Ukrainische Soldaten in der Region Donezk Ukrainische Soldaten in der Region Donezk 

Ukraine: Menschenrechte auch für Flüchtlinge und Kriegsgefangene

Auch mitten im Krieg gelten Menschenrechte und ist die Würde des Menschen unantastbar. Daran hat der griechisch-katholische Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, jetzt erinnert. „Hätte sich dieses Bewusstsein durch christliche Verkündigung und Zeugnis heute wirklich durchgesetzt, gäbe es keine Konflikte und Kriege in der Welt“, sagte Schewtschuk in seiner täglichen Videoansprache aus der ukrainischen Hauptstadt am Montag.

Der Großerzbischof empörte sich darüber, dass russische Angriffe in den letzten Tagen auch Bildungseinrichtungen galten, die sich aktuell auf das am 1. September beginnende Schuljahr vorbereiteten. „Aber die Ukraine steht. Die Ukraine kämpft. Die Ukraine betet.“

Aus Schewtschuks Sicht wird die Ukraine derzeit nicht nur wegen ihres Widerstands gegen die russische Invasion bewundert, sondern auch wegen der Haltung ihrer Menschen. „Denn die Ukraine kämpft für die menschliche Würde und das Recht auf Leben... Die Ukraine bringt die Welt dazu, alles zu überdenken, was wir als die Grundlagen der Zivilgesellschaft kennen und verstehen.“

Alles tun, damit sich das Recht des Stärkeren nicht durchsetzt

Der Kirchenmann lobte die Herausbildung des modernen Begriffs der Menschenrechte im 20. Jahrhundert. „Die Verkündigung der Menschenrechte ist heute eines der wirksamsten Mittel, um sicherzustellen, dass die Menschenwürde geachtet und respektiert wird.... Aber wie können wir denn über Rechte und über das Gesetz sprechen, wie kann man das Gebot erfüllen, das besagt Es muss alles getan werden, um zu verhindern, dass der Starke den Schwachen vernichtet, ohne die heutigen Rechte des Menschen zu bekräftigen?“

Radio Vatikan Podcast: Ukraine: Menschenrechte auch für Flüchtlinge und Kriegsgefangene

Für die Kirche stammten die Menschenrechte nicht aus einer äußeren Quelle: „Es ist nicht irgendein Herrscher, Gesetzgeber oder eine andere menschliche Autorität, die den Menschen ihre Rechte verleiht. Nein, die Rechte des Menschen ergeben sich aus der Würde des Menschen als Abbild und Gleichnis Gottes. Die christliche Lehre der Würde des Menschen behauptet daher, dass die Menschenrechte universell, unantastbar und unveräußerlich sind. Die Menschenrechte sind universell, eben weil sie allen Menschen gehören, weil sie in allen Menschen vorhanden sind, unabhängig von ihrer Herkunft, Rasse und ethnischer Zugehörigkeit, unabhängig von der Staats-, Religion- oder politischer Zugehörigkeit. Sie sind universell, unabhängig von Zeit, Ort und Geburtsort. Sie sind unantastbar, weil niemand das Recht hat, sie zu verletzen. Alle Menschen besitzen allein aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Menschengeschlecht solche unantastbare Rechte.“

Schewtschuk
Schewtschuk

„Auch Flüchtlinge oder Kriegsgefangene haben Menschenrechte“

Dabei betont Schewtschuk die Universalität dieser Rechte, indem er auch mit Blick auf die jetzige Lage der Ukraine sagte: „Jeder Mensch, ob Einwanderer, Flüchtling in einem fremden Land, Kriegsgefangener oder Zivilist während einer Militäraktion, hat unantastbare Menschenrechte, die ihm niemand veräußern darf. Sie sind unveräußerlich, denn niemand kann der anderen Person, wer auch immer sie ist, diese Rechte legal vorenthalten. Andernfalls würde es sich um Gewalt gegen diese Person handeln. Wie wichtig ist es, dass wir heute verstehen, dass jeder Mensch jedes menschliche Leben, Respekt und Dienst erfordert.“ 

Angehörige trauern um Soldaten
Angehörige trauern um Soldaten

Kirche steht Verwundeten bei

Seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine zeichnet Großerzbischof Schewtschuk jeden Tag aus Kiew eine Video-Ansprache auf; dabei wendet er sich jedes Mal unterschiedlichen Aspekten des Kriegs zu und beleuchtet sie aus geistlicher Perspektive. Diesmal geht es in seinem Video auch um verwundete Soldaten; die ukrainische Regierung nennt (wie auch die russische) keine offiziellen Zahlen zu Toten und Verwundeten des Kriegs.

„Unsere Kirche möchte Ihnen zur Seite stehen. Sie sollen es wissen, dass Sie in Ihrem Krankenhausbett nicht alleine sind. Der Herrgott ist bei Ihnen. Und Ihre Kirche, Ihre Geistlichen, sind auch für Sie da.“

Sein besonderer Dank gelte allen, die sich auch in anderen Teilen Europas und der Welt um die Behandlung kranker oder verwundeter Ukrainer kümmern. „All jenen, die heute ukrainische Kinder zur Behandlung in verschiedenen medizinischen Einrichtungen aufnehmen. Allen, die sich darum bemühen, die Prothesen für Menschen, die ihre Gliedmaßen verloren haben, zu besorgen. Alle, die humanitäre Hilfsgüter wie Medikamente und andere Materialien in die Ukraine liefern, die heute das Leben der Menschen retten und ihr Leid lindern können... Mögen die moderne Medizin und alle Instrumente der Heilkunst denjenigen großzügig zur Verfügung stehen, die auf ukrainischem Boden verwundet wurden und dringend qualifizierte medizinische Hilfe benötigen.“

(pm – schw)

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16. August 2022, 11:14