Moise (Mitte) und seine Frau 2019 in Port-au-Prince Moise (Mitte) und seine Frau 2019 in Port-au-Prince 

Haiti: Erschüttert über Mord am Präsidenten

Erschüttert und besorgt reagiert die Kirche in Haiti auf den Mord an Präsident Jovenel Moïse. Bewaffnete erschossen den Staatschef in der Nacht auf Mittwoch in seiner Privatresidenz in Port-au-Prince; Moïses Frau Martine wurde schwer verletzt.

„Damit konnte niemand rechnen“, sagte der Bischof von Fort-Liberté, Alfonse Quesnel, zu Radio Vatikan. „Es stimmt zwar, dass es in letzter Zeit starke Spannung rund um den Präsidenten gab. Aber keiner konnte glauben, dass das so weit gehen würde.“

Haitis Ministerpräsident Claude Joseph teilte der Presse den Mord an Moise mit. Gegen den Präsidenten waren in den letzten Monaten immer wieder landesweit Demonstranten auf die Straße gegangen. Sie warfen ihm vor, nichts gegen den wirtschaftlichen und sozialen Niedergang des Landes zu tun. Haiti wird in letzter Zeit außerdem immer öfter zum Schauplatz der Gewalt bewaffneter Banden.

Moise und seine Frau 2018 im Vatikan
Moise und seine Frau 2018 im Vatikan

„Wir sind in einer chaotischen Lage“

„Wir sind in einer chaotischen Lage“, so Bischof Quesnel weiter. „Der Präsident hatte gerade erst einen neuen Ministerpräsidenten ernannt, der jetzt aber sein Amt nicht wird antreten können. Wir haben in letzter Zeit gespürt, wie der Druck durch bewaffnete Banden zugenommen hat. Das schafft ein Gefühl der Panik und tiefe Sorge, auch bei der Bischofskonferenz.“

Ministerpräsident Joseph, der eigentlich diese Woche aus dem Amt scheiden sollte, rief die Bevölkerung zur Ruhe auf. Im Zentrum der Hauptstadt ist Polizei aufgezogen.

Rund um den Präsidentenpalast am Mittwoch: Menschenleere Straßen
Rund um den Präsidentenpalast am Mittwoch: Menschenleere Straßen

„Wir können nicht behaupten, dass die Lage unter Kontrolle wäre“

„Im Moment ist die Situation relativ ruhig“, erklärte uns der Bischof von Fort-Liberté. „Allerdings wissen wir nicht, wie die Menschen reagieren werden. Wir können nicht behaupten, dass die Lage unter Kontrolle wäre.“

Haiti ist eines der ärmsten Länder der Welt. Der Karibikstaat ist gezeichnet von schweren wirtschaftlichen und sozialen Turbulenzen; in politischer Hinsicht ist er chronisch instabil, und immer wieder kommt es zu Naturkatastrophen. Ungefähr die Hälfte der Bevölkerung ist katholisch, auch wenn genaue Zahlen nicht verfügbar sind.

(vatican news – sk)
 

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07. Juli 2021, 15:50