Italien: Fokolar-Bewegung berichtet über Missbrauch
Bei den aufgeführten Fällen handelt es sich um sexuellen, geistlichen oder Macht-Missbrauch gegenüber Minderjährigen und schutzbedürftigen Erwachsenen, also beispielsweise Menschen mit Behinderung. Weiter weist die Bewegung in dem Rechenschaftsbericht auf Wiedergutmachungsmaßnahmen hin und kündigt neue Ermittlungsverfahren und Schulungen an.
Die Fokolar-Bewegung dokumentierte nach eigenen Angaben weltweit insgesamt 61 Meldungen zu internen Missbrauchsfällen zwischen 2014 und 2022. Allerdings seien in dieser Zeit auch Fälle erfasst worden, deren Tatzeit deutlich weiter zurückreiche.
66 Täter ermittelt
Nach Angaben des Berichts konnte die Organisation 66 Täter ermitteln. 53 von ihnen sind Laien, vier Geistliche, vier Kinder und vier Personen, die der Bewegung nicht angehörten, die Tat jedoch im Rahmen einer Fokolar-Aktion begangen hatten. Drei Täterinnen waren weiblich, die übrigen männlich. Mehr als die Hälfte der Taten hätten sich in Europa abgespielt, in Amerika seien es 15 gewesen, in Afrika vier sowie jeweils drei in Asien und Ozeanien.
In 20 Fällen schloss die Bewegung die Täter aus der Gemeinschaft aus. Neun Täter wurden bestraft, neun weitere Fälle wurden an die Strafverfolgungsbehörden weitergegeben. 19 Verfahren seien derzeit noch nicht abgeschlossen. Zwölf Fälle sind bereits abgeschlossen, weil kein ausreichender Verdacht vorliege bzw. in einem Fall die beschuldigte Person bereits verstorben sei.
Gegenmaßnahmen im Bericht thematisiert
Als Gegenmaßnahmen bot die Bewegung laut Bericht in den vergangenen Jahren verstärkt Präventionskurse an. Die Schulungen richten sich insbesondere an diejenigen, die Verantwortung für Minderjährige tragen. Außerdem wird ab dem 1. Mai eine unabhängige Kommission ihre Arbeit aufnehmen, die sich ausschließlich mit der Bearbeitung von Meldungen und Hinweisen befassen soll, wie es hieß.
In einem Begleitbrief zum Report bitten die Präsidentin der Bewegung, Margaret Karram, und Co-Präsident Jesus Moran Cepedano die Betroffenen erneut um Verzeihung: „Es gibt keine Worte, um den Schmerz und die Scham auszudrücken, die wir weiterhin über diese Vorfälle empfinden“. Gleichzeitig dankten die beiden den Betroffenen und ihren Familien für die Unterstützung und Hilfe bei der Aufarbeitung.
Geistliche Heimat für zwei Millionen Menschen
Die italienische Volksschullehrerin Chiara Lubich (1920-2008) aus Trient gründete die Fokolar-Bewegung 1943. Der Name hat seinen Ursprung in einem örtlichen Wort für Herdfeuer, in Anlehnung an die Wärme und Geborgenheit von Flammen und der sich darum sammelnden Familie. Mittlerweile ist sie in mehr als 180 Ländern der Welt vertreten und zählt rund 140.000 Mitglieder. Unter ihnen sind neben Katholiken auch andere Christen sowie Angehörige anderer Religionen wie Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus, aber auch Menschen ohne religiöses Bekenntnis. Mehr als zwei Millionen Menschen fühlen sich in der Bewegung geistlich beheimatet.
(pm – fg)
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