Brasilien: Deutlich mehr Morde an Indigenen
2019 waren es noch 113 Morde gewesen. Aufgrund der im Jahr 2020 herrschenden Pandemie spricht der Bericht von einem unerwarteten Anstieg. Die meisten Morde an Indigenen verzeichnete der nördlichste Gliedstaat Roraima mit 66 Fällen. Dort sollen sich alleine im Indigenengebiet der Yanomami rund 20.000 illegale Goldsucher aufhalten. Auch die Zahl der gewaltsamen Landkonflikte erhöhte sich leicht gegenüber 2019.
Kritik an Regierung
„Cimi“ machte dafür einen Schuldigen aus: Präsident Jair Bolsonaro und seine Regierung. Die Regierung bleibe im Kampf gegen die illegalen Invasoren der Indigenengebiete untätig und unterstütze diese zum Teil sogar ausdrücklich . Bei den Invasoren handle es sich im Allgemeinen um illegale Holzfäller, Erzschürfer, Jäger und Fischer, Farmer und Landschwindler, die in die indigenen Landgebiete eindringen, um sich illegal Holz anzueignen oder große Flächen für Viehweiden zu schaffen. Andere seien auf der Suche nach Gold und sonstigen Mineralien und verseuchten dabei ganze Flüsse.
Im Jahr 2020 kam noch eine andere Bedrohung für die Indigenen hinzu. Denn die Invasoren hielten sich nicht nur illegal auf indigenem Territorium auf und provozierten Konflikte, sondern seien darüber hinaus Überträger des Coronavirus, auch in Gebieten, in denen indigene Völker freiwillig in vollständiger Isolation leben würden. Das kostete im Jahr 2020 laut „Cimi“ rund 900 Indigene das Leben, 43.000 Indigene sollen sich mit dem Virus infiziert haben. Auch hier ortet „Cimi“ gravierende Fehler von Seiten der Regierung.
Kindersterblichkeit und Suizidrate dagegen rückläufig
Doch auch Positives hat der Bericht zu vermelden: Die Zahlen der Kindersterblichkeit und bei den Selbstmorden unter Indigenen sind rückläufig. 776 Kinder zwischen null und fünf Jahren seien 2020 gestorben. Die Anzahl der Selbstmorde ging von 133 in 2019 auf 110 in 2020 zurück.
Lage für Indigene unter Präsident Bolsonaro noch schwieriger
Bolsonaros Regierung ist seit 2019 im Amt. Bolsonaro wurde mit dem Versprechen gewählt, das wirtschaftliche Wachstum in Brasilien voranzutreiben. Eine der größten Stützen der brasilianischen Volkswirtschaft ist die Agrarwirtschaft. Rindfleisch, Soja und Mais sind die Exporthits des Landes, und Bolsonaro macht keinen Hehl daraus, bereit zu sein, die Umwelt in entlegenen Landesteilen für die Agrarwirtschaft zu opfern. Es wird daher massenweise Regenwald gerodet, der allerdings auch die Heimat vieler der über 500.000 Indigenen ist, die in Brasilien leben. Es kommt vielfach zu Konflikten, die auch gewalttätig werden, weil die Regierung Bolsonaros den Zugang zu Waffen, etwa für Großgrundbesitzer, erleichtert hat.
Dabei sei die Waldrodung zugunsten der Schaffung neuer Flächen ökonomisch gar nicht notwendig, meinen Kritiker. Doch das sei gar nicht das Ziel der Grundbesitzer. Diesen liege nämlich mehr an der Spekulation auf eine Wertsteigerung der geschaffenen Flächen als an einer tatsächlichen landwirtschaftlichen Nutzung, für die das Land bereits genug Fläche zu Verfügung habe.
(kath.ch - gh)
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