Bild: Sarajewo heute. - Vor 30 Jahren, am 4./5. April 1992, begann die Belagerung der Stadt, die am 29. Februar 1996 durch das Eingreifen westlicher Staaten endete Bild: Sarajewo heute. - Vor 30 Jahren, am 4./5. April 1992, begann die Belagerung der Stadt, die am 29. Februar 1996 durch das Eingreifen westlicher Staaten endete 

Bosnien-Herzegowina: Warnung vor Spaltungstendenzen

Mehr Einsatz der bosnischen Religionsvertreter für ein Zusammenwachsen im Land wünscht sich der Hohe Repräsentant für Bosnien-Herzegowina, Christian Schmidt.

Bei seinem Amtsantritt im August 2021 habe ihn erstaunt, „dass die internationale Gemeinschaft es bislang nicht einmal geschafft hat, dass Schülern in Bosnien eine gemeinsame geschichtliche Grundlage vermittelt wird“, sagte der deutsche Politiker Schmidt im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Und ich frage mich auch: Wo waren denn da die Religionsgemeinschaften?“

Schmidt forderte, die Religionen sollten in der Frage des Zusammenwachsens vorangehen. „Der Großmufti von Sarajevo, Husein Kavazovic, ist da sehr offen. Ich habe den Eindruck, dass auch Papst Franziskus über diese Fragen intensiv nachdenkt. Am schwierigsten scheint es bei der serbisch-orthodoxen Kirche zu sein; aber vom Patriarchen aus Belgrad kommen ermutigende Signale.“

Vatikanvertreter in Sarajewo

Im März hatte der vatikanische Außenminister, Erzbischof Paul Gallagher, den Balkanstaat besucht. Dabei traf er auch mit dem Hohen Repräsentanten zusammen. Bei einer Begegnung mit der Staatsspitze Bosnien-Herzegowinas, bestehend aus Zeljko Komsic, Sefik Dzaferovic und Milorad Dodik, betonte Gallagher, der Papst zeige großes Interesse an der gesellschaftspolitischen Lage in Bosnien und unterstütze nachdrücklich ein gutes Zusammenleben. Bei einem Gottesdienst in der Kathedrale von Sarajevo sagte Gallagher: Bosnien, „wo sich verschiedene Kulturen und Traditionen treffen und manchmal aufeinanderprallen“, brauche Menschen, die Frieden stiften, statt Konflikte und Spaltung zu säen.

Warnung vor Spaltungstendenzen

Vor den Spaltungstendenzen in Bosnien-Herzegowina warnte auch der Hohe Repräsentant Schmidt im KNA-Interview. „Meine Aufgabe ist, den Dayton-Vertrag zu exekutieren, und der sieht die territoriale Integrität von Bosnien-Herzegowina vor“, so Schmidt, der im Amt des Hohen Repräsentanten im vergangenen Jahr auf den Österreicher Valentin Inzko folgte. „Jeder, der Selbstständigkeitsfantasien hat, kriegt es mit der internationalen Gemeinschaft und mit mir zu tun.“

Schmidt äußerte sich mit Blick auf in diese Richtung weisende Bestrebungen Milorad Dodiks und anderer führender Vertreter der Republika Srpska. Diese ist neben der Föderation Bosnien und Herzegowina eine von zwei sogenannten Entitäten, aus denen Bosnien-Herzegowina besteht. Die benachbarte Republik Serbien habe „kein Interesse, die Entität mit ihren rund 900.000 Einwohnern als selbstständig anzuerkennen“, betonte Schmidt. Die Republika Srpska allein sei zudem weder ökonomisch noch politisch überlebensfähig.

(kap/kna - pr)

 

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07. April 2022, 09:21