US-Jesuit Martin würdigt Zugehen des Papstes auf queere Katholiken
Das sagte Martin, ein bekannter LGBTQ-Seelsorger, jetzt in einem Interview mit dem katholischen deutschen Podcast „himmelklar“. Franziskus‘ Ansatz sei „vor allem pastoral, nicht theologisch“.
„Er verändert nicht die Lehre, aber die Ansprache. Er ist pastoral und Teil dieses pastoralen Ansatzes ist auch, sich gegen Ungerechtigkeiten auszusprechen, wie die Kriminalisierung von Homosexualität. Das macht ein Pastor, er beschützt seine Gemeinde.“
„Er hat als erster Papst das Wort schwul benutzt“
Diese Art des Papstes, auf Menschen zuzugehen, sei ein „enormer Schritt nach vorne“.
„Er hat als erster Papst das Wort schwul benutzt… In diesen Jahren hat er Briefe des Zuspruchs nicht nur an mich, sondern an viele Menschen geschickt, die sich im LGBTQ-Bereich engagieren. Er sagt Eltern, sie sollen ihre Kinder nicht aus dem Haus schmeißen, er hat sich gegen die Kriminalisierung von Homosexualität ausgesprochen. Solche Sachen sind außergewöhnlich für einen Papst.“
Pater Martin ist Berater des Kommunikations-Dikasteriums im Vatikan, hat mehrfach mit dem Papst ausführlich über LGBTQ-Seelsorge gesprochen und seither mehrfach kurze Briefe mit ihm ausgetauscht. „Ich empfinde da eine große Dankbarkeit nicht nur für seine persönliche Zusprache, sondern auch für das Signal, dass das in die LGBTQ-Community setzt. Er ist bei dem Thema wirklich sehr besorgt, wie es jeder gute Pastor wäre.“
James Martin hat 2016 begonnen, sich in der LGBTQ-Seelsorge zu engagieren. Dafür muss er innerkirchlich auch viel Kritik einstecken. Im Podcast „himmelklar“ betont er:
„Es geht mir nicht um die Änderung der Lehre“
„Es geht mir nicht um die Änderung der Lehre, ich möchte diesen Menschen nur eine Hand reichen und ihnen zuhören. Aber selbst das ist für einige zu viel.“
Dass er die katholische Lehre zum Thema Homosexualität nicht in Frage stelle, habe anfangs viele in der LGBTQ-Community „irritiert“. Inzwischen verstünden das aber viele. „Ich will nur die Diskussion in Gang bringen und die Kirche dazu bewegen, ihnen zuzuhören. Das ist das Wichtigste.“
Er kenne viele LGBTQ-Katholiken, die „ein Leben voller Heiligkeit und Liebe“ führten, so der US-Jesuit. Dass er die kirchliche Lehre zur Homosexualität nicht in Frage stelle, habe zum einen damit zu tun, dass er ein Mann der Kirche sei und niemanden in der Kirche vor den Kopf stoßen wolle. Außerdem werbe er dafür, „dass wir dem Gewissen der LGBTQ-Menschen einfach vertrauen“.
„Für mich ist es viel wichtiger, den LGBTQ-Katholiken eine Stimme zu geben, und den Menschen nahezubringen, auch auf diese Stimmen zu hören. Das empfinde ich als meine Rolle… Und ganz wichtig: Ich will meine Position innerhalb der Kirche vertreten. Es gibt andere, die sehen das anders, aber ich will das, was in der Kirche heute möglich ist, versuchen zu bewegen. Ich gebe zu, das ist eine etwas schräge Position, in der ich mich befinde. Aber es gibt genug Menschen, die die Lehre hinterfragen, da muss ich das nicht auch noch tun.“
Die entscheidende Lehre der Kirche ist Jesus Christus selbst
Aus seiner Sicht sei die entscheidende Lehre der Kirche Jesus Christus selbst – und der habe keine Menschen verdammt.
„Wir müssen uns auch klarwerden: Es gibt keinen einzigen LGBTQ-Menschen auf der Welt, dem nicht klar ist, was die Kirche zum Thema Homosexualität und Enthaltsamkeit lehrt. Wir sollten sie eher an die anderen Aspekte der christlichen Botschaft erinnern.“
(vatican news – sk)
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