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Tiroler Ordensfrau in Westafrika im Einsatz für Straßenkinder

Kinderschutz erfordert in manchen Weltregionen einen Kampf gegen Hexenglaube und Animismus: Etwa in der Elfenbeinküste, Benin und Nigeria, wo die Tiroler Ordensfrau Sr. Hanni Denifl seit 15 Jahren eine lange Reihe von Projekten für Kinder und Jugendliche gestartet hat und weiter betreibt.

Besonders Mädchen sind oft von häuslicher Gewalt und Traumatisierung betroffen - und werden mitunter sogar wegen auffälligen Verhaltens als „Hexenkinder" gebrandmarkt und verstoßen. Denifl und ihre Gemeinschaft der Don-Bosco-Schwestern bieten diesen Kindern Perspektiven und kämpfen für ein neues Bewusstsein, berichtete die Ordensfrau am Dienstag gegenüber Kathpress aus Anlass des „Tags der Straßenkinder" (31.1.) des Hilfswerks „Jugend Eine Welt", das Denifl in ihren Projekten unterstützt.

Eines der von Denifl initiierten Projekte ist ein Kinderschutzzentrum in Benin, in dem zwischen 20 und 25 Kinder ein vorübergehendes Zuhause finden. Eines der ersten war ein Mädchen, das als Fünfjährige zu den Schwestern kam. In ihrer Herkunftsfamilie hatte es zwei Todesfälle gegeben, was laut Denifl angesichts der grassierenden Krankheiten wie Malaria oder Typhus öfters vorkomme, doch glaubten die Angehörigen, das Kind sei verhext. Psychologen und Sozialarbeiter des Zentrums sorgten sich um die Kleine und eine Pflegefamilie wurde gefunden. Heute ist sie eine junge Frau mit Abschluss und Pflegeausbildung, die an Samstagen ehrenamtlich im Zentrum mithilft.

Viele Kinder gelten als „verhext"

Sr. Denifl kennt mittlerweile eine Vielzahl von Gründen, derentwegen Kinder - besonders Mädchen - im von Animismus und Naturreligionen durchdrungenen Westafrika immer wieder auch heute noch als „verhext" gelten: „Einmal starb die Mutter eines Kindes gleich nach der Geburt, worauf die Großmutter die Erziehung übernahm und ihre Enkelin auch stillte. Gleich sagte man, sie sei verwunschen." Auch Bettnässen oder Verhaltensauffälligkeit werden für Ursachen gehalten, was der Tiroler Ordensfrau besondere Sorge bereitet: „In vielen Fällen steckt dahinter Traumatisierung durch Misshandlung, die gut geheilt werden kann, wenn man sich der Kinder annimmt."

Kinder stärken und fördern

Kinderschutz steht im Mittelpunkt der von Denifl initiierten Projekte, zu denen auch ein Kinder-Mütter-Haus, Alphabetisierungs- und Berufsausbildungskurse sowie ein derzeit in Bau befindliches großes Bildungs- und Jugendzentrum mit Internat, Kinderheim, Volks- und Berufsschule in einem Vorort der nigerianischen Metropole Lagos gehören. „Zentral ist dabei immer der Gedanke, dass Kinder nicht geschlagen werden dürfen, sondern in ihren Rechten gestärkt und in ihren Talenten gefördert werden müssen", erklärt die Missionarin. Um dieses Umdenken zu erreichen, beschäftigt Sr. Denifl Psychologinnen und hält für Eltern und das Personal Weiterbildungen und Kurse.

„Zentral ist dabei immer der Gedanke, dass Kinder nicht geschlagen werden dürfen, sondern in ihren Rechten gestärkt und in ihren Talenten gefördert werden müssen“

Hilfe auch im Gefängnis

Sehr am Herzen liegt Sr. Denifl das 2011 gestartete Projekt „Service DomS", bei dem straffällig gewordene Jugendliche in der Haft und auch nach ihrer Entlassung betreut werden. „Dazu kam es, als zwei unserer Berufsschüler etwas gestohlen hatten, wir sie besuchten und im Gefängnis gleich 44 Buben und 12 Mädchen vorfanden. Vom Gefängnisleiter erhielten wir die Erlaubnis, mit ihnen zu arbeiten." Der Einsatz weitere sich auf alle sechs Gefängnisse Benins aus und führte auch dazu, es dort heute überall auch eigene Jugendrichter gibt. Eigene Aufklärungsprogramme wurden gestartet, um Misshandlungen durch die Polizei entgegenzuwirken, eine Juristin in Denifls neunköpfigem Team unterstützt die Jugendlichen in ihren Rechten.

Besonders stolz ist die Don-Bosco-Schwester auf sogenannte „Segnungsfeste", zu denen auch die Eltern ins Gefängnis kommen dürfen: „Dabei findet Aussöhnung statt und die Eltern sagen ihren Kindern, dass sie wieder neu anfangen dürfen. Das ist für alle wichtig, da sonst auch die Familie als verwunschen gilt", so die Ordensfrau.

Daheim Perspektiven schaffen

Dass Westafrika zu den wichtigsten Herkunftsregionen zählt für jene Migranten, die teils auf illegalen Wegen nach Europa gelangen, um hier ihr Glück zu versuchen, weiß Sr. Denifl aus eigener Erfahrung. „Etwa in der Elfenbeinküste, wo der Altersdurchschnitt der Gesamtbevölkerung 18 Jahre beträgt, träumt ein großer Teil der jungen Menschen von Frankreich oder Deutschland. Sie glauben, dort wäre das Paradies." Die Don Bosco Schwestern sehen es auch als ihre Aufgabe, präventiv Aufklärung zu leisten und falsche Vorstellungen zu korrigieren. „Vor allem aber versuchen wir, Perspektiven zu Hause zu schaffen durch gute Ausbildung, Jobvermittlung und Möglichkeiten, die eigenen Rechte auszuüben", so die Ordensfrau.

(kap - sst)

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25. Januar 2022, 16:18