Demonstranten; mindestens 14 wurden verletzt.
Die Bischofskonferenz wirft dem Regime in einer Erklärung von diesem Sonntag „willkürliche Entführungen und Inhaftierungen von Unschuldigen“ vor. Die Bischöfe wollen weiter in einem nationalen Dialog vermitteln, bezweifeln aber gleichzeitig Ortegas Willen zu einem „echten Dialog“.
Regime wirft Bischöfen vor, zu den „Putschisten“ zu gehören
„Wir beklagen zutiefst so viele Tote, soviel Schmerz und Leiden, die Verletzten, die unschuldig Verfolgten, Bedrohten und Eingeschüchterten.“ Der nationale Dialog, der Mitte Mai begonnen hatte, ist derzeit in einer Sackgasse. Seit sich die Bischöfe die Forderung der Opposition nach vorgezogenen Präsidentenwahlen zu eigen gemacht haben, wirft ihnen das Regime vor, zu den „Putschisten“ zu gehören.
Dutzende oppositionelle Studenten – nach einem Bericht an die zweihundert – hatten in der Nacht von Freitag auf Samstag in einer von Paramilitärs belagerten Kirche im Osten der Hauptstadt Managua ausgeharrt. „Die Kugeln pfiffen über unsere Köpfe hinweg“, berichtete einer der Studenten am Samstag der Nachrichtenagentur afp.
„Die Kugeln pfiffen über unsere Köpfe hinweg“
Die Angriffe der Paramilitärs führten zu zwei Todesopfern. Am Samstag gelang es dann Kardinal Leopoldo Brenes, den freien Abzug der belagerten Studenten aus der Kirche zu erwirken. „Sie haben alles in der Kirche zerstört, die Mauern sind von Kugeln durchsiebt“, so der Student gegenüber afp.
Die Proteste gegen Ortega haben Mitte April zunächst mit Demonstrationen gegen seine Rentenreform begonnen; mittlerweile werden sie von den Studenten vorangetrieben, die einen Rücktritt des „Diktators“ fordern. Das Vorgehen des Regimes gegen die Proteste hat zu über 350 Todesopfern geführt; etwa 2.000 Menschen wurden verletzt.
(afp)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.