Bischof Aos vor dem Petersplatz Bischof Aos vor dem Petersplatz 

Chile: „Scicluna-Bericht ist nur für den Papst“

Der Übergangsleiter des Erzbistums Santiago de Chile ist zufrieden mit seinen Gesprächen im Vatikan. Bischof Celestino Aós, ein Kapuzinerpater, hat sich in den letzten Tagen in Rom aufgehalten, um mit Papst Franziskus und Kurienverantwortlichen über den Missbrauchsskandal in der Kirche von Chile zu reden.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Der Papst habe der chilenischen Kirche seine Nähe zugesichert, sagte Aós am Montag vor dem Petersplatz zu Journalisten. Der 74-Jährige ist seit Ende März übergangsweise für das Erzbistum der chilenischen Hauptstadt verantwortlich.

Bischof Aós machte deutlich, dass die Untersuchungsergebnisse von Charles Scicluna nicht veröffentlicht werden. Der aus Malta stammende Erzbischof hatte letztes Jahr im Auftrag des Papstes in Chile zum Umfang des Missbrauchsskandals recherchiert.

„Wir wollen nicht, dass das an die Gerichte geht“

„Über den Scicluna-Bericht habe ich nicht direkt mit dem Papst gesprochen. Dieser Bericht wurde eigens für den Heiligen Vater erstellt und hat einen vertraulichen Teil. Einige Zeugen haben ausgesagt, weil man ihnen zugesichert hat, dass mit den Informationen streng vertraulich umgegangen werden würde. Das ist für den Papst, und nur für den Papst. Wir wollen nicht, dass das an die Gerichte geht… Die Personen haben unter der Prämisse der Vertraulichkeit ausgesagt, und wir würden sie ein weiteres Mal zu Opfern machen, wenn wir uns darüber hinwegsetzten.“

Allerdings bedeute das nicht, dass die chilenische Kirche in Sachen Missbrauch nicht mit den staatlichen Behörden des Landes zusammenarbeiten wolle, so Aós.

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Der Papst spielt nicht mit gezinkten Karten

„Als ich den Papst nach der Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft und den Behörden gefragt habe, hat er mir gesagt: Wenn es einen konkreten Fall gibt, zu dem die Staatsanwälte Informationen anfordern, wird er den Einzelfall studieren, bei Bedarf das päpstliche Geheimnis aufheben und volle Mitarbeit und Auskunft anbieten. So hat er es mir gesagt, und Sie können mir glauben, dass das die Mentalität des Papstes ist. Der Papst spielt nicht mit gezinkten Karten, er hat einen ehrlichen Willen. Aber er muss sowohl die Interessen derer, die nach Informationen anfragen, als auch derer, die als Zeugen ausgesagt haben, berücksichtigen.“

Der Bischof hat auch Gespräche in der vatikanischen Glaubenskongregation geführt. Hier laufen Prozesse gegen Kleriker, die Missbrauch verübt oder vertuscht haben. „Über konkrete Fälle habe ich nicht gesprochen. Es wäre auch ein bisschen seltsam, wenn ich das getan hätte – ich habe schon genug zu tun mit den direkten Problemen des Bistums.“

Es reicht nicht, zwei oder drei Personen auszutauschen

Aós machte den Journalisten klar, dass er keineswegs eine Art Lichtgestalt sei, die jetzt in der krisengeschüttelten chilenischen Kirche aufräumen könne. Und überhaupt sei das mit der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale nicht so einfach.

„Ich weiß nicht, wie der Papst mich sieht, aber er sollte mich als einen armen Kapuziner sehen, der schon ein gewisses Alter hat. Ich bin ja kein 40-Jähriger mehr, mit mir kann man nicht mehr so große Pläne machen… Der Papst weiß, dass ich schon 74 bin. Worum es dem Papst geht, hat er ja klar gesagt: Es reicht nicht, zwei oder drei Personen auszutauschen, sonst wäre das ja einfach. Stattdessen braucht es eine Umkehr des Herzens in Kirche und Gesellschaft. Und das geht nicht per Dekret. Wäre es mit Dekreten getan, würde ich die morgen alle unterzeichnen, und alles wäre anders. Aber das reicht eben nicht!“

(vatican news)

 

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09. April 2019, 10:34