Suche

Ein Anführer aus Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo unterzeichnet mit anderen Gruppenführern ein Dokument nach dem von der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) geleiteten Nairobi-Prozess, dem dritten Friedensgespräch über die östliche Region der Demokratischen Republik Kongo, in Nairobi am 6. Dezember 2022. Ein Anführer aus Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo unterzeichnet mit anderen Gruppenführern ein Dokument nach dem von der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) geleiteten Nairobi-Prozess, dem dritten Friedensgespräch über die östliche Region der Demokratischen Republik Kongo, in Nairobi am 6. Dezember 2022. 

DR Kongo: Kardinal besorgt über Balkanisierung

So konnte es nicht weitergehen: Bewaffnete Gruppen, Regierungs- und Opfervertreter haben sich auf ein Ende der Gewalt im Osten der Demokratischen Republik Kongo geeinigt. In der Stadt Kishishe in der Demokratischen Republik Kongo wurde jüngst ein Massaker an Zivilisten verübt. Bisher war die Rede von etwa 50 Toten. Die Regierung beziffert die Zahl der Opfer nun mit 272.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Die Katholiken in der Demokratischen Republik Kongo waren aufgerufen, am vergangenen Sonntag gegen die Unsicherheit im Osten des Landes zu demonstrieren. Aus Rom teilte Kardinal Ambongo seine Unterstützung für diesen Marsch mit und äußerte sich besorgt über eine Balkanisierung der Demokratischen Republik Kongo.

Der Aufruf, für die Rückkehr des Friedens im Land zu beten und zu demonstrieren, war in der Erklärung der Bischöfe nach ihrer letzten Vollversammlung enthalten. Diese Aufforderung wurde von mehreren Bischöfen in ihren jeweiligen Diözesen weitergeleitet.

Kardinal Ambongo
Kardinal Ambongo

Der Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Fridolin Ambongo, der in Rom an der Sitzung des Kardinalsrats teilnahm, rief in einer Videobotschaft, die am Vorabend des Marsches am Samstag auf seinem Twitter-Account geteilt wurde, dazu auf, „auf die Straße zu gehen“, um seinen „Überdruss“ angesichts der seit Jahrzehnten andauernden Krise zum Ausdruck zu bringen.

Hier zum Nachhören

Gegenüber Radio Vatikan erhebt er Vorwürfe auch gegenüber dem Westen, der angesichts der Gewalt untätig bleibe:

„Als Hirten im Kongo, die an der Seite unseres Volkes leben, haben wir die traurige Feststellung gemacht, dass die internationale Gemeinschaft eine Komplizin bei dem ist, was im Osten des Landes passiert ist. Aus dem einfachen Grund, weil jeder weiß, was vor sich geht. Aber wir tun so, als würden wir es nicht sehen. Die Realität ist für uns als Bischöfe da, wir schreien es in die Welt und sprechen darüber mit allen, auch mit euch im Westen. Nichts ist aber geschehen. Es ist wirklich traurig für ein Volk, das leidet. Wir haben den Eindruck, dass die gesamte internationale Gemeinschaft, vertreten durch die Monusco im Kongo, machtlos gegenüber der von Ruanda unterstützten M23-Truppe ist. Und das ist unglaublich! Es ist unvorstellbar.“

Nein zur Zerstückelung des Landes

Ein Kongolese, der sein Land liebe und vom Leid seines Volkes berührt sei, müsse aufstehen und Nein zu dem Vorhaben sagen, das Land zu zerstückeln, so der Kardinal weiter. Bei der Monusco-Mission der UNO handelt es sich um eine Initiative, die schon seit zwei Jahrzehnten existiert. Sie wird aber kritisiert, weil sie zum größten Teil aus Soldaten besteht, die selbst aus Ländern stammen, in denen es keine Demokratie gibt. So sei es nur schwer verständlich, wie diese Soldaten dem Kongo Demokratie bringen sollten. Außerdem wurden vor 17 Jahren Angehörige der UN-Mission des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger beschuldigt.

