Großbritannien: Lambeth-Konferenz nimmt die Arbeit auf
Der Sonntag begann für die 650 Bischöfinnen und Bischöfe mit einem Festgottesdienst, der alles bot, was ein anglikanisches Herz höherschlagen lässt: Kirchenmusik von höchster Qualität, geistlichen Zuspruch in vielen Sprachen, eine freudig-andächtige Gemeinde aus aller Welt - und all das in der atemberaubenden Architektur der Kathedrale von Canterbury. Damit ist die 15. Lambeth-Konferenz offiziell eröffnet. Nun gilt es für die Teilnehmer aus 165 Ländern, eine Woche lang über „Gottes Kirche für Gottes Welt" zu diskutieren. Den Anfang machte das Thema Mission und Evangelisierung: Und die Frage: Wie kann die anglikanische Kirche neue Anhänger gewinnen und den Menschen dienen?
Mission als Hauptaufgabe der Kirche
Zum nicht unumstrittenen Thema Mission und Evangelisierung schildert Erzbischof Melter Tais, Bischof von Sabah in Malaysia, seine Erfahrungen gegenüber der katholischen Nachrichten Agentur: „Wir mobilisieren alle Kräfte, die Missionsarbeit voranzutreiben, denn das ist die Hauptaufgabe der Kirche." Tais ist Primas von Südostasien, der vermutlich am schnellsten wachsenden anglikanischen Provinz. Sie umfasst Indonesien, Singapur, Thailand, Laos, Kambodscha, Brunei, Malaysia, Vietnam und Nepal.
Eine der größten Herausforderungen in diesen Ländern sei ihre multiethnische und multireligiöse Prägung. „Und besonders in Malaysia haben wir mit Islamisierung zu kämpfen. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung sind Muslime", so der Bischof.
In manchen Ländern sei es sogar ein Verbrechen, zum Christentum zu konvertieren. Ein weiteres Problem ist die schwierige geografische Situation. „In ländlichen Gebieten muss man mit Booten reisen, und selbst wenn es Straßen gibt, kann man sie kaum benutzen", berichtet Tais. „Trotz allem: Wir glauben, dass die Frohe Botschaft gut für jeden Menschen ist", unterstreicht Tais.
Safe Church
Ein deutlich schmerzlicheres Thema, mit dem sich alle Religionen und gesellschaftlichen Gruppen konfrontiert sehen, stand am Sonntag an: „Safe Church", also das Thema Missbrauch und die Frage, wie sich jeder in der anglikanischen Kirche sicher fühlen kann. Dazu wurden 2019 Richtlinien (Guidelines) verabschiedet, die in jeder Provinz umgesetzt werden sollten, wie Mandy Marshall betont, Leiterin der Gender-Kommission der anglikanischen Gemeinschaft. In vielen Ländern würden gerade Erhebungen zum Thema sexualisierte Gewalt erstellt.
Bischof Cleophas Lunga von Matabeleland in Simbabwe berichtete als Stimme des globalen Südens von einer Kultur des Schweigens, die in manchen Ländern von Familie und Gesellschaft gefördert werde. Auch Kulturen, in denen Männer als wertvoller und mächtiger als Frauen gelten, seien häufiger gefährdet. Bei der Lambeth-Konferenz verpflichten sich die Bischöfe erneut, die Sicherheit aller Menschen zur Priorität zu machen und Informationen im Zusammenhang mit Missbrauch auszutauschen. „Das Schweigen muss gebrochen, die Vergangenheit aufgeklärt werden, die Kirche muss sich entschuldigen", fordert Mandy Marshall.
Hintergrund
Die Lambeth-Konferenz ist ein alle zehn Jahre tagendes Weltbischofstreffen der anglikanischen Kirche auf Einladung des Erzbischofs von Canterbury. Die Mehrheit der Bischöfe kommt aus Ländern des globalen Südens. Das ursprünglich für 2020 geplante Treffen wurde aufgrund der Pandemie auf 2022 verschoben. Am Montag beraten die Bischöfe über das Thema „anglikanische Identität", am Dienstag dann über „menschliche Würde", was das Reizthema Umgang mit Homosexuellen umfasst. Nicht wenige erwarten hier eine Zerreißprobe. Außerdem werden im Laufe der Woche Kardinal Kurt Koch und Kardinal Luis Antonio Tagle erwartet, die zum Thema Ökumene sprechen werden.
(kna – schw)
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