Kanada: Die Aussöhnung von Indigenen und Kirche kommt voran
Von Michael Hermann, Adélaïde Patrignani und Jean-Charles Putzolu, Vatikanstadt
Die Indigenen Kanadas hatten über Jahrzehnte unter Enteignungen, Umerziehungen und unter der Zerstörung ihres kulturellen Erbes gelitten. In Internatsschulen, die von der damaligen kanadischen Regierung geschaffen und von katholischen Organisationen betrieben worden waren, wurden Kinder und Jugendliche schwer misshandelt. Viele starben an den Folgen.
Initiativen zur Aussöhnung
„Die freundliche, brüderliche Haltung, der beruhigende, offene und vorurteilsfreie Blick des Heiligen Vaters hinterließ bei allen einen bleibenden Eindruck", sagt der kanadische Bischof Raymond Poisson gegenüber Radio Vatikan mit Blick auf die Papstreise in das Land vor einem Jahr. „Er hat einen außergewöhnlichen Schritt der Demut gezeigt, und das wurde von unseren indigenen Brüdern und Schwestern sehr geschätzt", so der Bischof von Saint-Jérôme-Mont-Laurier und Vorsitzende der kanadischen Bischofskonferenz.
Auch der kanadische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Paul Gibbard, bestätigte im Gespräch mit Radio Vatikan, dass die Papstreise vor einem Jahr den Initiativen mit dem Ziel der Aussöhnung großen Auftrieb gegeben habe. Beispielsweise sei ein Fonds mit insgesamt 30 Millionen Dollar eingerichtet worden, der Projekte für und mit Indigenen unterstützt. „Es sind Projekte, die wir gemeinsam denken, mit unseren indigenen Brüdern und Schwestern, zuerst mit ihnen und für sie, und nicht wir in ihrem Namen", sagt Bischof Raymond Poisson.
Heiliger Stuhl distanzierte sich von Doktrin der Entdeckung
Franziskus war vom 24. bis 30. Juli des vergangenen Jahres in Kanada. Er besuchte eine Reihe von indigenen Siedlungsgebieten und führte zahlreiche Gespräche mit Vertretern der indigenen Bevölkerung. Während einer gemeinsamen Feier gab Franziskus zwei Paar Mokassins zurück, die ihm die Indigenen einige Monate zuvor in Rom mit der Bitte um Rückgabe überreicht hatten. Die Schuhe symbolisierten das Leid indigener Kinder und stünden sowohl für den Schmerz, den die Kinder, die Jugendlichen und deren Eltern erleiden mussten, als auch für den gemeinsamen Weg, der von katholischer Kirche und Indigenen nun beschritten werden müsse, sagte der Papst.
(rv – mch)
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