UNO/Westafrika: Millionen Menschen von Hungersnot bedroht
Mario Galgano und Françoise Niamien - Vatikanstadt
Robert Gouatoueu Guei, Länder-Koordinator der FAO für Westafrika und die Sahelzone, erklärt im Interview mit Radio Vatikan: „Die Nahrungsmittel- und Ernährungssituation in Westafrika und der Sahelzone ist ziemlich besorgniserregend und wird etwa 40 Millionen Menschen betreffen, wenn die Situation so bleibt“. Die Ursachen dieser allgemeinen Nahrungsmittel- und Ernährungskrise sind laut Gouatoueu auf ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren zurückzuführen. Zunächst gebe es „einen allgemeinen Anstieg der Preise für Grundnahrungsmittel und dieser Anstieg trägt leider dazu bei, die Kaufkraft der Haushalte zu erodieren und betrifft alle sozioökonomischen Gruppen, vor allem die schwächsten“, erklärt der FAO-Koordinator. Der Preisanstieg habe sich sowohl bei lokalem Getreide (ein Anstieg um 40 Prozent) als auch bei importierten Produkten wie Weizen (plus 20 Prozent) und Öl verschärft.
Auswirkungen des Kriegs
Hinzu kämen die Auswirkungen des russisch-ukrainischen Krieges. „Russland und die Ukraine sind wichtige Produzenten und Exporteure von Weizen und mehreren anderen Rohstoffen, was Zweifel daran aufkommen lässt, ob die internationalen Märkte genügend Nahrungsmittel liefern können, um den Bedarf der Weltbevölkerung zu decken“, erklärt Gouatoueu.
Der FAO-Koordinator beklagt darüber hinaus in der Sahelzone eine anhaltende zivile Unsicherheit mit verstärkten Angriffen bewaffneter Gruppen. Die unsichere Lage führe zu einer kontinuierlichen Verschlechterung der Ernährungs- und Lebensmittelbedingungen, die sich aus der Verschärfung der Sicherheitskrise im Dreiländereck, bestehend aus Burkina Faso, Mali und Niger, sowie in den nordwestlichen und zentralen Staaten Nigerias und im Norden von Benin und Togo ergebe. „Etwa 40 Millionen Menschen werden in dieser Hungerperiode (Juni bis August) in Nahrungsmittel- und Ernährungsunsicherheit geraten“, erläutert der Experte.
Die Länder mit mehr als einer Million Menschen in der Krise und darüber hinaus (Juni bis August 2021) seien hauptsächlich: Nigeria (12,8 Millionen), Burkina Faso (2,9 Millionen), Niger (2,3 Millionen), Sierra Leone (1,8 Millionen), Tschad (1,8 Millionen) und Mali (1,3 Millionen) - und das sind nur die Länder und Bevölkerungsgruppen, die wirklich in Not sind, betont der subregionale Koordinator der FAO für Westafrika und die Sahelzone.
Rückgang der Getreideproduktion
Der FAO-Experte verweist auch auf Daten der regionalen Einrichtung zur Prävention und Bewältigung von Nahrungsmittelkrisen (PREGEC) und stellt fest, dass die gesamte Getreideproduktion (Mais, Reis, Hirse, Sorghum, Fonio und Weizen), die im Sahel und in den westafrikanischen Ländern für das Landwirtschaftsjahr 2021/2022 erwartet werde, nur 73,3 Millionen Tonnen betragen würde. Leider „ist diese Produktion im Vergleich zum Vorjahr für alle Länder um 1,8 Prozent gesunken, aber dies bleibt besonders ausgeprägt auf der Ebene der Sahelzone, wo die Getreideproduktion um 11% im Vergleich zum Fünfjahresdurchschnitt gesunken ist“, bedauert er und stellt fest, dass sich der Abwärtstrend in den kommenden Jahren fortsetzen könnte.
Laut einer von der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS, der FAO und dem Welternährungsprogamm durchgeführten Studie zeigen die Produktionsprognosen für 2022 und 2023 ein deutliches Defizit bei einigen Rohstoffen im Vergleich zum Durchschnitt im Zeitraum 2017-2020.
Angesichts dieses Produktionsrückgangs und um der Ernährungs- und Lebensmittelunsicherheit in den betroffenen Regionen entgegenzuwirken, wurde vom subregionalen FAO-Büro für Westafrika und die Sahelzone eine Strategie erarbeitet.
Dringlichkeit der Unterstützung
Die FAO plane, die Länder bei der Diversifizierung der Nahrungsmittelversorgung und der Importquellen zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, einen Teil der verfügbaren Finanzmittel sofort umzuleiten, um die Unterstützung der am stärksten gefährdeten Haushalte - d. h. der von Ernährungsunsicherheit betroffenen Menschen und/oder Binnenvertriebenen - durch den Ausbau der sozialen Sicherungssysteme zu erhöhen, um die Auswirkungen der steigenden Nahrungsmittel- und Ölpreise abzumildern.
Darüber hinaus will die FAO einen robusten Mechanismus für den gemeinsamen Einkauf von Düngemitteln auf der Ebene der Hafen- und Straßenkorridore in der ECOWAS-Region zu entwickeln, indem sie die großen Produzenten der Region mobilisiert, um die Nachfrage von Düngemittelmischern und -importeuren zu befriedigen.
(vatican news)
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