Notre-Dame-Fenster werden in Köln restauriert
Das erfuhr das Domradio von der früheren Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner. Sie ist Koordinatorin für die deutschen Hilfen beim Wiederaufbau von Notre-Dame.
Wie liegen die Arbeiten denn im Plan? Der französische Präsident Macron hat ja versprochen, dass Notre-Dame 2024 wieder eröffnet werden soll. Ist das ein realistischer Zeitplan oder glauben Sie, das wird nichts?
Schock-Werner: Das hängt davon ab, wie ehrgeizig das ist, was man vorführen will. Was sicher gelingt, ist, wenn jetzt die Gewölbe gesichert sind, vielleicht auch schon geschlossen sind – dann ist der Innenraum wieder sicher. Das heißt, 2024 wird man sicher darin wieder Gottesdienst feiern können.
Ob der Dachstuhl und der Turm dann schon fertig sind und ob die Orgel restauriert ist, das ist eine ganz andere Frage. Ich vermute mal, dass die gesamte Restaurierung noch länger dauern wird. Aber die Kirche wird 2024, wenn nichts mehr schiefgeht, wohl wieder benutzbar sein.
Die Gewölbe waren ja lange Zeit einsturzgefährdet. Was heißt, dass die nun gesichert und geschlossen sind?
Schock-Werner: Es gab drei große Löcher im Gewölbe und unklar war, ob die Gewölbe, die noch oben waren, durch diese brennenden Dachbalken so weit geschwächt sind, dass sie abgebaut werden müssten. Das ist offenbar nicht der Fall. Das heißt, die sind gesichert.
Ob die Löcher alle schon zu sind, weiß ich nicht, weil ich jetzt auch eine ganze Weile nicht da war. Aber das ist absehbar in Arbeit. Und wenn die Gewölbe wieder sicher sind und der Bleistaub aus dem Inneren entfernt ist, kann man die Kirche wieder betreten. Und das kann man, wenn nichts schiefgeht, bis 2024 hinkriegen.
Die Reinigung und Sicherung der Kathedrale, das war schon so ein Mammutprojekt. Warum hat das über zwei Jahre lang gedauert?
Schock-Werner: Weil es ganz schwierige Probleme sind. Das schwierigste Problem war wohl das Restaurierungsgerüst, das durch den Brand in sich verschweißt und auf die Gewölbe gesunken war. Das konnte man nicht abheben, sondern musste Stück für Stück abgebaut werden. Da dies auch noch extrem bleibelastet war, brauchte das eine ganze Weile.
Außerdem musste man das ganze Strebewerk, das ja von außen auf die Mauern drückt, praktisch absichern, damit der Druck nachlässt. Sonst hätte es, ohne das Gegengewicht des Daches, die Wände nach innen gedrückt. Es war eine ganze Menge Sicherungsarbeiten und es ist eine große Kathedrale. Das ist nicht so leicht zu machen.
Und dann war noch das Bleistaubproblem. Die Kollegen konnten im Inneren nur unter extremer Schutzkleidung und ich glaube auch nur eine beschränkte Zahl von Stunden am Tag dort arbeiten. Also es war schon ganz schwierig.
Die Kölner Dombauhütte wird sich an der Restaurierung der Glasfenster beteiligen. Wie ist da der Stand der Dinge?
Schock-Werner: Das Konzept der gesamten Glasfensterrestaurierung soll bis Ende September fertig sein, denn unsere Restaurierung muss sich ja an das Gesamtkonzept anpassen. Es könnte ja nicht sein, dass die vier Fenster, die in Köln restauriert werden, nun heller sind als die anderen oder sowas. Das hat sich immer wieder verschoben.
Jetzt haben wir Mitte Oktober einen Termin, wo die Glasrestauratoren, der Dombaumeister und ich nach Paris fahren können und dann endlich an Ort und Stelle auch Verhandlungen führen. Das wurde natürlich auch durch Corona alles extrem in die Länge gezogen und erschwert.
Wir müssen über Transport reden, nur müssen wir über Versicherung reden, wir müssen über das Restaurierungskonzept reden. Aber der Plan ist, dass Ende des Jahres diese Fenster nach Köln kommen werden und dann mit in der Glaswerkstatt des Kölner Doms, beziehungsweise mit Partnern, die immer schon mit dieser Glaswerkstatt zusammengearbeitet haben, restauriert werden.
Wir können noch gar nicht sagen, wie lang das dauern wird, weil wir die Fenster noch nicht gesehen haben. Sie sind aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts und seit der Zeit auch nicht mehr berührt worden. Das heißt, sie sind normal verschmutzt und wohl auch ein bisschen beschädigt. Jetzt kommt der Bleistaub dazu und im oberen Bereich gibt es Hitzesprünge. Aber es ist trotzdem keine unglaublich komplizierte Restaurierung, verglichen mit mittelalterlichen Glasfenstern.
(domradio – sk)
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