Sri Lanka: Kardinal verurteilt Vorgehen des neuen Präsidenten
Mario Galgano und Francesca Merlo - Vatikanstadt
In einer Ansprache am Freitagmorgen an die Bevölkerung Sri Lankas und an die internationale Gemeinschaft verurteilte Kardinal Malcolm Ranjith, Erzbischof von Colombo, den Angriff auf die Bürger Sri Lankas, bei dem Sicherheitskräfte das wichtigste Protestlager der Regierungsgegner in der Hauptstadt stürmten.
Der Kardinal erläutert gegenüber Radio Vatikan, dass die unbewaffneten Jugendlichen von einer Gruppe von Polizisten und Armeesoldaten angegriffen wurden, obwohl die Jugendlichen bereits angekündigt hätten, dass sie den Ort verlassen wollten. „Einige wurden verletzt, andere wurden verhaftet“, so der Kardinal, der betonte, dass er „dieses eigenmächtige Vorgehen des Präsidenten auf das Schärfste verurteilen“ wolle.
Erst 24 Stunden an der Macht
Präsident Ranil Wickremesinghe war zum Zeitpunkt des Angriffs seit weniger als 24 Stunden an der Macht. Er erhielt 134 Stimmen im Parlament, nachdem der ehemalige Premierminister Gotabaya Rajapaksa abgesetzt worden war.
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„Das ist sehr traurig“, so der Kardinal, „denn der Präsident wurde nur durch das Votum der Parlamentarier zum Präsidenten, und er kam mit dem Versprechen, dass er die Verfassung schützen würde“. Stattdessen, so der Kardinal weiter, „hat er gegen das Grundrecht des Volkes auf Protest gehandelt, das ein demokratisches Recht ist, das von den Jugendlichen gewaltlos ausgeübt wurde“.
Der Angriff des Präsidenten auf diese Jugendlichen stehe im völligen Widerspruch zu dem, was er öffentlich verkündet habe und was seine Pflicht als Präsident des Landes sei, so der Kardinal weiter. Ranjith fügt hinzu, dass das Parlament nicht die Mehrheit des Volkes vertrete und dass der Präsident versuche, „Bedingungen zu diktieren und sich dem Volk mit Hilfe von Schlägereien und Unterdrückung aufzuzwingen, was inakzeptabel ist“.
Verantwortung für alle Konsequenzen
„Wir machen den Präsidenten verantwortlich“, so der Kardinal weiter, „für jede zukünftige Katastrophe, die sich aus seinem Handeln ergeben könnte“. Kardinal Ranjith wies darauf hin, dass sich unter den Verletzten des Anschlags vom Freitag auch Angehörige der lokalen und ausländischen Medien befanden. Er verurteilte auch diese Angriffe, „vor allem auf diejenigen, die aus dem Ausland kamen“, und warnte vor der Diskreditierung Sri Lankas durch die Taten einer einzelnen Person.
Eine leidende Nation
Dann wandte er sich den Menschen des Landes zu, die angesichts von Arbeitslosigkeit und dem Mangel an grundlegenden Dingen für ein Leben in Würde friedlich protestierten und Veränderungen forderten, nur um dann angegriffen zu werden.
„Es liegt in der Verantwortung des Präsidenten, diesen Angriff zu untersuchen“, erklärte der Kardinal und forderte, dass die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden.
Kardinal Ranjith wandte sich an die internationale Gemeinschaft und betonte, dass Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen eine Untersuchung einleiten sollten, wenn die Regierung dies nicht tue. „Dieselben Menschen anzugreifen, deren Proteste zu dieser Veränderung geführt haben, ist wie ein Tritt gegen die Leiter, nachdem man die Spitze erreicht hat“, schloss der Kardinal und fügte hinzu: „Wir möchten dies aufs Schärfste verurteilen und ihn auffordern, in Zukunft nicht mehr so selbstherrlich zu handeln.“
(vatican news)
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