Heiliges Land: Frieden braucht Vermittlung von außen
Marie Duhamel und Mario Galgano - Vatikanstadt
Am Donnerstag um 13 Uhr schlug das Internationale Forum der Katholischen Aktion Gläubigen verschiedener Religionen und Konfessionen vor, sich im Gebet zu sammeln und „Eine Minute für den Frieden“ in der Welt zu widmen. Bei der Generalaudienz am Mittwoch hatte der Papst – noch vor seiner Einlieferung in die Gemelli-Klinik - diese Initiative, für ein Ende der Kriege, insbesondere in der „gemarterten Ukraine“, zu beten.
Mit der Wahl des 8. Juni wollte das Internationale Forum der Katholischen Aktion an die von Papst Franziskus am 8. Juni 2014 einberufene „Gebetsanrufung für den Frieden“ erinnern, bei der die Präsidenten Israels und der Palästinensischen Autonomiebehörde, Shimon Peres und Maḥmoud Abbas, im Vatikan in Anwesenheit des Patriarchen von Konstantinopel zusammengekommen waren, um gemeinsam Gott für das Geschenk des Friedens im Heiligen Land anzurufen.
Die Hoffnungen
Bischof William Shomali, seit Juli 2021 Generalvikar für Jerusalem und Palästina, blickt auf die Hoffnung zurück, die dieses Treffen in den vatikanischen Gärten geweckt hatte:
„Mein Eindruck war damals und ist heute optimistisch. Ich weiß, dass das Gebet in naher oder ferner Zukunft immer eine Wirkung hat, nicht nur, um den Frieden zu erreichen - den wir uns natürlich wünschen -, sondern auch, um das Schlimmste zu verhindern, denn das Schlimmste zu verhindern kann eine Frucht des Gebets sein. Es stimmt, dass seit 2014 die Frage des israelisch-palästinensischen Konflikts nicht gelöst wurde, aber zumindest haben wir Ereignisse vermieden, die dramatischer hätten sein können als das, was wir erlebt haben. Der letzte Krieg zwischen dem Islamischen Dschihad und Israel dauerte zum Beispiel nur drei Tage. Er hätte auch 50 Tage dauern können, wie in den vergangenen Kriegen. Wir hoffen weiterhin, dass eines Tages der Frieden kommen wird.“
Die Bedeutung des Gebets
„Das Gebet kann alles“, schrieb der Papst auf Twitter vor der Friedensanrufung am 8. Juni 2014. Das Gebet bedeute, sich Gott anzuvertrauen, ebenso wie ein Akt der persönlichen Bekehrung, der grundlegend sei, um über die Gewalt hinauszugehen, so Bischof Shomali:
„Um Frieden zu schaffen, braucht es den guten Willen, der von beiden am Konflikt beteiligten Parteien ausgeht. Wenn beide Seiten keinen Frieden schließen wollen, sind alle Vermittlungen nutzlos. Und um die Mentalität der Kämpfer oder der traditionellen Feinde zu ändern, kann wirklich das Gebet viel bewirken. Letztendlich will Gott die Bekehrung der Herzen und die ernsthafte Absicht, Frieden zu erreichen. Ohne dies verzögert sich der Frieden.“
Im Jahr 2014 brachte der Papst Shimon Peres, Mahmoud Abbas und den Patriarchen von Konstantinopel in den Vatikanischen Gärten zusammen. Franziskus setzt immer wieder auf die Begegnung und das gegenseitige Kennenlernen, um die Geschwisterlichkeit zu erreichen, die den Frieden aufbauen wird. Dies sei der wesentliche Schritt zum Frieden, erläutert Bischof Shomali:
„Denn man muss sich treffen und bereit sein, sich an einen Verhandlungstisch zu setzen. Es braucht Vermittler, die die beiden Positionen aufweichen und sogar ein wenig Druck ausüben. Wir wissen, dass auf diese Weise schon viele Probleme gelöst wurden. Europa hat nach zwei Weltkriegen die Europäische Union aufgebaut, die ein Wunder ist, und dieses Wunder geschah, weil drei fromme Christen sich trafen - ein Deutscher, ein Franzose und ein Italiener - und sie wollten ernsthaft Frieden schließen und die Europäische Union schaffen, die meiner Meinung nach ein Modell und ein Wunder der Versöhnung ist.“
Die heutigen Hindernisse
Über die heutigen Hindernisse für den Frieden im Heiligen Land sagt Bischof Shomali:
„In der gegenwärtigen Atmosphäre von Hass, Blut und Gewalt ist es sehr schwierig, sich an einen Verhandlungstisch zu setzen. Wir haben eine rechtsgerichtete Regierung in Israel und wir haben die Hamas bei den Palästinensern, und es ist schwierig, sie an einen Tisch zu bekommen. Es gibt immer noch Hindernisse für den Frieden: die Spaltungen unter den Palästinensern und auch die israelische Seite muss verstehen, dass sie auch keinen Frieden haben wird. Es gibt Frauen und Männer guten Willens, die sich ernsthaft für den Frieden einsetzen, aber es sind Minderheiten, deren Stimmen nicht laut genug sind, um einen wirksamen Wandel herbeizuführen. Wir sind noch nicht reif genug dafür. Weil alle den Frieden brauchen, reden alle davon, alle geben vor, für den Frieden zu beten, aber der Frieden ist nicht da. Ich denke, es gibt noch viel zu tun. Es bedarf einer stärkeren Vermittlung durch die Großmächte. Wir können die beiden Parteien nicht alleine verhandeln lassen.“
(vatican news)
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