Justin Welby ist der derzeitige Erzbischof von Canterbury Justin Welby ist der derzeitige Erzbischof von Canterbury 

Großbritannien: Mehr Weltkirche bei Bischofswahl

Fünf statt einer: Bei der Wahl des Erzbischofs von Canterbury sollen künftig mehr Vertreter der anglikanischen Weltgemeinschaft beteiligt werden.

Das beschloss am Wochenende die Generalsynode der Staatskirche von England, wie die anglikanische Zeitung „The Church Times“ auf ihrer Website berichtet. Der Erzbischof von Canterbury ist Primas und geistliches Oberhaupt der Kirche von England, aber auch Ehrenoberhaupt und eine Art Moderator der anglikanischen Weltgemeinschaft mit ihren 77 bis 85 Millionen Mitgliedern.

Laut dem Bericht billigte die Synode einen Antrag, die internationale Vertretung in der sogenannten Crown Nominations Commission (CNC) für Canterbury von eins auf fünf zu erhöhen und die Zahl der Bistumsvertreter aus England dafür zu verkleinern.

„Könnte er nicht auch aus Brasilien oder Chile kommen?“

Ein der Synode vorgelegtes Hintergrundpapier hinterfragte die Stellung des Ehrenprimas mit Blick auf Englands Kolonialgeschichte: „Die Church of England und die Kirchengemeinschaft kommen nicht umhin zu fragen, warum immer ein britischer Geistlicher der ‚Primus inter pares‘ [Erster unter Gleichen] sein muss“. Zur Rolle des Erzbischofs von Canterbury gehört auch die als Garant der Kircheneinheit der eher disparaten Weltgemeinschaft.

Eine Vertreterin der Diözese Bath & Wells, Christina Baron, forderte: „Lassen Sie uns ein bisschen tiefer darüber nachdenken. Muss der dienstälteste Bischof aus Kent sein, oder könnte er aus Brasilien oder Chile kommen? Lassen Sie uns radikaler über das ganze Prinzip diskutieren.“

800 Jahre altes Fenster der Kathedrale von Canterbury
800 Jahre altes Fenster der Kathedrale von Canterbury

Eigene Staatskirche nach Ehe-Disput

Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. im Jahr 1534 selbst ein. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre; später setzten sich protestantische Einflüsse durch. 1549 erschien das erste anglikanische Glaubensbuch, das „Book of Common Prayer“.

Außerhalb Englands gibt es 39 anglikanische Kirchenprovinzen und 41 Nationalkirchen, darunter in den USA, Australien und in mehreren Ländern Afrikas. Die vergangenen Jahrzehnte waren von innerkirchlichen Spannungen und der Auseinandersetzung mit der fortschreitenden Säkularisierung der Gesellschaft geprägt. Streitfragen sind die in vielen Nationalkirchen zugelassene Weihe von Frauen zu Geistlichen, teils auch zu Bischöfinnen, sowie der Umgang mit Homosexuellen.

(kna – sk)
 

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11. Juli 2022, 09:25