Freiwillige, darunter auch Vertriebene, bereiten im Keller einer Kirche von Ivano-Frankivsk Essen für Bedürftige vor Freiwillige, darunter auch Vertriebene, bereiten im Keller einer Kirche von Ivano-Frankivsk Essen für Bedürftige vor 

Ukraine: Kirche hilft Menschen im Krieg

Als „Zeitenwende“ wird der russische Krieg in der Ukraine immer wieder bezeichnet, denn er verändert die Sicherheitsarchitektur und ist verantwortlich für Tod und Vernichtung im Herzen Europas. Eine Art Zeitenwende ist der Krieg auch für die Hilfswerke und Nichtregierungsorganisationen, die in dem Land tätig sind.

Das gilt etwa für das katholische Osteuropahilfswerk Renovabis, das sich seit mehr als 25 Jahren mit vielen Partnern engagiert und die Ukraine nach der Unabhängigkeit in ihren Prozessen unterstützt hat. So half das Hilfswerk etwa beim Aufbau von Schulen - eine davon ist das katholische St. Blasius-Gymnasium in Ivano-Frankivsk im Westen des Landes, in dem nun Flüchtlinge betreut werden. 

Eine zerstörte Schule in Chernihiv
Eine zerstörte Schule in Chernihiv

Permanenter Luftalarm

Derzeit ist in vielen ukrainischen Städten die Luftalarmsirene in regelmäßigen Abständen zu hören: ein Geräusch, das unter die Haut geht. So auch im Westen der Ukraine, in Ivano-Frankivsk. Markian Bukatchuk ist als griechisch-katholischer Priester verheiratet und wohnt dort mit seiner Familie. Am Telefon erinnert er sich an den Beginn des russischen Angriffes auf sein Land.

„Gleich am ersten Tag, dem 24. Februar, gegen sieben Uhr hat mich meine Frau gerufen, hier Marian, ist das eine Rakete, oder was? Wir wohnen im 10. Stock im Hochhaus, von dem aus konnte man Rauch und Feuer aus Richtung des Flughafens sehen. Da war es mir mit klar; ich habe mich angezogen, das Auto getankt und sie zu den Schwiegereltern gebracht, die Frau und die zwei Kinder."

Ukrainische Flüchtlinge kommen am polnischen Bahnhof von Przemysl an
Ukrainische Flüchtlinge kommen am polnischen Bahnhof von Przemysl an

Millionen von Ukrainern auf der Flucht 

Sich in Sicherheit bringen – das versuchen vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen. Aus dem Osten der Ukraine, aber auch aus Kiew oder anderen Orten fliehen sie vor russischen Raketen und dem Militär in den Westen des Landes oder ins Ausland. Laut UN haben bis Anfang Mai mehr als fünf Millionen ukrainische Flüchtlinge das Land verlassen, weitere acht Millionen sind innerhalb der Ukraine auf der Flucht.

Eindrücke von einer Recherchereise in die Ukraine

Vielen von ihnen versucht die katholische Kirche zu helfen. Insbesondere im Westen der Ukraine, wo sechs von zehn Ukrainern griechisch-katholisch sind und die Kirche dadurch eine wichtige Rolle hat. In Ivano-Frankivsk leitet Pfarrer Markian in Friedenszeiten das katholische Gymnasium St. Blasius. In Kriegszeiten findet der Unterricht online statt, weil die Klassenräume zu Schutzräumen wurden, berichtet Pfarrer Markian.

„Insgesamt haben wir fast 500 Personen aufgenommen und sie brauchen Versorgung und Verpflegung, und dazu sammeln wir Lebensmitteln, suchen nach Medikamenten, auch im Ausland. Die Ambulanz war nach dem Kriegsausbruch erst geschlossen, momentan ist dort viel zu tun, vor allem, um den vom Krieg betroffenen Menschen eine kostenlose Behandlung anzubieten."

Freiwillige bereiten im Keller einer Kirche von Ivano-Frankivsk traditionelle Teigtaschen für Bedürftige vor
Freiwillige bereiten im Keller einer Kirche von Ivano-Frankivsk traditionelle Teigtaschen für Bedürftige vor

Die Kirche in Ivano-Frankivsk bietet Schutzräume, humanitäre Hilfe oder übernimmt in ihrer modernen Ambulanz die Behandlung von Kriegsversehrten. Das katholische Osteuropahilfswerk Renovabis war schon vor Kriegsbeginn ein wichtiger Partner der Kirche in Ivano-Frankivsk und steht auch jetzt an der Seite der Menschen in der Ukraine, wenn auch unter anderen Vorzeichen.

Pfingstaktion 2022 im Zeichen des Krieges

„dem glaub’ ich gern!“ lautet die Pfingstaktion 2022 und ermutigt dazu, den Glauben als tragende Kraft neu kennenzulernen, sagt Thomas Schwartz, Hauptgeschäftsführer von Renovabis. Auch im Krieg.

„Wir müssen uns heute neu fragen, was uns auf dem Kontinent zusammenhalten kann. Und das sind nicht nur die Verteidigung der Demokratie, die Verteidigung der Freiheit. Sondern auch unsere Werte und unser gemeinsamer christlicher Glaube, der von dem einen oder anderen auch missbraucht wird."

(renovabis - cs)

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13. Mai 2022, 09:23