USA: Weniger Meldungen über Missbrauch
Laut der Erhebung hat es im Zeitraum Juli 2022 bis Juli 2023 einen Rückgang von Missbrauchsvorwürfen von mehr als 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gegeben. So sei die Zahl der Vorwürfe von 2.704 im Jahr 2022 auf 1.308 im Jahr 2023 gesunken, wie aus dem Ende Mai veröffentlichten Bericht hervorgeht.
Vorwürfe gerichtlich geklärt
Der Rückgang der Vorwurfszahlen sei zum Teil auf die Klärung von Vorwürfen zurückzuführen, die im Zuge von Gerichtsverfahren erhoben worden seien, erläutert der Bericht. Die Zahl neuer Anschuldigungen von Minderjährigen sei mit 17 Fällen gleichwohl „ähnlich hoch wie im Vorjahr“, ist weiter zu erfahren.
Jedoch scheint sich auch die Anwendung von Richtlinien im Umgang mit Vorwürfen insgesamt verbessert zu haben. So hätten alle 196 Diözesen und Eparchien ausnahmslos an der Datenabfrage teilgenommen, was sich aus Sicht der Prävention positiv bewerten lässt: 28 Diözesen seien von StoneBrige vor Ort besucht worden, 131 hätten Daten eingereicht und 17 seien aus der Ferne beurteilt worden.
Bemühen um korrekten Umgang mit Vorwürfen
Zudem sei das Bemühen zu verzeichnen gewesen, Programme und Richtlinien für ein sicheres Umfeld für Kinder und verletzliche Personen zu befolgen und umzusetzen. 70 Prozent der Diözesen und Eparchien der USA hätten dazu in den Gemeinden Umfragen („audits“) durchgeführt. Dabei sei deutlich geworden, dass die Maßnahmen der 2002 etablierten Kinderschutz-Charta der US-amerikanischen Bischofskonferenz („Charta von Dallas“) entsprochen hätten, die Standards im Kinderschutz festschrieb.
Auf eine Überwachung der Umsetzung auf Gemeindeebene pocht derweil die Präventionsexpertin Suzanne Healy, Vorsitzende des „National Review Board“ der US-Konferenz der katholischen Bischöfe, einer von Laien geleiteten Gruppe, die die Bischöfe zur Missbrauchsprävention im kirchlichen Bereich berät. Trotz der Fortschritte könnten „ohne kontinuierliche Sorgfalt und Engagement“ Fehler passieren, warnte sie und verwies unter anderem auf die 17 Fälle neuer Anschuldigungen. „Wir müssen bereit sein zu handeln, wenn dies der Fall ist, wir müssen wachsam bleiben. Eine neue Anschuldigung ist eine zu viel“, schreibt Healy in einem Brief an den Bischofskonferenz-Vorsitzenden Präsidenten, Erzbischof Timothy P. Broglio.
Es bleibt noch einiges zu tun
Als verbesserungswürdig nannten die Autoren des Jahresberichtes etwa die teils unzureichende Überwachung durch Diözesen und Eparchien, um die Einhaltung von Kinderschutzprogramme zu garantieren sowie fehlende Formulierungen in Kinderschutzrichtlinien bezüglich des sexuellen Missbrauchs von Kindern und ähnlich verletzlichen Personen.
StoneBridge Business Partners ist ein in Rochester, New York, ansässiges Beratungsunternehmen, das einer Reihe von Organisationen forensische und Compliance-Dienstleistungen anbietet. Darüber hinaus enthält der Bericht eine Erhebung des „Center for Applied Research in the Apostolate“ aus dem Jahr 2023 über Anschuldigungen und Kosten im Zusammenhang mit dem Missbrauch von Minderjährigen.
Großes Leid, hohe Kosten
Die meldenden Diözesen und Eparchien hätten im Untersuchungszeitraum mehr als 260,5 Millionen Dollar an Kosten im Zusammenhang mit Anschuldigungen gezahlt, ist weiter zu erfahren - 99 Prozent mehr als im vorangegangenen Finanzjahr. Von der Gesamtsumme im Jahr 2023 seien 73 Prozent auf die Entschädigung von Opfern und 19 Prozent auf Anwaltskosten entfallen.
In den letzten zehn Jahren haben allein die katholischen Diözesen und Eparchien in den USA mehr als zwei Milliarden Dollar an Kosten im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen gezahlt. Die Kosten für die Missbrauchsüberlebenden seien jedoch weitaus höher, machten Erzbischof Broglio und Expertin Healy in dem Bericht deutlich.
(usccb/osv news – pr)
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