Archivbild: Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa (2. v.l.) zusammen mit Kardinal Christoph Schönborn Archivbild: Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa (2. v.l.) zusammen mit Kardinal Christoph Schönborn 

Wiener Ostkirchen-Beauftragter: Große Solidarität mit Ukrainern

Eine „enorme Welle der Solidarität“ hat tausende ukrainische Flüchtlinge aufgenommen, und dafür ist die Kirche in der Ukraine sehr dankbar. Das sagt im Interview mit Radio Vatikan Erzpriester Yuriy Kolasa zur Flüchtlingswelle aus der Ukraine nach Europa, darunter nach Österreich. Kosala ist Generalvikar der Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich. Unter dem Thema „Wunden heilen und Traumata verarbeiten“ tagt derzeit die Synode der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche in Rom.

Jonas Over – Vatikanstadt

Der Ukrainekrieg ist für die ukrainische griechisch-katholische Kirche eine große Herausforderung - nicht nur in dem osteuropäischen Land selber, sondern auch im Ausland, wo sie sich um die Diasporagemeinden kümmert. „Die Kirche betet mit der großen Hoffnung, dass Gott den Menschen in der Ukraine seine Gnade gewährt, und auch, dass er für den Frieden alles in die Wege leiten wird.“ Das sei die Botschaft der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, sagt uns Erzpriester Kolasa.

Auf Einladung des Kyiver Großerzbischofs Swjatoslaw Schewtschuk und im Auftrag von Kardinal Christoph Schönborn vertritt Kolasa bei den bischöflichen Beratungen die ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinden in Österreich.

Zum Nachhören - was Yuriy Kolasa, Generalvikar für die katholischen Ostkirchen in Österreich, sagt

Tausende Ukrainerinnen und Ukrainer nach Österreich geflüchtet

Seit dem Beginn des Krieges sind etwa 95.000 Ukrainerinnen und Ukrainer - meist Kinder - nach Österreich geflüchtet. Volljährige Männer bis 60 Jahre dürfen ihr Land seit Kriegsbeginn im Februar 2022 nicht verlassen. Um die Menschen vor Ort zu betreuen, seien noch zusätzliche sechs Priester nach Österreich gekommen, so Kolasa. Mit diesen wurden sechs weitere Gemeinden gegründet.

Während der Flüchtlingskrise 2015 seien 20 Prozent in privaten Unterkünften untergebracht und 80 Prozent in organisierte Heimen und Zentren gebracht worden. Anders sei dies nun seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine, erläutert Kolasa. „Mit dem Krieg in der Ukraine und auch mit der Welle der Kriegsvertriebene, die nach Österreich gekommen sind, war die Situation umgekehrt. Über 80 Prozent der kriegsvertriebenen Menschen wurden privat untergebracht, das heißt viele Österreicherinnen und Österreicher haben die Menschen zu sich genommen.“

„Viele Familien durch den Krieg getrennt“

„Hauptziel ist es, zu sehen, was in dieser Hinsicht in der Ukraine und in der ganzen Welt, wo unsere Kirche präsent ist, einschließlich Österreich, bereits getan wurde, und die gemeinsame Strategie für die nächsten Jahre auszuarbeiten“, teilte Kolasa mit. Da viele Familien durch den Krieg getrennt wurden, sei eine enge Zusammenarbeit zwischen der Kirche in der Ukraine und im Ausland nötig. Auch das Treffen mit dem Papst, dem vatikanischen Chefdiplomaten Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und den Leitern verschiedener Kurienbehörden habe dies im Fokus.

Großerzbischof Schewtschuk von Kyiv und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin
Großerzbischof Schewtschuk von Kyiv und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin

An diesem Mittwoch wird die Synode - also die Bischofskonferenz der griechisch-kathoilschen Kirche der Ukraine - mit dem Papst zusammentreffen. Diese Zusammenkunft hat eine große Bedeutung für die ukrainische griechisch-katholische Kirche. „Er will zuhören. Er will jetzt als Vater die Bedürfnisse, die Herausforderungen und die Sorgen und Leiden seinen Kindern hören, um das besser und tiefer zu verstehen und überall, wo möglich, dann eine Antwort oder Hilfe anzubieten“, sagt Kolasa.

Am 13. September endet das Treffen der ukrainischen Bischöfe in Rom. Am Sonntag steht ein Gottesdienst im Petersdom auf dem Programm. Zum Abschluss ist eine große Pressekonferenz anberaumt.

Hintergrund

Die ukrainische griechisch-katholische Kirche ist die größte katholische Ostkirche. Zu ihr bekennen sich nach Angaben des Vatikans weltweit rund 4,5 Millionen Christen. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch. Mehr als die Hälfte der Diözesen der Kirche bestehen im Ausland, allein zwölf in Nord- und Südamerika.

(vatican news)

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06. September 2023, 11:35