Kosovo/Serbien: Patriarch Porfirije ruft zu Eintracht auf
Bei einem Gottesdienst im Kloster Gracanica bei Pristina unterstrich er zum einen, dass Kosovo-Metohija die eigentliche Heimat der serbisch-orthodoxen Kirche bzw. der orthodoxen Serben sei. Jedes Mal, wenn er in den Kosovo komme, spüre und wisse er zutiefst, dass er in seine eigentliche Heimat und die Heimat aller Serben zurückgekehrt sei, sagte Porfirije. Zugleich betonte er, dass ein gemeinsames Leben von Serben und Kosovo-Albanern in Frieden im Kosovo nicht nur möglich, sondern auch unbedingt geboten sei.
Serben und Kosovo-Albaner seien Geschwister, zur Verständigung und zum gemeinsamen Leben gebe es keine Alternative. „Beide wurden von Gott geschaffen, wir sind alle Ikonen Gottes“, so der Patriarch wörtlich und: „Wir brauchen einander, niemand kann ohne den anderen auskommen“.
„Wir brauchen einander, niemand kann ohne den anderen auskommen“
Der serbisch-orthodoxe Patriarch feiert jedes Jahr am 28. Juni - dem Veitstag („Vidovdan“) - im Kloster Gracanica einen Gedenkgottesdienst für die Opfer der Schlacht auf dem Amselfeld im Jahr 1389. Der in der Schlacht gefallene Fürst Lazar wurde schon gut ein Jahr nach seinem Tod heiliggesprochen und ist einer der wichtigsten Heiligen der serbisch-orthodoxen Kirche. Bis heute ist der 28. Juni ein Feiertag in Serbien.
Streitpunkt
Kosovo-Metohija gilt als Herzstück bzw. Kernland der serbisch-orthodoxen Kirche. Unter Metohija bzw. Metochie versteht man das „Klosterland“ im Westen des Kosovo. Eine Aufgabe des Gebietes komme für die Kirche nicht infrage. Eine direkte oder indirekte Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo durch Serbien lehnte und lehnt die Kirche kategorisch ab. Traditionell wird jeder serbische Patriarch nicht nur in Belgrad, sondern danach nochmals im Kloster Pec inthronisiert, dem alten Patriarchensitz. Wann diese Inthronisation im Fall von Porfirije, der seit Februar 2021 Patriarch der serbisch-orthodoxen Kirche ist, stattfinden wird, steht derzeit noch nicht fest.
Im vergangenen Februar hatte Patriarch Porfirije im Gespräch mit Kathpress und weiteren österreichischen Journalisten betont, dass der Kosovo eine „schmerzliche Frage“ für die serbisch-orthodoxe Kirche sei. Die Identität des serbischen Volkes sei auf das Engste mit dem Kosovo verbunden. Zugleich sagte Porfirije, dass seine Sorge allen Menschen gelte, die im Kosovo leben, „ganz gleich, welcher Kirche oder Religion sie angehören“. Immer wieder hat sich Porfirije seit seiner Wahl zum Patriarchen mit Versöhnungsbotschaften an die Kosovo-Albaner gewandt.
Das Kloster Gracanica ist wie andere bedeutende serbische Klöster im Kosovo, darunter Decani oder auch Pec, zum Schutz von hohen Betonmauern umgeben.
(kap – mg)
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