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Porto Alegre in Rio Grande do Sul wurde im Mai überflutet Porto Alegre in Rio Grande do Sul wurde im Mai überflutet  (AFP or licensors)

Hochwasser in Brasilien: Bischofskonferenz lobt Solidarität

Zwei Monate nach den verheerenden Überschwemmungen in Rio Grande do Sul zieht der Vorsitzende der brasilianischen Bischofskonferenz, Jaime Spengler, im Interview mit Radio Vatikan Bilanz. Nach der größten Naturkatastrophe in der Geschichte des Bundesstaates sei es zu einer Solidaritätsbewegung gekommen, „wie es sie in der Geschichte Brasiliens noch nie gegeben hat". Die Kirche ruft der Erzbischof von Porto Alegre auf, den Menschen Hoffnung zu geben.

Andressa Collet und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Zwei Monate sind vergangen, seit der Bundesstaat Rio Grande do Sul von den starken Regenfällen getroffen wurde. Achtzig Prozent des Bundesstaates, welcher fast so groß ist wie Italien, standen unter Wasser:

„Jetzt sind wir dabei, aufzuräumen. Wenn man durch die Straßen der Städte und Viertel geht, sieht man Berge von Müll. Die Familien mussten praktisch alles aus ihren Häusern holen. Nur die Wände sind geblieben, aber in einigen Häusern sind sogar die Wände eingestürzt. Sie können sich also vorstellen, wie viel Müll wir auf den Straßen haben! Für die Behörden ist es sehr schwierig, all diesen Müll zu beseitigen. Und dann ist da noch das Problem der Krankheiten - davon gibt es eine ganze Menge." Die Überschwemmungen trafen mehr als zwei Millionen Menschen, fast 180 starben laut Zahlen des jüngsten Berichts des brasilianischen Zivilschutzes von diesem Montag.

Hier Hören: Der Vorsitzende der brasilianischen Bischofskonferenz, Jaime Spengler, im Interview mit Radio Vatikan zum Hochwasser in Rio Grande do Sul

„Wir haben keine genaue Vorstellung von den Verlusten, aber mehr noch als wir hat zweifellos die Bevölkerung verloren“

„Die Situation ist sehr heikel. In der Metropolregion von Porto Alegre war die Katastrophe enorm. Wir haben Städte und Stadtteile, die völlig zerstört sind. In der Erzdiözese wurden 16 Pfarreien und Kirchen mit ihren Gemeinden überflutet. Wir haben keine genaue Vorstellung von den Verlusten, aber mehr noch als wir hat zweifellos die Bevölkerung verloren. Eine Vielzahl von Familien hat wirklich alles verloren. Viele Menschen verließen ihr Zuhause im Morgengrauen, als das Wasser sehr schnell anstieg, in ihren Schlafanzügen. Sie hatten keine Zeit, irgendetwas sonst zu retten", erinnert sich Spengler. 

Den Menschen Hoffnung geben

Inmitten der Klimatragödie, die die Menschen in Rio Grande do Sul erlebt haben, sind aus seiner Sicht allerdings Hoffnung und Glaube eine Stütze. Bekundungen der Solidarität und Nähe, wie von Papst Franziskus etwa bei seinem Mittagsgebet im Mai, hülfen den Menschen in der Not. Auch materielle Hilfe schickte der Papst: Über das Almosenamt ließ er rund 100.000 Euro (mehr als 500.000 Reais) an die Nuntiatur in Brasilien senden, um sie den von den Überschwemmungen Betroffenen zukommen zu lassen. Und am 11. Mai rief der Papst persönlich Erzbischof Spengler an, um seine Solidarität „mit all jenen zu bekunden, die unter der Katastrophe leiden". Franziskus sagte wörtlich: „Ich bin Ihnen nahe und bete für Sie". Der Erzbischof von Porto Alegre ist dem Kirchenoberhaupt dankbar, dass er auf diese Art den Opfern der Katastrophe Hoffnung schenkt:

Erzbischof Jaime Spengler im Interview mit Radio Vatikan
Erzbischof Jaime Spengler im Interview mit Radio Vatikan

„Eine der großen Aufgaben der Kirche in dieser Zeit in Lateinamerika: Unserem Volk Hoffnung geben“

„Ich glaube, dass in diesem historischen Moment, den wir in gesellschaftlicher, politischer, wirtschaftlicher und auch kirchlicher Hinsicht erleben, eine der großen Aufgaben der Kirche in Lateinamerika darin besteht, unserem Volk Hoffnung zu geben. Unser Volk muss genährt werden - im Glauben, aber auch in der Hoffnung. Und warum spüre ich diese beiden Tugenden? Weil die Nächstenliebe eine alltägliche Eigenschaft unseres Volkes ist. Unser Volk versteht es, Solidarität zu zeigen, unser Volk ist gut und großzügig. Das erleben wir jetzt in Brasilien, nach den Überschwemmungen im Süden: eine Solidaritätsbewegung, wie es sie in der Geschichte Brasiliens noch nie gegeben hat! Aber das ist typisch für Lateinamerikaner."

Erzbischof Spengler ist nicht nur der Vorsitzende der brasilianischen Bischofskonferenz, sondern auch Vorsitzender des Lateinamerikanischen Bischofsrats CELAM. In dieser Funktion nahm Spengler jüngst an der Vollversammlung der Päpstlichen Lateinamerika-Kommission in Rom teil, wo ihn unser Kollege Silvonei Protz interviewte.

(vatican news - sst)

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03. Juli 2024, 12:29