Ukraine: „Acht Jahre Kreuzweg“
Stefan von Kempis und Beata Zajączkowska – Vatikanstadt
Sie erinnern an die dramatischen Worte des hl. Papstes Johannes Paul II.‘ (1978-2005), dass heute eine „Kultur des Todes“ mit der „Kultur des Lebens“ im Krieg liege. Das Zitat kommt nicht von ungefähr: Der Vorsitzende der ukrainischen Bischofskonferenz, Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki, war früher einmal zweiter Privatsekretär des polnischen Papstes.
„Auf ukrainischem Boden steht der Tod dem Leben gegenüber. Der Frieden trifft auf Hass“, so Mokrzycki gegenüber Radio Vatikan. „Die jüngsten Ereignisse zeigen das wahre Gesicht des Aggressors, der seine Hand gegen die Wehrlosesten erhebt, wofür wir zum Beispiel in Butscha unwiderlegbare Beweise sehen. Dort wie auch an vielen anderen Orten finden wir Spuren des Völkermords: Sie zeugen von der Wahrheit über diejenigen, die diesen Krieg entfesselt haben.“
Mokrzyckis Bischofsstadt Lemberg ist bisher von direkten Angriffen weitgehend verschont geblieben. Doch der Krieg hat das habsburgische Gesicht der Stadt stark verändert: Überall sind Flüchtlinge, viele von ihnen reisen von hier zur nahen polnischen Grenze weiter. Der Erzbischof findet deutliche Worte zum russischen Angreifer.
„Diejenigen, die sich für eine christliche Nation halten, haben durch ihr Handeln gegen das Evangelium verstoßen und das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe missachtet. Deshalb bitten wir an der Schwelle zur Karwoche alle, die in Russland noch einen Sinn für den Glauben haben, um Reue und Verurteilung des Krieges! Wenn ihr in der Lehre von Jesus Christus, dem Retter und Erlöser, bleiben wollt, dann schlagt den Weg des Friedens ein.“
„Die Wahrheit ist auf unserer Seite“
Der Erzbischof zitiert aus dem Schreiben der ukrainischen Bischofskonferenz zur Karwoche: „Die Abkehr vom Bösen ist der einzige Weg, der zur Rettung führt. Der Weg zur Heiligkeit wird durch den Glauben eröffnet und durch sein Fehlen verrammelt. Mit diesem Appell wenden wir, die Katholiken der Ukraine, uns an das russische Volk. Lasst das Böse nicht zu eurer Gottheit werden!“
Ostern bedeute, dass letztlich das Leben über den Tod siege. Und obwohl die Ukraine vielerorts ein wahres Golgatha erlebe, solle sie doch „mit der Hoffnung auf den Sieg“ in die Zukunft blicken. „Die Wahrheit ist auf unserer Seite“: Auch damit zitiert der Erzbischof den Hirtenbrief.
Papst in die Ukraine eingeladen
Die ukrainischen Bischöfe danken den Menschen in aller Welt, die ihrem Heimatland zu Hilfe kommen. „Dies ist ein echtes Zeugnis der Nächstenliebe. Wir danken allen, die ihre Häuser für so viele Tausende von Flüchtlingen geöffnet haben.“ Einmal mehr laden die Bischöfe Papst Franziskus zu einem Besuch in der Ukraine ein. Sie verweisen auf die Tapferkeit der ukrainischen Soldaten, warnen aber auch vor Rachegelüsten und Hass. „Wo Christus regiert, regiert die Liebe, nicht Zorn und Rache.“
(vatican news – sk)
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