Madagaskar: Zehntausende hungern wegen Klimawandel
„Das veränderte Klima bedeutet, dass Familien, die vor 15 Jahren noch von ihrem Boden leben konnten, heute akut an Hunger leiden", so Menghestab Haile, Direktor für das Südliche Afrika des Welternährungsprogramms WFP. Madagaskar ist laut dem WFP zwar derzeit nicht der einzige Ort auf der Welt, an dem hungersnotähnliche Zustände herrschen, allerdings der einzige, wo diese in erster Linie durch den Klimawandel und nicht durch Konflikt verursacht wurden.
Hungerleidende greifen auf Tierfutter und Pflanzen zurück
Wie das WFP-Büro in der Hauptstadt Antananarivo am Dienstagabend mitteilte, sind 1,1 Millionen Madagassen von Ernährungsunsicherheit betroffen; 14.000 von ihnen befinden sich „bloß einen Schritt von einer Hungersnot entfernt". Bereits jetzt kämpften viele Familien ums Überleben: Einige Bewohner seien dazu übergegangen, Heuschrecken und Blätter zu essen, die auf der Insel traditionell an Vieh verfüttert werden.
„Ich traf kürzlich eine Mutter, die mir erzählte, wie sie ihr acht Monate altes Kind wegen Samen von Kakteenfrüchten verlor, die sich in seinem Magen angesammelt hatten", so Menghestab. Laut der UNO sei die Situation im Süden Madagaskars „alarmierend". Bis Jahresende könnte sich die Zahl der Hungerleidenden verdoppeln, denn erst im Oktober habe die magere Jahreszeit – die Zeit zwischen den Ernten – begonnen. Grund für die Ernährungsunsicherheit seien außergewöhnlich warme Temperaturen, ausbleibender Regen sowie Sandstürme, die einen Großteil der Ernte vernichteten.
In Madagaskar leben knapp 27,7 Millionen Menschen. Das Land zählt zu den ärmsten der Welt, das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist das achtniedrigste weltweit.
(kna – gh)
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