Jubiläum in Lourdes
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Insgesamt gibt es wieder Zahlen, die sehr ermutigend sind“, sagt der neue Rektor von Lourdes, Pater Michel Daubanes, im Interview mit Radio Vatikan. „Im Februar, beim Fest Unserer Lieben Frau von Lourdes, hatten wir eine wirklich sehr beeindruckende Zahl von Pilgern hier. Wir erreichen also wieder die Zahlen von vor der Pandemie und gehen davon aus, dass wir sie in den kommenden Monaten und Jahren übertreffen werden.“
Alles in allem rechnet man im „Heiligen Bezirk“ von Lourdes dieses Jahr mit dreieinhalb Millionen Wallfahrern für das Jahr 2023. Vor allem Kranke besuchen den Ort in den Pyrenäen, in dem Maria 1858 mehrfach dem Mädchen Bernadette Soubirous erschien. Im Lauf der Jahrzehnte ist es an der Quelle in der Erscheinungsgrotte zu einer ganzen Reihe von Heilungswundern gekommen.
150 Jahre Nationalwallfahrt
Die französische Nationalwallfahrt nach Lourdes, vom 11. August bis zu diesem Mittwoch, fand schon zum 150. Mal statt – ein Jubiläum, das in diesen Tagen mit einer Reihe von Veranstaltungen gefeiert wurde, in denen es um Themen wie Synodalität, würdiges Sterben oder Umweltschutz ging. Vor genau anderthalb Jahrhunderten hat die Kirche die Erscheinungen von Lourdes offiziell anerkannt.
„Während es für die Pilger die 150. Wallfahrt ist, ist es für mich die erste, da ich am 1. September letzten Jahres zum Rektor ernannt wurde; also entdecke ich jetzt diese schöne Pilgerfahrt… Aber die Kranken haben die Priorität. Ich lege großen Wert auf diesen Aspekt, da er sehr charakteristisch für den Wallfahrtsort ist. Die Besonderheit in diesem Jahr ist vielleicht die wiedergefundene Begeisterung der Pilger. Wir haben auch Jugendgruppen vom Weltjugendtag, der vor kurzem stattgefunden hat. Da ist Freude zu spüren, Enthusiasmus, ein erneuerter Glauben! Das ist sehr schön…“
Nicht Paris, sondern ein Bergnest
Für Katholiken in Frankreich ist Lourdes noch mehr als ein Wallfahrtsort. Für viele gehört er zur Identität. Hier finden auch regelmäßig die Tagungen der französischen Bischofskonferenz statt. Nicht Paris, sondern dieses Bergnest hart an der Grenze zu Spanien ist so etwas wie der heimliche Nabel der französischen Kirche – oder, wie der Wallfahrtsdirektor mit Hinweis auf die Konferenzen und Veranstaltungen dieser Tage sagt, ein bevorzugter Kommunikationskanal zwischen der Kirche und den Gläubigen.
„Davon bin ich überzeugt! Die Themen dieser Konferenzen erweitern den Horizont der Pilger und vermitteln Elemente zur Beantwortung der gesellschaftlichen Fragen von heute. Und als Beichtvater kann ich bestätigen, dass diese Fragen mit voller Wucht auch in der Beichtkapelle auftauchen.“
Übrigens: Pater Daubanes nennt Lourdes auch „synodal“. Das ist ja im Moment der vielleicht angesagteste Begriff in der Kirche, und er geht auch an der Grotte von Massabielle nicht vorbei. „Wir haben ein Investitionsprojekt über zehn Jahre, das von meinem Vorgänger auf den Weg gebracht wurde, und ich möchte daraus einen wirklich synodalen Prozess machen, bei dem alle mobilisiert werden. Nach der Covid-Pandemie waren wir doch von einer gewissen Isolation gezeichnet, verletzt, der eine wie der andere. Es geht darum, einen Enthusiasmus für die Kirche wiederzubeleben, der wirklich synodal ist.“
Noch einmal nachgefragt: Ist Lourdes also seinem Wesen nach synodal? „Ganz genau“, sagt der Geistliche. „Ob Putzfrau, Direktor, Rektor oder Kaplan, wir alle tragen zum Glück der Pilger bei, die das Heiligtum wirklich mit einem Lächeln im Gesicht und Freude im Herzen verlassen, weil ihr Glaube wirklich neue Nahrung gefunden hat. Dazu tragen wir alle bei, egal wer wir sind. Und das ist sehr schön!“
(vatican news)
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