Nicaragua: Kardinal Brenes beklagt zwei neue Todesopfer
Ein junger Mensch sei während eines Marsches für die Freiheit der „politischen Gefangenen“ in der Gemeinde Matagalpa gestorben. Einen zweiten Todesfall gab es in Zusammenhang mit einer Schießerei in Mulukukú im Norden Nicaraguas. Das sagte Kardinal Brenes bei einer Pressekonferenz an diesem Sonntag. Er bete für beide Opfer und ihre Familie.
„Wirklich, das ist traurig, denn während der Woche hatte man fast schon das Gefühl, dass das Schlimmste jetzt vielleicht hinter uns läge. Wann immer ein Nicaraguaner stirbt, ist das ein Schmerz für das ganze Land, egal welche Tendenz der Tote gehabt haben mag, und alle Menschen in Nicaragua müssen einen solchen Tod deshalb auch verurteilen.“
Niemand soll mehr getötet werden
Er hoffe außerdem, dass nicaraguanische Medien die Botschaft verbreiteten, dass niemand mehr getötet werden solle.
„Bedauerlich ist auch die Zahl der Menschen, die immer noch im Gefängnis sitzen. Das ist sehr traurig. Ich habe in Matagalpa viele Menschen vor dem Gefängnis warten sehen: alte Leute, Freundinnen, kleine Kinder – in der Hitze, manchmal von anderen verspottet. Sie kommen zum Gefängnis, um nach ihren Angehörigen zu fragen. Ich würde mir wünschen, dass wir alle darum beten, dass diese Menschen in den Gefängnissen bald wieder freikommen.“
450 Tote seit Beginn der Proteste
Seit April steckt Nicaragua in der schlimmsten Krise der letzten Jahrzehnte. Zuerst hatte eine geplante Rentenform die Menschen auf die Straße getrieben. Die Reform wurde schließlich zurückgezogen. Die Wut der Demonstranten richtet sich aber noch immer gegen den Präsidenten Ortega und seine Frau, die Vizepräsidentin, die beide an ihren Ämtern festhalten. Mittlerweile melden Menschenrechtsorganisationen mehr als 450 Tote. Die Regierung schätzt die Zahl der Todesopfer auf etwa 200.
„Wir tun alles, was möglich ist“, sagt der Kardinal auf die Frage, ob der von der Regierung boykottierte und von der Kirche angeschobene nationale Dialog bald doch weitergehen könnte. „Hoffentlich bekommen wir positive Antworten, um ihn neu anzuleiern. Wir bemühen uns um einen Termin mit dem Regierungsvertreter beim Dialog, um zu sehen, ob wir von ihm etwas Positives hören.“
Beschimpfungen des Gegners vermeiden
Doch der Kardinal gibt sich spürbar Mühe, die Regierung von Präsident Ortega nicht allzu hart zu kritisieren, um keine Brücken abzubrechen. Auf die Frage, ob er mit einer Teilnahme der Regierung am nationalen Dialog rechne, sagt Brenes:
„Jede Regierung hat ihre Politik und kann die Dinge so oder so handhaben. Aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann muss dieser Dialog gar nicht unbedingt in Nicaragua selbst zusammentreten… Jedenfalls sind alle Institutionen, die zu einem Ausweg aus der derzeitigen Krise beitragen wollen, immer willkommen. Wir als Kirche spüren die Nähe der ganzen Weltkirche im Gebet. Das alles tut viel Gutes.“
Sorgen macht sich Brenes über die aufgeheizte Lage im Land und über die Unversöhnlichkeit der Gegner. „Ich glaube, es ist wichtig, und ich würde Sie darum bitten, in den Nachrichten Beschimpfungen, die andere reizen könnten, zu vermeiden. Es ist für mich schmerzhaft, wenn ich höre, wie manche Menschen im Moment über ihre Gegner herziehen. Bitte helfen Sie mit, ein Bewusstsein im Land zu schaffen, das das Entstehen eines Befriedungsprozesses begünstigt.“
(efe – bw)
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