Der kongolesische Kardinal:

„Die Monusco hat ihre Hilflosigkeit gegenüber der M23 eingestanden, dass die M23 über bessere Waffen verfügt. Damit ist aber die kongolesische Nation in Gefahr. … Ich bin Erzbischof von Kinshasa, ich lebe in Kinshasa und manchmal habe ich den Eindruck, dass sich die Machthaber gar nicht darum kümmern, was im Osten passiert. Man streitet sich um zweitrangige Fragen, um die Aufteilung der Macht und die Aufteilung der Profite, während das Land im Osten brennt. Ich habe sogar den Eindruck, dass einige unserer Landsleute die Spiele des Feindes spielen. Und am Ende sind es die kleinen Leute, die den höchsten Preis zahlen, wie jetzt in Kishishe.“

Alltag in Kivu
Alltag in Kivu

Keine politische Bedeutung

Der Friedensmarsch am Wochenende habe keine politische Bedeutung gehabt, präzisiert er, sondern habe der Welt zeigen wollen, „dass wir ein einziges Volk sind, vereint für die nationale Sache, vereint für die Souveränität unseres Landes und für die Würde unseres Volkes“, sagte Kardinal Ambongo. „Wir wollen nicht, dass das Land balkanisiert wird“, fügt er an:

„Es gibt Menschen, die sich leicht kaufen lassen. Die Korruption bei uns hat einen solchen Punkt erreicht, dass die Kongolesen für Geld vor nichts zurückschrecken. Und das gilt vor allem für diejenigen, die an der Macht sind, diejenigen, die für die Sicherheit des Landes, die Kontrolle und den kollektiven Schutz des Volkes verantwortlich sind. Denn wenn jemand mit ein bisschen Geld kommt, gibt er sofort nach, und das ist es, wofür wir jetzt bezahlen.“

Im Osten der Demokratischen Republik Kongo operieren seit den beiden großen Kriegen, die das Land gegen Ende des letzten Jahrtausends erlebt hat, mehrere Milizen. Unter ihnen ist die Bewegung des sogenannten „23. März“ – kurz M23 genannt – die mehrere Ortschaften in den Gebieten Rutshuru und Nyiragongo in der Provinz Nord-Kivu unter ihre Kontrolle gebracht hat und der sowohl der Kongo als auch die Vereinten Nationen vorwerfen, von Ruanda unterstützt zu werden. Dies wird von Kigali konsequent bestritten.

Auf einem Gipfeltreffen am 23. November in Angola wurde ein Waffenstillstand mit anschließendem Rückzug der Rebellen aus den in den letzten Monaten eroberten Stellungen angeordnet, andernfalls würden sie von einer ostafrikanischen Regionaltruppe, die derzeit im Osten der Demokratischen Republik Kongo stationiert wird, delogiert werden. Bisher wurde kein Rückzug beobachtet.

Zahlreiche Demonstrationen

Die Zivilgesellschaft organisierte zahlreiche Demonstrationen, insbesondere in der Provinzhauptstadt Goma, um gegen die Verschlechterung der Sicherheitslage zu protestieren und das „Schweigen und die Zweideutigkeit‘“ der internationalen Gemeinschaft angesichts dessen, was als Aggression wahrgenommen wird, anzuprangern.

In einem Interview mit Radio Vatikan am Samstag rief der Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf: „Das sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen, die sogar Völkermord sein können, und die internationale Gemeinschaft schließt die Augen, wie sie 1994 die Augen geschlossen hat. Was nützen die Opfer, wenn die internationale Gemeinschaft in zehn Jahren aufwacht und sich ihrer Fehler bewusst wird? Wir wollen, dass jetzt gehandelt wird.“

Papst Franziskus wird die Demokratische Republik Kongo von Dienstag, den 31. Januar bis Freitag, den 3. Februar besuchen. Seine Reise wird ihn in die Hauptstadt Kinshasa führen. Der ursprünglich geplante Aufenthalt in Goma wurde gestrichen, aber die Opfer der Gewalt im Osten werden ihn in Kinshasa treffen.

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

07. Dezember 2022, 11:40