US-Präsident Trump und seine Frau vor einer Statue von Johannes Paul II. US-Präsident Trump und seine Frau vor einer Statue von Johannes Paul II. 

USA: Eine Woche für die Religionsfreiheit

Eine „Woche für die Religionsfreiheit“ führt die US-Kirche im Moment durch – bis zum nächsten Montag, dem Fest Peter und Paul.

Den Ton vorgegeben hat der Erzbischof von Miami, Thomas Wenski: Religionsfreiheit sei „das Menschenrecht, das alle anderen garantiert“, sagte er zum Auftakt der Gebets- und Aktionswoche. Das Thema der Woche lautet „Zum Wohl aller“.

Religionsfreiheit ist ein sensibles Thema in den USA; sie ist Teil des Gründungsmythos der Staaten. Zugleich brechen aber immer wieder Konflikte auf, die mit ihr zusammenhängen, etwa, ob Mitarbeiter im Gesundheitswesen aus Gewissensgründen die Mithilfe bei Abtreibungen verweigern können.

Nicht nur für die eigene Glaubensrichtung

„Die erste Verfassungsänderung der USA garantiert die Religionsfreiheit (first amendment)“, erklärt Maddalena Maltese von der Vereinigung „Religions for peace“ im Interview mit Radio Vatikan.

„Trotzdem kommt es in diesem Bereich immer wieder zu Herausforderungen; dazu gehört auch, ob jede religiöse Gruppe Gottesdienste an sicheren Orten feiern kann, ohne Attentate fürchten zu müssen. Wir erinnern uns doch noch an die 26 Toten in einer Baptistenkirche in Texas und an die elf Toten in der Synagoge von Pittsburgh. Darum ist diese Woche der Religionsfreiheit, die die katholische Kirche ausgerufen hat, gar nicht nur für die eigene, sondern für alle Glaubensrichtungen da.“

Zum Nachhören

Erst die Evangelikalen, dann die Juden - und als Letzte die Muslime?

Wenn’s konkret wird, ist Religionsfreiheit schnell mal in Gefahr, sagt Frau Maltese. „Im Moment führt zum Beispiel das Bistum Brownsville, zwischen Texas und Mexiko, einen Rechtsstreit mit der Regierung, weil es sich weigert, Land der Diözese für den Bau einer Grenzmauer herzugeben. Auch das ist eine Freiheit: Du darfst auf deinem eigenen Grundstück doch deinen Glauben auf deine Weise leben und dich um deine Gläubigen kümmern…“

Die USA sind von großer religiöser Pluralität gekennzeichnet; Maltese nennt das „einen der Reichtümer des Landes“ und spricht von viel konkreter Zusammenarbeit etwa im Karitativen. „Natürlich gibt es da auch immer das Risiko einer politischen Instrumentalisierung des Glaubens… Es gibt ein US-Ministerium, das für finanzielle Hilfen auf internationalem Level zuständig ist, und eine Umfrage des Pew Research Center vom Mai hat herausgefunden, dass die Amerikaner überzeugt sind, die Regierung helfe in erster Linie den weißen evangelikalen Christen, gefolgt von den Juden, dann den Katholiken – und die Muslime an letzter Stelle.“

Gleichheit auch beim Beten

Die aktuellen Herausforderungen für Kirchen und Religionen in den Staaten heißen: Corona-Krise und Rassismus. „Was den Rassismus betrifft, lautet die Aufgabe, das Gedächtnis zu reinigen und gemeinsam für soziale Gerechtigkeit zu handeln. Es darf vor allem nicht die Heilige Schrift dazu missbraucht werden, eine Gruppe zu stigmatisieren, und es muss etwas für Gleichheit am Arbeitsplatz, im Studium, auch beim Beten getan werden. Einige Unis gründen gerade große Sonder-Fonds, um Stipendien für die afroamerikanische Minderheit vergeben zu können.“

Was den Kampf gegen das Coronavirus betrifft – da haben sich die Kirchen und Religionsgemeinschaften, geht’s nach Frau Maltese, nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Kirchliches Lob für Trump-Dekret

„Es gab anfangs sogar eine Stigmatisierung der aus Asien stammenden Menschen! Und es gab Widerspruch gegenüber den Regeln der Weltgesundheitsbehörde… Andererseits kann man aber auch schöne Beispiele der Zusammenarbeit von Religionsgemeinschaften nennen. Gegen den Rassismus hat am letzten Samstag in Chicago ein Marsch von über 500 Religionsführern stattgefunden, der an das Ende der Sklaverei in Texas erinnert hat – da konnte man eine geeinte Gemeinschaft erleben, die sich für die Menschenwürde einsetzt.“

Am 2. Juni hat Präsident Donald Trump, die Wahlen vom November fest im Blick, einen „Religious Freedom Act“ unterzeichnet; in der Aufregung über die Unruhen dieser Tage ging die Nachricht zwar unter, doch die Jesuitenzeitschrift „America“ lobte Trumps Text enthusiastisch.

„Viele haben jahrelang darauf gewartet“

„Viele haben jahrelang darauf gewartet, dass ein US-Präsident einmal sagt, Religionsfreiheit für Menschen in aller Welt sei eine Priorität der US-Außenpolitik“, und Religionsfreiheit stelle einen „Imperativ der nationalen Sicherheit“ dar. „Trump ist zwar ein unwahrscheinlicher Förderer von Menschenrechten – aber die richtige Botschaft verdient es, unterstützt zu werden“, urteilte der Politikwissenschaftler der katholischen Notre-Dame-Universität, Daniel Philpott, in der Zeitschrift.

(vatican news – sk)
 

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26. Juni 2020, 11:04