Ägypten: Kirchen für jedes neue Wohnviertel
Das hat der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. jetzt bestätigt. Der Führer größten christlichen Gemeinschaft Ägyptens lobte die Richtlinien, wie der vatikanische Fides-Dienst berichtet. Tawadros, der als Patriarch von Alexandrien auch den Titel Papst führt, äußerte sich bei der Einweihung einer neuen Kirche in Salam City, einem Industrie- und Wohnviertel im Großraum von Kairo.
In seiner Predigt dankte Tawadros dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah Sisi, den Ingenieuren und allen Institutionen, die beim 2019 begonnenen Bau des neuen Gotteshauses geholfen hatten. „Es ist gut, dass sich die politische Führung dafür einsetzt, dass in jedem neuen städtischen Wohngebiet mindestens eine Moschee und eine Kirche vorhanden sind.“
Bis 2016 ein de-facto-Verbot neuer Kirchenbauten
Bis 2016 wurde der Bau neuer christlicher Gotteshäuser durch seit 1934 bestehende Vorschriften eingeschränkt und faktisch verhindert, da sie unter anderem den Bau neuer Kirchen in der Nähe von Schulen, Kanälen, Regierungsgebäuden, Eisenbahnen und Wohngebieten verboten. In vielen Fällen machte die strikte Anwendung dieser Vorschriften den Bau von Kirchen in von Christen bewohnten Städten und Dörfern unmöglich, insbesondere in den ländlichen Gebieten Oberägyptens.
Deshalb wurden in ganz Ägypten viele Kirchen und Kapellen spontan und ohne erforderliche Genehmigungen gebaut. Dieser Umstand wiederum wurde mancherorts von Islamisten als Vorwand für gewalttätige Ausschreitungen genutzt.
Neues Gesetz fördert Koexistenz mit Islam
Das neue Gesetz über den Bau und die Renovierung von Gebetsstätten, das im August 2016 vom ägyptischen Parlament ratifiziert wurde, hat es auch ermöglicht, eine „Legalisierung“ christlicher Kirchenbauten einzuleiten, die in der Vergangenheit ohne Genehmigungen errichtet wurden. Der zu diesem Zweck eingesetzte Regierungsausschuss ist bisher rund 20 Mal zusammengetreten, zuletzt im November 2021.
Bei dieser Sitzung wurden weitere 63 bisher unlizenzierte Kirchbauten legalisiert. Damit hat das Land seit Beginn der Legalisierungskampagne 2.021 christliche Gotteshäuser nachträglich genehmigt.
Viele Verfahren sind noch offen
Insgesamt wurden Legalisierungsanträge für 3.730 Bauten gestellt. Viele Verfahren sind noch offen. Voraussetzungen für eine nachträgliche Genehmigung sind demnach die Erfüllung von Zivilschutzordnungen, bauliche Stabilität und die Zahlung entsprechender Gebühren.
Schätzungen zufolge stellen Christen 10 bis 14 Prozent der rund 100 Millionen Einwohner Ägyptens. Der Großteil von ihnen gehört der koptisch-orthodoxen Kirche an.
(kap – sk)
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