Madagaskar nach dem Tropensturm: Ein Salesianer berichtet
Antonella Palermo und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Mehr als 100.000 Menschen hier haben ihre Häuser verlassen, 60.000 von ihnen haben überhaupt kein Haus mehr, weil es zusammengestürzt beziehungsweise voller Wasser ist. Der Regierung ist es aber nur gelungen, für etwa die Hälfte von ihnen Notunterkünfte zu organisieren. Es wurden auch etwa 50 Schulen zerstört. Und allein hier in der Hauptstadt Antananarivo haben wir mindestens 39 Tote gezählt - und dazu kommen noch die Opfer aus den Provinzen...", schildert Pater Bizimana die dramatische Lage im Gespräch mit uns.
In der Hauptstadt Antananarivo wurden Schulen und Turnhallen in Notunterkünfte umgewandelt, um den vielen Obdachlosen irgendwie zu helfen. Auch wenn es in Madagaskar fast jedes Jahr Wirbelstürme und sintflutartige Regenfälle gibt, sagt der Salesianerpater, er habe ein solches Szenario noch nie erlebt. Er glaubt, dass das auch am Klimawandel liegt:
„Den Klimawandel spüren wir hier in Madagaskar stark. Es ist paradox: Im Süden verdursten die Menschen, weil es zu wenig Wasser gibt, und im Zentrum regnet es jetzt viel zu viel. Abgesehen davon glaube ich, dass es auch weltweit einen solchen Klimawandel gibt: Eineseits Wassermangel, also nicht mal einen Tropfen Wasser gibt es da, und andererseits ist dann viel zu viel Wasser an anderen Orten konzentriert."
Vielen sowieso schon Armen geht es nun noch schlechter
Der Tropensturm „Ana" hatte sich Ende der vergangenen Woche über der Ostküste von Afrikas größter Insel Madagaskar gebildet. Heftige Regenfälle lösten Überflutungen und Schlammlawinen aus, noch immer laufen Aufräumarbeiten. Die Behörden und Rettungskräfte der drei meist betroffenen Länder - Mosambik, Malawi und Madagaskar - sind derzeit noch dabei, das Ausmaß der Schäden zu ermitteln.
Die starken Regenfälle ließen auch den Wasserpegel vieler Flüsse steigen; die Wassermassen zerstörten Brücken und überschwemmten Felder, auf denen auch viele Tiere ertranken. Das ist für die Menschen vor Ort besonders hart, da viele von ihnen in Armut leben und Landarbeit und Viehzucht die Lebensgrundlage für viele Familien des Landes sind.
„Das ist eine echte Geißel. Es ist, als ob die Menschen, die schon nichts hatten, jetzt noch mehr ins Elend gestürzt werden. Es ist erschütternd zu sehen, wie so viele Kinder und Frauen von 4-5 Meter hohen Wassermassen aus ihren Häusern gespült wurden. Da unsere Unterkunft der Salesianer höher gelegen ist, sind wir besser geschützt, aber nur ein paar Kilometer weiter ist das Wasser überall."
Die örtliche Kirche versucht, den Menschen in dieser Notlage so gut wie möglich zu helfen, aber es ist schwierig, berichtet der Salesianerpater:
„Gut 100.000 Betroffene, das ist viel. Da ist es nicht so leicht, allen zu helfen. Auch weil wir schon seit zwei Jahren wegen der Pandemie die Menschen mit Nahrung versorgen. Aber wir haben leider nicht so viele Mittel zur Verfügung: Jeden Dienstag und Freitag kamen schon 500-600 Menschen zum Essen. Aber unsere Vorräte gehen in zwei Wochen zur Neige. Wir haben gerade versucht, eine Lösung zu finden und stattdessen kamen diese Regenfälle. Es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir handeln aus Liebe und jeder tut, was er kann - und Jesus wird für den Rest sorgen."
Der mosambikanische Wetterdienst warnte unterdessen am Donnerstag, dass über dem Indischen Ozean bereits ein neuer Sturm aufziehe. Batsirai werde in den kommenden Tagen auf das Festland treffen. Das Unwetter „könnte sich in den nächsten Tagen zu einem schweren Tropensturm entwickeln", warnte die UNO.
(vatican news/diverse - sst)
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