Nuntius im Irak: Rückkehr der Christen gibt Hoffnung
Christine Seuss - Vatikanstadt
Diese Einschätzung bestätigt gegenüber Vatican News der Apostolische Nuntius im Irak und in Jordanien, Erzbischof Alberto Ortega Martín. Auch er hat an den Gesprächen im Vatikan teilgenommen.
„Gott sei Dank hat sich die Situation im Irak sehr verbessert, vor allem seit letztem Jahr, als der militärische Sieg über den selbst ernannten Islamischen Staat verkündet wurde. Viele Christen kehren in ihre Heimatdörfer zurück, und das ist eine Tatsache, die alle ermutigt und uns große Hoffnung gibt“, so der Nuntius im Gespräch. In die größte christliche Ansiedlung Iraks, Karakosh, seien bereits mehr als 5.600 Familien zurückgekehrt, und auch in umliegenden Dörfern zögen immer mehr Familien zurück – insgesamt seien es derzeit etwa die Hälfte der christlichen Familien, die es vorher in der Gegend gab, berichtet der Nuntius. „Es gibt noch viel zu tun, und die Bedingungen sind noch ein wenig prekär“, räumt er ein, „aber die Tatsache, dass sie zurückgekehrt sind, ist sehr ermutigend.“
Und dies gelte nicht nur für die Kirche, sondern für die gesamte Gesellschaft, so der Nuntius mit Blick auf die wichtige Rolle, die Christen traditionsgemäß in den muslimisch dominierten Gesellschaften des Nahen Ostens zukommt – als „Friedensstifter, zur Versöhnung und auch zur Entwicklung“, meint Erzbischof Ortega Martín. Die Kirche versuche, sie dabei nach besten Kräften materiell wie auch spirituell zu unterstützen: „Und es ist besonders schön, dass es der Glauben ist, der diese Menschen bewegt. Aufgrund ihres Glaubens haben sie alles verloren, und aufgrund ihres Glaubens kommen sie jetzt zurück, auch wenn sie nicht alle Sicherheiten haben. Diese Rückkehr ist ein Recht! Es ist ein Recht derer, die aufgrund ihres Glaubens vertrieben worden sind, in ihre Herkunftsdörfer zurückkehren zu können.“
Dieser Glaube könne als Vorbild für die gesamte Kirche dienen, zeigt sich der Nuntius überzeugt. Den Menschen vor Ort wiederum seien die Worte des Papstes, in denen er immer wieder seine Solidarität mit ihnen kundtue, ein großer Trost, berichtet er uns:
„Die Worte des Papstes, bei einem Angelus oder einer Audienz, haben einen sehr positiven Effekt. Auch die Tatsache, dass der Papst den Patriarchen der Chaldäer (Louis Raphael Sako, Anm.), den wichtigsten Kirchenvertreter des Iraks, zum Kardinal gemacht hat, ist von allen irakischen Christen als Unterstützung für sie gedeutet worden. Auch die Muslime freuten sich, denn es handelt sich um eine Geste der Nähe zu den irakischen Christen und zum ganzen Land, das mehr Frieden und Stabilität braucht.“
Immer wieder hat Papst Franziskus kundgetan, dass er gerne in den Irak reisen würde – Sicherheitsbedenken haben das Vorhaben bislang jedoch vereitelt. Doch, so die Hoffnung des Vatikanvertreters, man könne vielleicht nun „anfangen, darüber nachzudenken“: „Sehen wir, was für Bedingungen herrschen, und auch den Terminplan des Papstes: Der Papst hat ein großes Herz, und er hat öffentlich diesen Wunsch kundgetan. Das wäre ohne Frage eine große Unterstützung für die Kirche im Irak.“
(vatican news)
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