Armenien: Patriarch gedenkt der Märtyrer des Völkermords
Unzählige Armenier hätten damals ihre historische Heimat verloren und seien zur Flucht ins Exil gezwungen worden. Um zwölf Uhr mittags läuteten in allen Kirchen Armeniens und der armenischen Diaspora die Glocken zum Gedenken. Am 24. April 1915 begann im Osmanischen Reich die systematische Verhaftung, Vertreibung und Ermordung der christlichen Armenier. Durch die Maßnahmen der Regierung der sogenannten Jungtürken kamen laut Schätzungen bis Ende des Ersten Weltkriegs bis zu 1,5 Millionen Menschen ums Leben.
Die Türkei lehnt es bis heute ab, das damalige Geschehen als Völkermord anzuerkennen. Wegen der Corona-Pandemie sei es in diesem Jahr nicht möglich, am Tsitsernakaberd-Mahnmal in Jerewan, in den Kirchen und an den Gedenkstätten an die Märtyrer zu erinnern, bedauerte Karekin II. Er selbst konnte die Gedächtnisliturgie in der Kathedrale von Etschmiadzin nur hinter verschlossenen Türen zelebrieren. Umso mehr gelte es, in den Häusern und Wohnungen in „spiritueller Solidarität“ der Opfer der Armenier-Verfolgung zu gedenken, so der Patriarch. Bisher haben 30 Staaten die Verfolgung der Armenier im Osmanischen Reich ab 1915 als Völkermord anerkannt.
Der Deutsche Bundestag verabschiedete 2016 eine Resolution, die den Völkermord verurteilte. Scharfe Reaktionen aus Ankara waren die Folge. 1985 war der Begriff „Armenian genocide“ erstmals in einem offiziellen Papier der UNO erschienen. Die Päpste seit Johannes Paul II. im Jahr 2001 bekräftigten dies, darunter auch Papst Franziskus, der 2013 vom „ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts“ sprach. 2016 gedachte Franziskus bei seinem Armenien-Besuch der Märtyrer am Tsitsernakaberd-Mahnmal.
(kna - mg)
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