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Frankreich: Senat veröffentlicht Missbrauchs-Bericht

Die Untersuchungsmission des französischen Senats für Sexualstraftaten gegen Minderjährige hat ihren Bericht veröffentlicht. Für ihre Präsidentin, Senatorin Catherine Deroche, ist die Schweigepraxis über diese Fälle nicht nur in der Kirche, sondern auch in anderen Institutionen ein schwerwiegendes Problem.

Die Untersuchungsmission zu Sexualdelikten gegen Minderjährige wurde im Oktober 2018 im Senat eingerichtet, nachdem die Zeitschrift „Témoignage chrétien“ dazu aufgerufen hatte, eine unabhängige Untersuchungskommission zu Missbrauch in der katholischen Kirche einzusetzen. Nach monatelangen Anhörungen hat diese Einrichtung des Senats seinen Bericht abgegeben.

Die katholische Kirche stehe im Mittelpunkt dieser Untersuchung, aber das Phänomen der sexuellen Übergriffe auf Minderjährige sei in allen anderen Institutionen weit verbreitet, sagte ihre Präsidentin Catherine Deroche der katholischen Zeitung „La Croix“. Die Senatorin erinnerte daran, dass die überwiegende Mehrheit des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen innerhalb der Familie begangen werde. Die Verschwiegenheit der Hierarchie habe sich auch in der Bildungseinrichtungen, in der Welt des Sports und in der Welt der Kultur durchgesetzt.

Ein wahres Bewusstsein in der Kirche fördern

Für die Präsidentin der Untersuchungsgruppe gebe es jetzt „ein echtes Bewusstsein“ auch in der katholischen Hierarchie. Eine Anklage werde nicht mehr als „Form des Antikatholizismus“ verstanden. Die missbrauchenden Priester seien auch nicht „wenige isolierte Individuen“, sondern – so das Ergebnis der Untersuchung- es habe eine systemische Dimension gegeben. Diese Erkenntnis habe wohl lange Zeit in Anspruch genommen. Laut Catherine Deroche wäre es böswillig, dies nicht anzuerkennen.

Dem Bericht zufolge seien auch andere Konfessionen und Religionen vom sexuellen Missbrauch von Minderjährigen betroffen, insbesondere in protestantischen oder jüdischen Pfadfinderlagern. „Was die muslimische Religion betrifft, so sind nur sehr wenige Fälle bekannt“, bemerkte Catherine Deroche.

Noch zu erledigende Ermittlungsarbeiten

Um vertiefte Untersuchungen durchführen zu können, möchte die Senatsmission eine Beobachtungsstelle einrichten, die genaue Statistiken erstellt und ein detailliertes Bild von sexuellen Übergriffen liefert. „Nur dann werden wir sehen können, ob bestimmte Sektoren stärker betroffen sind“, sagt die Senatorin. „Wir wissen, dass die Welt des Sports, der Kunst und der Institutionen für Menschen mit Behinderungen anfällige Bereiche sind.“

Der Bericht schlägt auch die Einrichtung einer nationalen Datenbank vor, die von allen Arbeitgebern eingesehen werden könne und die Personen für die Arbeit mit Jugendlichen, Arbeitnehmern oder Freiwilligen einstellen, sei es für die Betreuung eines Kindes zu Hause oder für das Fahren eines Schulbusses.

Keine Infragestellung der Geheimhaltung des Geständnisses

Auf die Frage von „La Croix“ nach der Geheimhaltung bei der Beichte stellt Catherine Deroche fest, dass ein Priester, der sexuelle Übergriffe auf einen Minderjährigen begeht, diese sehr selten gesteht. Die meisten Missbrausfälle werden dem Bischof außerhalb der Beichte zugetragen. „Wir können nicht beschließen, das Beichtgeheimnis aufzuheben, aber wir können mit der Kirche zusammenarbeiten, um zu sehen, ob diese kirchliche Regelung unter bestimmten Umständen unter der Option des Gewissens aufgehoben werden kann.“

Generell stellte die Mission die Frage, ob es eine Meldepflicht für Personen geben soll, die dem Berufsgeheimnis unterliegen, wie beispielsweise Sozialarbeiter und Angehörige der Gesundheitsberufe. „Wir müssen die Dinge klären, vor allem im medizinischen Bereich, wo viele Menschen mit der Option des Gewissens nicht vertraut sind.“

(cath.ch - mg)

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31. Mai 2019, 12:35