Zypern: Bewegendes Zeugnis einer Ordensfrau
Christine Seuss - Nikosia
Schwester Perpetua Loo war eine der beiden Ordensfrauen, die dem Papst direkt am ersten Tag seines Aufenthaltes auf der Insel bei der Begegnung mit der katholischen Gemeinschaft Zyperns ein Zeugnis vortragen konnten. Schon lange helfen die Ordensschwestern Arbeitnehmern aus dem Ausland, die ohne rechtliche Absicherung der Gewalt und Willkür ihrer Arbeitgeber ausgesetzt sind. „Wie ich dem Heiligen Vater in meinem Zeugnis sagte, ist das eine wirklich schwierige und harte Situation für die Arbeitnehmer, wegen ihres schlechten Verdienstes und wegen der Spannungen in den Beziehungen mit ihren Arbeitgebern,“ erläutert die Ordensfrau im Gespräch mit Radio Vatikan.
Zwar betreffe dies nicht alle Arbeitnehmer in unsicheren Arbeitsverhältnissen, doch einen Großteil – und für diejenigen, die in dieser Situation steckten, sei es wirklich hart: „Sie haben vielleicht nicht einmal einen Tag in der Woche frei, werden auch rechtlich diskriminiert – und seinen Job verlieren heißt, seine Hoffnung verlieren.“ Der Besuch des Papstes in Zypern unter dem Motto „Tröstet einander im Glauben“ habe nicht nur ihren Schützlingen, sondern auch ihr selbst viel Kraft und Hoffnung gegeben, betont die rührige Ordensfrau, der in Erinnerung an die gelebten Momente in der Kathedrale die Freudentränen kommen.
„Ich war wirklich überwältigt… Normalerweise hätte ich davon Bilder für alle gemacht, aber in diesem Moment wollte ich das nicht, ich wollte diesen Moment nur für mich leben und diese Präsenz, die mich wirklich berührt hat, denn er ist der Stellvertreter Christi. Man möchte keinen einzigen Augenblick von einem solchen Moment verlieren, seine Anwesenheit ist so wertvoll und so einzigartig. Das war es, was ich fühlte.“
Sie habe mehrere Wochen lang Zeit gehabt, ihren Redetext für den Papst vorzubereiten, erzählt Schwester Perpetua, und sie habe das Gefühl gehabt, ihm wirklich etwas von ihrer Arbeit vermitteln zu können: „Denn ich bin diejenige, die im Büro die Arbeit macht, die die Probleme für die Arbeitnehmer löst, das Arbeitsverhältnis betreffende Probleme jeder Art, und die denjenigen hilft, die eine Anzeige erstatten müssen, wegen sexueller Belästigung oder Gewalt…“
Vor Corona sei sie von Fällen geradezu überschüttet gewesen, und immer noch stünden jeden Tag sieben bis acht Fälle an, berichtet sie. Für Aufregung sei in diesem straffen Tagesablauf keine Zeit gewesen, auch weil sie in die Vorbereitungen des Besuches eng eingebunden gewesen sei. Doch das habe sich vor dem großen Moment, vor ihrem Auftritt in der Kathedrale, schlagartig geändert: „Ich habe sicher zehn bis 15 Minuten lang in der Sakristei geschluchzt, mir blieb nur, mich dem Heiligen Geist zu überlassen, denn ich war nicht sicher, wie es mir gelungen wäre, meinen Text zu lesen. Normalerweise lese ich gut, aber ich war nicht sicher… Er ist so eine wichtige Persönlichkeit!“
Schließlich habe sie sich aus Angst, zu spät zur Zeremonie zu kommen, am Riemen gerissen und sei aus der Sakristei gekommen, erzählt die eigentlich so energisch wirkende Ordensfrau, der dabei eine Träne die Wange herunterläuft. Und dann ging alles ganz von selbst, sie habe praktisch den ganzen Text auswendig gekonnt, von Herzen gesprochen und dem Papst immer wieder in die Augen sehen können, so die sichtlich erleichterte Schwester.
„Ja, es war gut vorbereitet, aber eigentlich war es etwas, das mir von Herzen kam. Und er war so nett, er blickte mir in die Augen, und ich könnte fast sagen, dass ich stolz war, denn ich kenne meine Arbeit. Ich arbeite nicht, um irgendetwas zurückzubekommen, und ich habe nicht einfach nur vorgelesen, um mich selbst zu feiern, sondern es kam mir von Herzen. Und der Papst schaute mich an, manchmal hatten wir Augenkontakt, und das war so schön, so echt und authentisch…“
Große Sorgen habe sie sich im ersten Moment gemacht, als der Papst sich nicht wie geplant nach ihrem Redebeitrag und der Übersetzung erhoben habe, um sie zu begrüßen. „Der Papst stand nicht auf, also war ich ein bisschen beunruhigt. Aber dann habe ich realisiert, dass auch meine Ansprache für ihn berührend gewesen sein muss, vielleicht weil sie so lebensnah war, so dass er noch darüber nachgedacht hat. Das habe ich gefühlt, und das war ein wirklich berührender Moment für mich.“
(vatican news)
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